EHC München: Vorsprung verspielt, dennoch gewonnen
Der EHC München kann noch Tore schießen. Nach drei
Pflichtpartien ohne eigenen Treffer gelang dem Aufsteiger ein Overtime Sieg
gegen den EHC Wolfsburg. 4:3 (1:0,2:0,0:3) hieß es nach knapp 65 Minuten.
Allerdings verspielten die Hausherren dabei einen durch drei Überzahltore
herausgearbeiteten 3:0 Vorsprung innerhalb der letzten sechs Minuten. Noch
peinlicher war jedoch die Zahl der anwesenden Zuschauer. 875 Augenzeugen
bedeuteten ligaweit Minusrekord in dieser Saison.
Fünf und eine halbe Minute war in der Begegnung EHC München gegen EHC
Wolfsburg noch zu absolvieren, das gastgebende Team bestrebt einen mehr als
deutlichen 3:0 Vorsprung zu verwalten. Da gelang dem Kontrahenten aus
Niedersachsen das vermeintliche Ehrentor. Und das auch nur, weil er sich vorübergehend
mit zwei Akteuren mehr auf dem Eis versuchen durfte. Doch aus dem Betriebsunfall
wurde beinahe ein Super-Gau. Um das Selbstvertrauen der zuletzt sieg- und
torlosen Münchner war es trotz der engagierten Leistung noch nicht wieder so
bestellt, dass man derartige Rückschläge problemlos wegsteckt. „Das 3:2 war
der Knackpunkt“, wusste auch Christian Winkler, der zusammen mit Gary Prior
hilflos zusehen musste, wie der Vorsprung sukzessive schmolz. „Angst essen
Seele auf“ war das Motto der Schlussphase. 50 Sekunden vor dem Ende traf Todd
Simon zum Ausgleich.
Allzu lange wollte sich Winkler mit der Erklärung der drei Gegentreffer nicht
aufhalten. „Man muss jetzt das Positive herausstreichen. Andere Mannschaften wären
in so einer Situation eingebrochen, hätten sich aufgegeben.“ Das tat der EHC
beileibe nicht. Die Belohnung folgte 45 Sekunden vor Ende der Verlängerung.
Butzi Mayr zog aus unmöglichem Winkel ab und erwischte Kevin McGibney auf dem
falschen Fuß. „Wenn mir vor dem Spiel einer gesagt hätte, wir holen zwei
Punkte gegen Wolfsburg, ich hätte das unterschrieben“, unkte Winkler. Also
kein Drama ob der verspielten Führung, sondern Freude über den ersten Sieg
seit dem 04. November.
Auch beim Spielgeschehen wollte der sportliche Leiter des Aufsteigers nur das
Positive erwähnt wissen. „Die Leistung der Mannschaft war im Vergleich zu den
letzten Spielen eindeutig verbessert. Christian Curth spielte eine tolle Partie,
Sicinski zeigte wieder Spielwitz und Vollmer hielt – insbesondere im zweiten
Drittel – überragend.“ Dem Gegner attestierte Winkler eine rüde
Spielweise. Ihren letzten Platz in der Tabelle der Strafzeiten rechtfertigten
die Autostädter nachhaltig. Justin Kurtz etwa wurde zweifach wegen Checks gegen
den Kopf belangt. Zur Mitte der Partie war das Spiel für den Verteidiger
beendet. Freilich war es auch ein Vorteil für den EHC, häufig gegen einen
dezimierten Widersacher agieren zu können. „Komplett machen die ganz schön
Wind“, wusste Winkler anschließend.
Bei einem anderen Thema wusste aber selbst der gebürtige Mittenwalder keine
Antwort. Das Stadion bot eine gähnende Leere, was sicher nicht alleine am wenig
zugkräftigen Gegner lag.“ „Da müssen sich andere Leute Gedanken drüber zu
machen, aber beschämend ist so etwas schon.“
Oliver Rabuser
EHC München vs EHC Wolfsburg 4:3
(1:0,2:0,0:3,1:0)
Tore:
1:0 (04:45) Sicinski (Guidarelli, Bronilla, 5-4), 2:0 (29:13) Sicinski (Burman,
Bronilla, 5-3), 3:0 (29:42) Zeller (Bronilla, Mayr,5-4), 3:1 (54:28) Delisle (Kosick,
Fibier, 5-3), 3:2 (58:39) Delisle (Simon, Zurek), 3:3 (59:10) Simon (Zurek,
Delisle), 4:3 (64:15) Mayr (Jann, Hiemer, 5-4 – GWG)
Strafminuten: München
16 -
Wolfsburg 22 + je 10 (Kurtz,
Brüggemann) + 5/Spieldauer (Kurtz)
Schiedsrichter: Alfred Hascher (TEV Miesbach)
- Baumann, Maier
Zuschauer: 875
Spieler des Spiels: Jochen Vollmer