Durch kapitale Fehler auf die Verliererstraße - Vozar trifft vierfach

Ein Blick auf das nackte Ergebnis lässt vermuten, es war wie immer wenn die Löwen auf die Steelers treffen. Die Schwaben liegen den Kurstädtern partout nicht, sind faktisch eine Art Angstgegner. Ein Sieg, sechs Niederlagen, lautet die Bilanz aus den vergangenen sieben Partien. Heute allerdings wäre eine Verbesserung dieser Bilanz durchaus im Bereich des Machbaren gewesen. Einen frühen zwei Tore Rückstand egalisierten die Buam per Doppelschlag, ein dritter - wohl rechtmäßiger - Treffer fand Sekunden später keine Anerkennung. Die Tölzer Rumpftruppe - es fehlten Keller, Prommersberger, Baindl, sowie die kurzfristig erkrankten Urban und Kruck - bot dem personell weitaus namhafter besetzten Gegner mehr als nur Paroli. Nur durch individuelle Fehler in Abschnitt zwei geriet man auf die Verliererstrasse. Erstaunlich dabei, dass der im letzten Jahr noch unter Peter Obresa in Nauheim tätige Patrick Vozar vier Treffer erzielte und logischerweise Spieler des Abends war. Für die Löwen war es hingegen die siebte Niederlage am Stück, gerade einmal fünf Zähler konnten im Dezember eingefahren werden.
Ein Kuriosum, welches es wohl nur in Bad Tölz gibt, ist das Zuschauerverhalten. Nach vier siegreichen Begegnungen nahm der Besucherandrang in den anschließenden beiden Heimpartien merkwürdigerweise ab. Jetzt, wo die Buam ein Spiel nach dem anderen vergeigen, finden über 2000 Augenpaare den Weg in die Arena. Gesehen haben sie einen verhaltenen Beginn beider Teams. Der erste nennenswerte Schuss der Gäste war gleichbedeutend mit deren Führung. Der Weißrusse Kovalev zog aus halbrechter Position ab und traf exakt neben den langen Pfosten. Alsbald legten die Schwaben nach. Warren vergab eine formidable Ausgleichschance, beim darauffolgenden Konter überwand Vozar Patrick Couture mit etwas Glück. Zwei Tore im Hintertreffen verheißen statistisch nichts Gutes für die Isarwinkler. Zu selten wurde ein derartiger Rückstand in den letzten Monaten gedreht. Doch heute sollte es anders sein. Florian Zellers energisches Nachsetzen ermöglichte Sebastian Kottmair den Anschluss aus kurzer Distanz. 95 Sekunden danach war es wiederum die Zeller-Reihe mit Sebastian Kottmair und Florian Curth, die den Spielstand egalisierte. Dieses Mal traf Zeller selbst, er schloss einen Bilderbuchkonter ebenso vorbildlich ab. Erneut nur Augenblicke später schoss Morgan Warren per Bauerntrick zur vermeintlichen Führung ein, Schiedsrichter Franzel versagte dem Tor allerdings die Anerkennung. Nachsicht für diese Entscheidung begründet der Blickwinkel des Unparteiischen. Die Scheibe war nur einen Bruchteil einer Sekunde hinter der Linie, ehe sie Jason Elliot in seiner Fanghand versteckte. Bietigheims Trainer Uli Liebsch beraumte sofort eine Auszeit an, denn der Zustand seines Teams ließ Schlimmeres befürchten. Zu offensiv hätten sie nach der schnellen Führung gedacht, monierte Liebsch hinterher. Immerhin kam seine Eleven ohne weitere Schäden in die Pause.
Weitaus weniger geboten war in der Mitte des Spiels. Herr Frenzel leitete äußerst großzügig, gerade was kleinere Privatduelle in Sachen Nickligkeiten betraf. Florian Zeller setzte einen Abpraller Elliots knapp neben den Pfosten, nachdem der Keeper einen Blueliner von Beppo Franz nicht festhalten konnte. Besser machte es da Patrick Vozar auf der anderen Seite. Bei seinem Abschluss ins kurze Eck durfte er sich jedoch der Mithilfe Coutures erfreuen, der in dieser Szene nicht souverän wirkte. Weitaus Gravierenderes trug sich in den beiden Schlussminuten des Drittel zu. Erst vergab Morgan Warren leichtfertig eine Möglichkeit zum Shorthander, dann sorgte Christian Curth ungewollt für die Vorentscheidung. Im Aufbau aus dem eigenen Drittel befindlich, rutschte der Routinier so unglücklich aus, dass sich den Gästen in Gestalt von Craig Teeple und Patrick Vozar eine unverhoffte 2-1 Situation auftat. Vozar löste diese Situation mit einem trockenen Schuss in die Ecke. Doppelt bitter für die Tölzer: Das 2:4 fiel drei Sekunden vor Drittelende.
Noch einmal zurückzukommen war an diesem Abend für die Mannen von Peter Obresa nicht drin. Das Spiel war gelaufen und die Mitwirkungspflicht am Spiel seitens der Gäste beschränkte sich in den letzten zwanzig Minuten auf das Verwalten des Resultats. Dass selbiges sogar noch geschönt wurde, lag an einem erneuten Abspielfehler im Defensivverbund. Der Spieler des Tages machte das Gastspiel der Steelers in Bad Tölz endgültig zu den Vozar-Festspielen. Zwei Akteure durften derweil schon nicht mehr mitwirken. Peter Obresa war wenig angetan von der Leistung seines ersten Blocks. Jeff Hoad war bei zwei Gegentreffern unmittelbar in der Nähe, Rod Stevens schien nach seiner Erkrankung die Spritzigkeit zu fehlen. Was dem Tölzer Übungsleiter jedoch völlig egal war. "Wenn er kommt, muss es seine Leistung bringen. Andernfalls soll er zuhause bleiben." Ein Lob huschte Obresa für seine stärksten Akteure heraus. Florian Zeller und sein Namensvetter Curth lieferten fürwahr eine starke Vorstellung ab. Zwei Spieler reichen jedoch nicht, um gegen eine Mannschaft vom Kaliber der Steelers zu bestehen. Vor allem nicht, wenn der Gegner gar nichts machen muss, weil er die Tore geschenkt bekommt. Obresa erhofft sich eine gute Phase, wenn der Kader wieder komplett zusammen ist. Auch in Sachen Heimstärke sollte dann etwas zu machen sein.
Uli Liebsch erachtete die gewonnenen Punkte als äußerst wichtig. Mit einem Sieg gegen Weißwasser möchte man nunmehr die Chance auf die Play Offs wieder verstärken. Das bisherige Abschneiden seines Teams kann er sich hingegen auch nicht so recht erklären. Die Harmonie in der Mannschaft stimmt, vielleicht sind die Spieler untereinander sogar zu brav. An Neuverpflichtungen werde gearbeitet, auch ein siebter Ausländer wäre denkbar. Für den ECT gilt es jetzt gegen Regensburg das Jahr versöhnlich ausklingen zu lassen. (orab)
Tore:
0:1 (07:24) Kovalev (Rooney, Völk), 0:2 (08:47) Vozar (Jaques, Rooney), 1:2 (10:14) S.Kottmair (F.Curth, Zeller), 2:2 (11:49) Zeller (F.Curth), 2:3 (32:10) Vozar (Long), 2:4 (39:57) Vozar (Teeple), 2:5 (43:02) Vozar (Jaques, Breslagic)
Strafen: Bad Tölz 8 - Bietigheim 6
Schiedsrichter: Frenzel (Zweibrücken) - Molis, Plitz
Zuschauer: 1931