Dünne Personaldecke, aber viel QualitätTeamcheck DEL2 Saison 2014/2015: Bietigheim Steelers
Betrachtet man die jüngste Vergangenheit gehören die Bietigheim Steelers zu den wohl erfolgreichsten Teams der DEL2. Seit 2009 feierten die Schwaben zwei Meistertitel und zwei Pokalsiege. Beide Pokalsiege, der Meistertitel 2013 sowie die Vizemeisterschaft in der vergangenen Spielzeit gingen auf das Konto von Trainer Kevin Gaudet. Kein Wunder, dass ein solcher Erfolg Begehrlichkeiten anderer Teams weckte - doch der sympathische Kanadier entschied sich für einen Verbleib in Bietigheim und verlängerte seinen Kontrakt um zwei weitere Jahre.
Fleißig bastelte der Meister-Coach von 2013 an seiner Mannschaft, wohl wissend, dass gerade Defensive und die Torhüterposition die größte Baustelle im Team darstellten. Mit Sinisa Martinovic holte Kevin Gaudet einen Bietigheimer Publikumsliebling zurück ins Ellental. Dieser hatte in Heilbronn zwar ein Seuchenjahr hinter sich:Zu oft wurde er von seinen Vorderleuten im Stich gelassen, verletzte sich und bekam schlussendlich noch einen weiteren Torhüter vor die Nase gesetzt. In Bietigheim will sich der Meisterheld von 2009 nun neu beweisen und hinterließ in den bisherigen Vorbereitungsspielen gemeinsam mit Andy Mechel - der mittlerweile in seine vierte Saison geht - einen positiven ersten Eindruck.
In der Defensive gab es einen kompletten Umbruch, den nur Markus Gleich und Bastian Steingross überstanden haben. Neu hinzu gekommen sind mit Dominic Auger (Rosenheim) und Adam Borzecki (Schwenningen) zwei sehr erfahrene Akteure, die die jungen Benjamin Hüfner (Crimmitschau) und Max Prommersberger (Dresden) führen sollen. Schwer wurde es hingegen für Dustin Ketzler - für den 17-jährigen kam der Sprung in den Profikader zu früh und er hat den Verein wieder verlassen.
Beileibe kein Geheimnis ist, dass Kevin Gaudet seine Teams mit Vorliebe ein schnelles Offensiv-Eishockey praktizieren lässt. Wenig verwunderlich daher, dass das Hauptaugenmerk des Trainers auch in dieser Spielzeit wieder darauf liegt. Im Fokus steht dabei vor allem Justin Kelly. Der von den Bietigheimer Fans bis heute fast schon vergötterte Publikumsliebling soll der Offensive mit seinem Passspiel, seiner Übersicht und dem überragenden Spielverständnis noch mehr Durchschlagskraft verleihen. Neben den bisherigen Stammkräften Matt McKnight, Mark Heatley, Marcus Sommerfeld, Robin Just, René Schoofs und David Wrigley komplettiert Jason Pinizzotto den Kader. Dieser kennt die Liga bestens und wird erstmals gemeinsam mit seinem Kumpel David Wrigley auf dem Eis stehen. Unbekannt ist allerdings noch, ob die beiden Try Out Spieler Archie Skalbeck und Benjamin Kronawitter bei den Steelers einen dauerhaften Vertrag bekommen werden: Empfehlen konnten sich die beiden mit guten Leistungen auf alle Fälle.
Interessant werden dürfte es vor allem beim Thema Jugend in Bietigheim. Mit Michael Fink und Lukas Fröhlich konnten sich während der Vorbereitung zwei Youngsters aus dem eigenen Nachwuchs für den Profi-Spielbetrieb empfehlen. Nachdem im Mai noch die Kooperation mit den Krefeld Pinguinen scheiterte, konnte man mit den Iserlohn Roosters einen DEL-Kooperationspartner bekannt geben. Diese gaben mit Verteidiger Dieter Orendorz (22 Jahre) und den beiden Stürmer Marcel Kahle (21 Jahre) und Marko Friedrich (23 Jahre) drei Förderlizenzspieler bekannt. Wann und ob diese Nachwuchskräfte für den Vizemeister auflaufen werden ist aber aktuell noch unbekannt.
Eine weitere große Baustelle in der Bietigheimer EgeTrans Arena dürfte sicherlich auch die wirtschaftliche Konsolidierung werden. Zwar sei man hier laut Geschäftsführer Volker Schoch auf einem guten Weg, geschafft ist dies aber noch lange nicht. Auch bei den Zuschauern hat man noch Luft nach oben. Durchschnittlich fanden 3.000 Zuschauer den Weg ins Ellental. Mit 4.500 Plätzen Gesamtkapazität ist aber auch hier noch Verbesserungspotenzial ersichtlich.
Fazit: Die Personaldecke ist auch in dieser Saison sehr dünn. Schon in der Vorbereitung musste man auf fest eingeplante Größen wie Adam Borzecki, Jason Pinizzotto oder Justin Kelly verzichten. Im letzten Vorbereitungsspiel gegen die Löwen Frankfurt hatte man auf Grund von Krankheit und Verletzungen zeitweise gar nur elf Feldspieler zur Verfügung. Viel Qualität und (mal wieder) wenig Quantität also: Bleiben die Bietigheimer Kufencracks während der regulären Saison verletzungsfrei, sind die Playoffs fast als fix zu betrachten. Ansonsten müsste man personell nachrüsten, was angesichts der Finanzsituation schwierig werden dürfte.