Dirk Rohrbach: "Wir sind gut aufgestellt!"Im 90. Jubiläumsjahr sind die Pre-Playoffs das Minimalziel für die Lausitzer Füchse
Geschäftsführer Dirk Rohrbach in der Kabine seiner Lausitzer Füchse. (Foto: Jan Neumeister)Hockeyweb: Herr Rohrbach, wie schätzen Sie die letzte Saison ein?
Rohrbach: Es war erneut eine schwierige Saison, vor allem coronabedingt. Es gab Verschiebungen und Absagen von Spielen, dazu die Quotientenregelung. Mit unserem Auftaktsieg gegen Dresden hatten wir eigentlich einen guten Start, haben aber bald gemerkt, dass wir stagnieren. So haben wir uns mit Eric Valentin und Richie Mueller verstärkt. Im Januar veränderten wir uns auf der Trainerposition mit Petteri Väkiparta als neuem Head-Coach.
Es war dann trotzdem eine sehr schwierige Zeit. Durch Corona-Ausfälle hatten wir teilweise nur zehn bis zwölf Spieler zur Verfügung. Auch waren immer wieder alle zwei Tage Spiele zu absolvieren, was vor allem die Leistungsträger arg strapazierte. Als wir realisierten, dass unsere Chancen auf die Playoffs sehr gering waren, haben wir den Fokus auf die Abstiegsrunde gelegt. Unsere Trainer haben zum Beispiel bereits angeschlagene Spieler geschont. Außerdem haben wir den Kader personell noch einmal verbreitert mit Marius Stöber aus der U23, dazu Adrian Grygiel aus Krefeld und Ramon Schnetzer als fünftem Ausländer.
So haben wir uns voll auf die Playdowns konzentriert und den Klassenerhalt gesichert. Fakt ist natürlich auch, dass die letzten Spielzeiten nicht zufriedenstellend waren. Man muss aber auch festhalten, dass die Konstellationen schwierig waren.
Hockeyweb: Welches Potential sehen Sie für die neue Spielzeit?
Rohrbach: In der neuen Saison wollen wir mindestens die Pre-Playoffs erreichen. Das muss gerade in unserem 90. Jubiläumsjahr unser Minimalziel sein. Wir haben eine gute Mischung zusammenbekommen und konnten mit Sebastian Zauner, Dominic Bohac und Maximilian Adam drei erfahrene Verteidiger zu uns holen. Dadurch können wir alle vier Ausländerpositionen im Sturm einsetzen, dies alles natürlich im Rahmen unserer begrenzten finanziellen Mittel. Es ist klar, dass wir wirtschaftlich kein höheres Risiko eingehen werden und können. Wir müssen realistisch bleiben, die Pre-Playoffs sind das Ziel, an dem wir uns messen.
Hockeyweb: Mit Lane Scheidl und Teemu Henritius haben Sie zwei erfahrene Stürmer geholt. Wird das ausreichen, um den Kader wirklich zu verbreitern? In der letzten Spielzeit lag ja sehr viel Last auf der ersten Reihe.
Rohrbach: Ja, natürlich war die Hauptverantwortung in der letzten Saison sehr einseitig bei Hunter Garlent und Peter Quenneville, was die Scoringzahlen angeht. Ich denke, dass wir mit den vier Imports eine Mischung gefunden haben, mit der wir erfolgreich sein können. Ich hoffe schon, dass wir nicht so berechenbar sind. Aber auch Spieler wie zum Beispiel Eric Valentin und Toni Ritter werden ihren Beitrag leisten können, damit wir drei bis vier ausgeglichene Reihen haben.
Ein großer Schwerpunkt bleibt die Kooperation mit den Berliner Eisbären. Auf der Torwartposition haben wir mit Nikita Quapp einen Förderlizenzspieler, dazu haben wir mit Kristian Hufsky einen jungen, talentierten Torwart geholt, der ebenfalls seine Spiele machen wird. Gerade auch, weil Nikita, wenn alles normal läuft, bei der U20-Weltmeisterschaft sein wird und uns dann einige Wochen nicht zur Verfügung steht.
Auch haben wir die anderen jungen Spieler wie Daniel Visner, Julian Wäser und Ilja Fleischmann im Team, die letztes Jahr schon dabei waren und mit den Eisbären Deutscher Meister im U20-Bereich geworden sind. Dazu Förderlizenzspieler wie Korbinian Geibel, Marco Baßler, die auch zu uns kommen werden. Insofern bin ich überzeugt, dass wir eine gute Mischung haben und ordentlich aufgestellt sind.
Hockeyweb: Die Kooperation mit den Berliner Eisbären besteht seit mehreren Jahren und ist eine der intensivsten zwischen DEL und DEL2-Clubs. Manche bezeichnen die Füchse teilweise -positiv gemeint- als Farmteam der Berliner. Kann so eine umfangreiche Kooperation in bestimmen Situationen auch von Nachteil sein bzw. begeben sich die Füchse nicht auch in eine gewisse Abhängigkeit?
Rohrbach: Von Abhängigkeit würde ich nicht sprechen. Wir haben wöchentliche Telefonate und einen umfangreichen Austausch, gerade mit André Rankel als Development Manager bei den Eisbären, der auch regelmäßig nach Weißwasser kommt, und mit Serge Aubin, Stephane Richer sowie Sebastian Elwing als Torwarttrainer. Die Zusammenarbeit geschieht auf Augenhöhe. Natürlich standen in den letzten Jahren aufgrund von Verletzungen und anderen Themen nicht immer alle Spieler zur Verfügung, aber das ist normal. Deshalb haben wir einen Kader mit 23 Spielern plus den Förderlizenzspielern.
Wichtig ist auch die Kooperation mit den Crocodiles Hamburg, damit junge Spieler, die bei uns nicht zum Einsatz kommen, dort Eiszeit bekommen und Spielpraxis sammeln können. Auch diese Zusammenarbeit läuft sehr gut und sollte in dieser Saison wieder Früchte tragen.
Hockeyweb: Sind die Förderlizenzspieler dann länger hier in Weißwasser und trainieren hier längere Zeit am Stück?
Rohrbach: Maximilian Heim zum Beispiel konnte die Vorbereitung bereits komplett mit uns absolvieren, wir gehen auch davon aus, dass weitere Spieler häufig hier sind. Bennet Roßmy lasse ich mal ein bisschen außen vor, er dürfte den Schritt zum DEL-Stammspieler in Berlin schaffen. Aber gerade er ist ein positives Beispiel dafür, wie junge Spieler, die ihre Karriere bei uns begonnen haben, ihre Entwicklung stetig vorantreiben konnten.
Hockeyweb: Kommen wir zu einem traurigen Thema. Klaus Hirche, der im Frühjahr dieses Jahres verstarb, war nicht nur eine Legende des DDR-Eishockeys, sondern auch so etwas wie die gute Seele des Eissports in Weißwasser. Wie schwer wiegt der Verlust und gibt es Pläne, ihn entsprechend zu ehren?
Rohrbach: Klaus war ein langjähriger Wegbegleiter von mir und auch erster Ansprechpartner zum Beispiel für die Traditionsmannschaft. Wir hatten einen wöchentlichen Austausch und haben viele Dinge gemeinsam umgesetzt. Es ist sehr traurig, dass er von uns gegangen ist. Wir sind derzeit mit der Stadtverwaltung Weißwasser im Gespräch, wie wir ihn in unserer Stadt würdigen werden. Es gibt dazu verschiedene Modelle, es wird eine nachhaltige Ehrung sein, da bin ich sicher.
Hockeyweb: Sie sind ja auch ein Spieler-Urgestein in Weißwasser, haben Sie noch unter ihm gespielt?
Rohrbach: Klaus hat mich damals zum Eishockey geholt. Ich hatte mit drei Jahren mit meinem Opa auf dem Braunsteich angefangen. Mit fünf oder sechs Jahren war dann die Frage, ob und wie es weitergeht. Klaus meinte, du kannst gut Schlittschuhlaufen und bist talentiert, also: „Weitermachen!“. Er hat mich nicht selbst trainiert, aber entdeckt und war dann 1992 auch mein Mannschaftsleiter, als ich im Profibereich anfing. Wir hatten einen sehr engen Draht zueinander und ich habe ihm viel zu verdanken.
Hockeyweb: Nach zwei Spielzeiten mit Corona-Restriktionen gibt es den nächsten „Elephant in the room“, das Thema Energiekrise. Die Eisarena in Weißwasser gehört der Stadt. Wer kommt für die höheren Energiekosten auf?
Rohrbach: Wir sind Mieter der Halle und haben einen Vertrag inklusive Nebenkosten. Für 2022 ist der Vertrag fix, insbesondere für Strom, der ca. 80% des Energiebedarfs deckt. Das große Problem kann ab Januar auf uns zukommen, wenn der Strompreis sich ändert. Deshalb sprechen wir mit der Stadtverwaltung und werden verschiedene Optionen diskutieren. Ich als Stadtrat weiß auch, dass die Haushaltskasse sehr klamm ist und dass die Rechtsaufsicht auch darauf schaut, ob und wie die höheren Kosten auf die Mieter umgelegt werden. Wir haben bereits proaktiv Maßnahmen ergriffen, so ist zum Beispiel die Eisschicht dieses Jahr anderthalb Zentimeter dünner als sonst. Auch würde das Eis sofort abgetaut werden, sobald wir aus dem Spielbetrieb gehen. Zudem haben wir die Temperatur der Eisaufbereitung höher gesetzt, was Energie spart. Alles in allem haben wir aktuell Maßnahmen ergriffen, die insgesamt 23% Einsparungen ausmachen. Natürlich muss man auch berücksichtigen, welche Bedeutung die Halle für die Stadt und die Region hat. Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb mit über 3 Mio. Euro Umsatz, hinzu kommt der Stammverein, der ein wichtiges Eishockeyzentrum ist. Wir werden gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern alles tun, um die Saison darzustellen.
Zum Abschluss noch ein paar schnelle Fragen und Antworten:
Welcher Abgang schmerzt am meisten?
Leon Hungerecker ist ein schmerzlicher Verlust, aber auch Torgarant Peter Quenneville. Doch ich denke, wir haben die Abgänge adäquat ersetzt.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, welchen Spieler aus der DEL2 würden Sie sofort verpflichten?
Wir schauen gar nicht so weit hoch. Uns geht es darum, ein homogenes Team zusammen zu stellen, junge Spieler auszubilden und sind zufrieden mit unserer Mannschaft.
Welchen Förderlizenzspieler sehen Sie am ehesten in der NHL?
Sicher Bennet Roßmy.
Wer wird DEL2 Meister?
Schwer zu sagen, ich denke die Kassel Huskies.
Hockeyweb: Herr Rohrbach, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und den Lausitzer Füchsen alles Gute für die neue Saison.