Die Ziellinie ist überschritten - Tölzer Löwen bleiben in der Bundesliga
Heimpleite gegen BietigheimIn welches Gesicht man auch blickte. Ob Stadtrat, Geschäftsführer, Sponsoren
oder im Fanlager, allesamt hatten sie bange Momente zu überstehen, bis die
Schlusssirene endlich den sprichwörtlichen Stein von der Herzen fallen ließ.
Mit 3:2 (1:1,1:1,1:0) setzten sich die Buam aus der Kurstadt gegen den ESV
Kaufbeuren durch und haben den Allgäuern dadurch eines voraus: Sie spielen
ein weiteres Jahr in der zweiten Bundesliga. Für die Joker kommt es dagegen
am kommenden Freitag zu einer Art Showdown. Im Heimspiel gegen Crimmitschau dürfte
sich entscheiden, wer von den beiden Mannschaften dem EV Weiden in die
Oberliga folgen muss. In einem ausgeglichenen, ganz engen Match machte der
Treffer von Andreas Kruck zu Beginn des letzten Drittels den kleinen
Unterschied. Nach dem Spiel feierten Mannschaft und Fans ausgiebig den
Klassenerhalt.
So gut gefüllt wie an diesem Abend würde man sich die Hacker-Pschorr-Arena
öfter wünschen. 2800 Besucher, darunter auch gut und gerne 300 aus dem Allgäu,
wollten sich das vorentscheidende Duell um den Ligaverbleib zu Gemüte führen.
Die sangesfreudigen Gästefans hatten zuerst Grund zum Jubeln. Martin
Schweiger brachte seine Farben im Powerplay nach knapp sieben Minuten in
Front. Sollten die Tölzer ihre gute Ausgangsposition am Ende noch verspielen
? Für ein zwischenzeitliches "Nein" auf diese Frage sorgte
Sebastian Kottmair. Er stocherte die Scheibe über die Torlinie, nachdem
Martin Cinibulk im Joker-Tor einen Schuss von Derek Mayer nicht festhalten
konnte. Selbiger Kottmair war es auch, der kurz nach Wiederbeginn für das 2:1
sorgte. Darauf wusste allerdings Patrick Yetman schon bald eine
Antwort. Er traf aus dem Gewühl heraus zum Gleichstand. Die Gäste wirkten im
Vergleich zu den bisherigen Vergleichen ungewohnt zielstrebig, geradezu
giftig. Wohlwissend, dass mit einem Sieg womöglich eine komplett verkorkste
Saison gerettet werden kann. So sah es auch Löwen-Coach Obresa.
"Man hat
gesehen, dass Kaufbeuren zum Gewinnen hierher gekommen ist. Wir hatten einige
Probleme gegen die vielen großen Spieler der Joker." In der Tat war die
zuletzt gewohnte Stabilität nicht ganz so gegeben. Eine gehörige Portion
Nervosität tat ein Übriges. Obresas Urteil darüber: "So spät in der
Saison kann man keine große Klasse mehr erwarten." Die letzten
zwanzig Minuten wurden von der subjektiven Wahrnehmung her vielleicht die
längsten der gesamten Spielzeit. Frühzeitig brachte Andreas Kruck die Buam
nach schöner Einzelleistung erneut in Front. Doch die Verunsicherung
wollte sich angesichts der enormen Bedeutung der Partie nicht legen.
Kaufbeuren rannte mit dem Mut der Verzweiflung an, schoss aus allen Lagen.
Patrick Couture war hellwach, zeigte seine ganze Klasse. Er ließ keine
Scheibe mehr passieren. Als Cinibulk zu Gunsten eines weiteren Feldspielers
das Eis verließ, fokussierten sich die Tölzer einzig darauf, den Puck
aus dem Verteidigungsdrittel zu schlagen. Die Entkräftung war jetzt zu spüren.
Die beiden stärksten Verteidigungsreihen waren pausenlos im
Spiel. Die Scheibe wollte partout nicht über die blaue Linie. Irgendwann
aber war die Zeit abgelaufen und der Isarwinkel aller Abstiegssorgen ledig.
Joker-Coach Pit Ustorf wirkte nach dem Spiel verständlicherweise etwas
niedergeschlagen. "Meine Mannschaft hat alles gegeben was möglich war.
Manchmal müssten vielleicht Spieler in den Vordergrund rücken, die in den
Spielen zuvor wenig Eiszeit hatten, um die ausgelaugten Schlüsselspieler zu
entlasten." Als entscheidenden Unterschied machte Ustorf die fehlende
Tiefe im Team aus. "Eine Reihe, dazu Dietrich als Alleinunterhalter,
das reicht nicht. Wie schon oftmals zuvor hat sich den entscheidenden
Gegentreffer erneut die dritte Reihe eingefangen."
Peter Obresa indes beglückwünschte seine Schützlinge: "Sie haben sich
den vorzeitigen Klassenerhalt redlich verdient", und meinte hinterher,
"wenn mir einer gesagt hätte, wir würden ein Wochenende vor
Saisonschluss mit 16 Punkten die Playdowns anführen, das hätte ich sofort
unterschrieben." Ein Sonderlob fand Obresa für seinen Goalie.
"Couture hat ein super Spiel gemacht, gerade als Kaufbeuren zum Ende hin
schoss was das Zeug hielt." Auch Florian Jäger bekam Lob von seinem
Trainer. Jäger musste ab dem zweiten Drittel Florian Leitner ersetzen, der
mit einer leichten Gehirnerschütterung ausschied. "Er kam kalt rein und
hat seine Sache super, weil kaum Fehler gemacht", so sein Chef. Das
ausgegebene Ziel möchte Obresa trotz der Planungssicherheit nicht
aus den Augen verlieren. "Die Jungs haben sehr viel geleistet und sich
das Feiern heute verdient. Trotzdem möchte ich die Tabelle als Erster
abschließen", so die Vorgabe für die beiden finalen Partien. (orab)
Tore:
0:1 (06:54) Schweiger (5-4), 1:1 (09:19) S.Kottmair (Meyer 5-4), 2:1
(22:07) S.Kottmair (Stevens, Hoad), 2:2 (24:04) Yetman (Schweiger), 3:2
(41:28) Kruck (Warren)
Strafen: Bad Tölz 12 - Kaufbeuren 10
Schiedsrichter: M.Langer (Zweibrücken) - Faigle, Tondera
Zuschauer: 2263 (Vereinsangabe)
Spieler des Spiels: Derek Mayer