Die Hacker-Pschorr Arena - Ein Schmuckstück im Isarwinkel

„Hockey is coming back“, kommentierte der Münchner Merkur sehr treffend die Eröffnung der neuen Eishalle in Bad Tölz, die den Namen des Sponsors Hacker-Pschorr trägt. Zwar ging die Premiere in Form des Länderspieles gegen den Nachbar aus Österreich mit 0:2 gründlich daneben, doch letztlich störte das bis auf ein paar unverbesserliche Fanatiker kaum jemanden. Bundestrainer Hans Zach ging kurz nach Spielschluss mit denjenigen, die sein Team gegen Ende der Partie gnadenlos ausgepfiffen hatten, hart ins Gericht und empfahl ihnen, „lieber zweit- oder drittklassiges Eishockey anzusehen, als die Nationalmannschaft“, doch der Ärger war bald verraucht. Schließlich freuten sich alle über die neue Arena: Die Halle war der Star.
Eigentlich sollte es ja bereits in den post-weihnachtlichen Tagen soweit sein, sechs Wochen später war der Tag aber dann gekommen. Die Eröffnung der Hacker-Pschorr-Arena in Bad Tölz. Als im Zuge des Ländervergleichs zwischen Deutschland und Österreich um 18.30 Uhr die Eingänge geöffnet wurden, gab es nahezu ausschließlich Worte des Erstaunens und der Bewunderung. Insbesondere die Eishockeyanhänger der Tölzer Löwen, Zugpferd des neuen Stadions, fühlten sich auf Anhieb heimisch in einer der sicherlich schönsten deutschen Eishallen.
DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken war dann auch voll des Lobes: „Wir bräuchten viel mehr solcher Stadien. Es ist wie bei einer Leiter: Die untere und die obere Sprosse sind da, aber in der Mitte fehlt einiges.“ Zwar gebe es in Deutschland mittlerweile einige Großarenen und viele kleine Hallen, aber der Mittelbau mit Stadien von 4000 bis 6000 Zuschauern müsste viel stärker vertreten sein.
In einer beispiellosen Bauzeit von nur zehn Monaten wurde die neue Heimat des EC Bad Tölz fertiggestellt. Am 05. April 2003 erfolgte die Grundsteinlegung, am 04.02.2004 die Eröffnung. 11,8 Millionen Euro verschlang das ehrgeizige Projekt. Sechs Millionen steuerte die Stadt bei, 1,2 Millionen ließ sich die Schörghuber-Gruppe ein zehn Jahre währendes Namensrecht inklusive den Schankrechten an der Arena kosten. Der Rest soll durch den Förderverein mit Peter Kathan an der Spitze sowie durch Kredite aufgebracht werden. Auch optisch unterscheidet sich das Bauwerk von herkömmlichen Eisstadien. Die gewölbten Dächer passen sich der landschaftlichen Umgebung nahezu perfekt an. Dies war das Bestreben von Norbert Widmoser, dem Architekten dieses Projektes. Auch unter dem Dach ist die Bauweise nicht minder eindrucksvoll. Zwölf VIP-Boxen, Konferenzraum, sehr geräumiges Restaurant, ausreichend Imbissstellen, 14 Umkleidekabinen sowie diverse Nebenräume erfüllen die Ansprüche von Sportlern, Zuschauern und Verantwortlichen in gleichem Maße.
An die 4200 Zuschauer finden in der Arena Platz. Den zahlreichen Stehplätzen stehen lediglich 756 Sitzgelegenheiten entgegen. Das Tölzer Eishockeypublikum möchte das so. Im Herbst geht dann auch die kleine Halle in Betrieb. Sie entspricht ebenfalls internationaler Norm und bietet auf einer Galerie ca. 200 Zuschauern Platz. An der Peter-Freisl-Straße mussten sich Hobbymannschaften die spärliche Eiszeit unter sich aufteilen, nun kommen auch die Hobby-Cracks und der Breitensport besser zum Tragen.
Es grenzt eigentlich an ein Wunder, dass die Halle rechtzeitig zum gemeinsamen Eröffnungsbully durch den Tölzer Bürgermeister und den DEB-Präsidenten fertig geworden ist. Wer gesehen hat, wie vor einer Woche noch Dutzende von Handwerkern an allen Ecken und Enden zugange waren, der rieb sich am Mittwoch die Augen: Die Halle war fix und fertig. Zwar traten einige Schönheitsfehler zu Tage, aber diese sind vorwiegend organisatorischer Art und daher schnell zu beheben: So gibt es für die Arena nur einen Eingang, vor dem sich Hunderte drängelten, die dann relativ lange auf den Einlass warten mussten. Ähnlich lange Schlangen bildeten sich in den Pausen vor den Verpflegungsständen, was zur Verärgerung vieler Fans beitrug. Weniger leicht zu beheben sind möglicherweise die Sichtprobleme, die auf einigen Plätzen auftraten. So haben die Besucher der unteren Sitzplätze eine extrem dicke Eisenstange vor der Nase, sodass nur ein Teil der Eisfläche einsehbar ist. Aber auch die Fans auf den Stehplätzen klagten vereinzelt über Sichtbehinderungen.
Trotz dieser Unzulänglichkeiten ist die Hacker-Pschorr-Arena zweifellos ein Schmuckkästchen geworden. Obwohl in erster Linie als Eisstadion konzipiert, kann sie auch für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt werden. Besonders Stolz ist man in Tölz darauf, dass dort vom 10. bis 17.7.2004 die Inline-Hockey-WM ausgetragen wird, für die man sich regen Zuspruch erhofft. Noch lieber hätte man zwar, wie Geschäftsführer Demmel schmunzelnd versicherte, die Eishockey-WM veranstaltet, aber vorerst sei man mit dem Ableger Inlinehockey zufrieden. So ist die Arena auch im Sommer gut ausgelastet.
Franz Demmel, Geschäftsführer der Tölzer Löwen und der Stadion-Betriebsgesellschaft, sieht in den verbleibenden Spielen der Zweitligasaison eine Art Testlauf, um Kinderkrankheiten schnellstmöglich zu beseitigen. Der "Huababua von Scheeroa", wie Demmel in Tölz genannt wird, sieht das neue Bauwerk als Quantensprung in jedweder Hinsicht. Von sanitären Anlagen angefangen, über den Service bis hin zur Persektive der ersten Mannschaft. Auf ein deutliches Ansteigen der Zuschauerzahlen wird gehofft. Bislang ging in Bad Tölz lediglich der harte Kern zum Eishockey. Gelegentlichen Besuchern, die primär heruntergekommene sanitäre Anlagen oder die oft eisige Kälte im zugigen Stadion angeprangert haben, fehlen diese Argumente nunmehr gänzlich. Man kann sich - soweit mit guten Abwehrkräften ausgestattet - fast schon mit sommerlicher Kleidung in der Arena aufhalten, ohne zu frieren.
Wenn die Tölzer Löwen am nächsten Freitag den Tabellenführer aus Wolfsburg empfangen, wird sich zeigen, ob die Hacker-Pschorr-Arena sowohl eine neue mächtige Heimstätte für die gelb-schwarzen Cracks, als auch eine gern besuchte Freizeitkomponente für die Stadt Bad Tölz und ihr Umland werden wird. (orab, an, Foto: D. Meier))