Die Falken wollen (wieder) höher fliegenTeamcheck DEL2 Saison 2014/2015: Heilbronner Falken
Manuel Weibler, der für das Spiel am Freitag gesperrt ist, Axel Hackert und Adrian Kolar haben zwei weitere Siege im Fokus. (Foto: Larissa Nied)Seit dem 1. Juli ist Atilla Eren Chef im Falken-Lager. Seine Arbeit zu beurteilen wäre verfrüht, nicht ein Punktspiel wurde unter seiner Leitung als Geschäftsführer absolviert. Für seine Premierensaison hat er sich dennoch klare Ziele gesetzt: „Wir wollen mit unserem Eishockey mehr begeistern als in der letzten Saison. Kaufmännisch wollen wir eine stabile und transparente Organisation aufbauen. Sportlich konsequent mit jungen Spieler arbeiten und dabei erfolgreich sein.“ Über die genaue Höhe des zur Verfügung stehenden Etats machte er keine Angaben, sagte aber: „Wir planen mit einem geringeren als in der letzten Saison.“
An der Bande steht weiterhin Igor Pavlov. Ein Coach mit Erfahrung, nicht nur in Deutschland. Letzte Saison meinte er im Rahmen einer Pressekonferenz, dass er mit einem Team arbeite, was er nicht selber zusammengestellt hat. An dieser, seiner eigenen, Aussage wird er sich messen lassen müssen. Gemeinsam mit Atilla Eren hat er den Kader zusammengestellt (vgl. Gespräch am Ende des Artikels). Diese Mannschaft trägt seine Handschrift, nun ist es an ihm, ein harmonierendes und funktionierendes Team zu formen und somit Erfolge zu erzielen.
Auf der Torhüterposition stehen mit Philip Lehr und Florian Proske zwei junge Keeper im Kader der Falken. Über diese Schlüsselposition sagt Igor Pavlov: „Philip ist meine Nummer Eins. Auch Florian hat das Potenzial, er ist amtierender DNL-Meister mit den Jungadlern. Er hatte maßgeblichen Anteil an diesem Titel.“ Auf Nachfrage zum Potenzial beider jungen Keeper sagt er weiter: „Philip ist meine Nummer Eins. Hätte er nicht das Potenzial dazu, wäre er nicht mal die Nummer Zwei. Florian Proske ist ein junger, aber ebenso ein sehr guter Torhüter.“ Die Testspiele haben gezeigt, dass die Falken hier gut aufgestellt sind. Mit Dustin Haloschan steht ein weiterer Torhüter im Aufgebot. Der gebürtige Oberhausener absolvierte in der Saison 2009/2010 zwei Einsätze für den ERC Ingolstadt in der DEL.
Der selbsternannte Opa in der Verteidigung -sogar im ganzen Team- ist Fabian Krull. Nicht altersbedingt, sondern vielmehr ist er der Spieler, der das Falken-Trikot am längsten trägt. Neben ihm ist mit Steven Bär nur ein Verteidiger geblieben, der schon zu Beginn der letzten Saison im Aufgebot stand. Die prominentesten Neuzugänge im Defensivverbund sind wohl Louis Heinis und T.J. Fast. Letzterer spielte in der letzten Saison erstmals in Europa und konnte in Crimmitschau sein Leistungsvermögen zeigen. 17 Tore und 36 Punkte konnte er erzielen. Mit ihm zusammen wechselt ebenso Robin Thomson aus Westsachsen ins Unterland. Er spielte bereits bei den Hannover Scorpions in der DEL unter Igor Pavlov.
Nicht minder viele neue Gesichter präsentieren sich in der Abteilung Offensive. Gemeinsam von der Universität an den Neckar wechseln Grant Toulmin und Conor O´Donnell. Bereits in den ersten Testspielen war die spielerische Harmonie der beiden zu erkennen. Senkrechtstarter-Potenzial hat Tobias Kirchner, letztjähriger DNL-Meister mit den Jungadlern aus Mannheim und mit einer Förderlizenz der Adler ausgestattet. Innerhalb der DEL2 wechselt der Kanadier Dustin Cameron aus Ravensburg nach Heilbronn. 67 Scorerpunkte konnte er in der letzten Saison für die dortigen Towerstars erzielen. Sollte er sein Leistungsvermögen über den Sommer beibehalten haben, wird er in der internen Punktewertung sicherlich weit oben zu finden sein. Weiter neu im Team ist das Trio Alexander und Sergej Janzen sowie Marvin Krüger, die allesamt bereits unter Igor Pavlov für die Hannover Scorpions in der DEL gespielt haben. Dazu gesellt sich mit Sachar Blank ein weiterer Ex-Scorpion. Ebenso in Heilbronn werden die jungen, aber verlässlichen Alexander Ackermann, Marcel Kurth, Andrej Bires und Patrick Eisele spielen. Als weitere Förderlizenzspieler lauern Kevin Maginot und Lennart Palausch auf Einsätze. In den bereits absolvierten Testspielen fiel immer wieder Kevin Maginot, vielmehr seine Rückennummer #6 auf. Der 20jährige weiß seine 1,90 m Körpergröße gut einzusetzen und sorgt somit stetig für Unruhe in den Ecken und im gegnerischen Slot. Bringt er diese Leistung auch im Verlauf der Punktspiele, wird sein Name in den Notizbüchern der DEL-Scouts landen. Abzuwarten bleibt wie und wo Stefano Rupp und Alexander Karachun sich ihre Eiszeiten verdienen werden.
Warten müssen die Falken-Fans auf den geregelten Auf- und Abstieg, denn diesen wird es, auch wenn er mehrfach und vielerorts gefordert wird, in der anstehenden Saison nicht geben. Igor Pavlov hat dazu eine eindeutige Meinung: „Das ist die Regel. Wirtschaftlich geht das gar nicht. Man braucht eine langfristige und gesicherte Planung.“
Der Falken-Kapitän der neuen Saison steht indes noch nicht fest. „Die Jungs werden Ihren Kapitän selber wählen, das gehört nicht zu meiner Kompetenz. Aber dazu müssen sie sich erst noch besser kennenlernen. Das wird kurz vor dem Saisonbeginn passieren.“
Im letzten Jahr konnten die Falken den Klassenerhalt erst im siebenten Play-Down-Spiel sichern. Viele Spieler haben den Verein verlassen, darunter auch große Namen wie Torsten Fendt, Robert Hock, Adriano Carciola, Frantisek Mrazek oder P.J. Fenton. Die ersten Vorbereitungsspiele habe eine andere Philosophie gezeigt. Nicht mehr einzelnen Spieler, sondern die Mannschaft steht im Fokus. Jede Reihe hat Potenzial Tore zu schießen. In einer ausgeglichen Liga wie der DEL2 wird Erfolg gewiss nicht über einen oder zwei Spieler, sondern über eine mannschaftliche Geschlossenheit generiert. Wenn der Eindruck aus den ersten Spielen stimmt, werden die Falken in der anstehenden Saison weiter oben in der Tabelle rangieren. Ein Pre-Play-Off-Platz ist in absoluter Reichweite, ob es für mehr reichen wird, wird der Saisonverlauf offenbaren.
Gespräch mit Igor Pavlov nach den ersten beiden Vorbereitungsspiele:
Herr Pavlov, wie sieht Ihr Saisonziel aus?
Ich erwarte gute Arbeit, ein schnelles und körperbetontes Kombinationsspiel. Wir möchten unsere Zuschauer begeistern und konkurrenzfähig oben mitspielen. Wir sind Leistungssportler. Wir wollen immer unsere Top-Leistung zeigen. In jedem Training und in jedem Spiel.
Einen Sportdirektor gibt es seit der Entlassung von Rico Rossi nicht mehr. Haben Sie die Spieler ausgesucht und verpflichtet?
Ja. Neue Spieler stehen in meiner Verantwortung. Ich arbeite eng mit Atilla Eren zusammen. Er kümmert sich um das wirtschaftliche und ich mich ums sportliche.
Wie sah Ihr Anforderungsprofil für die neuen Spieler aus?
Die Anforderungen des modernen Eishockeys sind schnelle Spieler, die auch und besonders ein körperliches Spiel betreiben. Sie müssen bereit sein hart zu arbeiten, sich stetig verbessern zu wollen. Solche Spieler haben wir nach Heilbronn geholt. Zudem wolle alle Jungs etwas erreichen, sie wollen erfolgreich sein.
Wie waren die ersten Tage mit der Mannschaft?
Wir sind jetzt ungefähr eine Woche zusammen und sind schon gut organisiert. Wir haben insgesamt zehn Vorbereitungsspiele, diese werden wir für weitere Details nutzen. Wir wollen eine Einheit werden. Die Jungs sollen miteinander und füreinander arbeiten und spielen. Wir werden die einzelnen Charaktere noch besser kennenlernen, Laufwege lernen und taktisch und strategisch arbeiten. Wir werden mein Konzept einstudieren und es dann in der Saison richtig umsetzen. Physisch haben wir bereits eine gute Basis geschaffen und auf diesem Fundament werden wir weiter aufbauen.