Die 2. Bundesliga zum Jahreswechsel - Ein Blick zurück

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Die Halbzeit der Saison 2002-2003 fällt fast mit dem Jahreswechsel zusammen. Am Silvestertag fand der 33. von insgesamt 60 Spieltagen der Vorrunde statt. Grund genug, auf die erste Saisonhälfte schlaglichtartig zurückzublicken:

Sportliche und wirtschaftliche Stabilität im Spannungsfeld der Clubs

Durch den Aufstieg des ERC Ingolstadt in die Deutsche Eishockey Liga und

wegen der Aufstockung der 2. Eishockey-Bundesliga auf 15 Teams durften auch die

nominellen Absteiger der letzten Saison weiter in der 2. Bundesliga verbleiben.

Neu in der Liga kamen die Aufsteiger aus Oberliga, der ESV Kaufbeuren und der EV

Landshut. Die Entscheidung über die Zusammensetzung der 2. Bundesliga für die

Saison 2002/03 am "Grünen Tisch" fand nicht überall ungeteilte

Freude, da der ES Weißwasser, der EHC Straubing, der SC Riessersee und der EV

Landshut noch in Insolvenzverfahren steckten und auch eine Reihe anderer Clubs

vor dem Saisonstart mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen

hatten. Gleichwohl wurde allseits personell tüchtig aufgerüstet, eine Vielzahl

von ausgemusterten DEL-Spielern verpflichtet und Eishockey-"Legionäre"

aus dem Ausland eingekauft, wobei sich später mancher Deal als Fehlgriff

herausstellte. Der SC Bietigheim-Bissingen beispielsweise bewies bei seinen

Spielereinkäufen und mit der Verpflichtung von Trainer Markus Berwanger

allerdings ein gutes Händchen und bestätigte weitestgehend die Vorhersagen

deutscher Eishockeyfachleute, eines der TOP-Teams der Liga zusammengestellt zu

haben. Aber auch Clubs, die in den Prognosen nicht gerade als Favoriten

gehandelt wurden, hatten sich gezielt verstärkt und konnten sich zum

Jahreswechsel sogar im oberen Tabellendrittel etablieren. Für viele Fachleute

überraschend schaffte es der SC Riessersee in einem fulminaten Endspurt mit

fünf Punkten Vorsprung vor den punktegleichen Verfolgern Landshut und

Bietigheim-Bissingen die Tabellenführung in das Jahr 2003 mit hinüber zu

nehmen. Allerdings hielten nicht bei allen Clubs die Neuverpflichtungen, was

ihre Spielstatistiken oder Berater versprachen. So belegte der vor dem

Saisonstart als Mitfavorit hochgelobte und mit einigen hochkarätigen

DEL-Altstars und Top-Ausländern gut bestückte Heilbronner EC zum Jahreswechsel

nur den 8. Tabellenplatz und muß sogar um die Playoff-Teilnahme bangen.

Schmerzlich war für die "Falken" sicher der verletzungsbedingte

Ausfall des ehemaligen Nationalspielers und Kölner Verteidigers Jörg Mayr, der

im Dezember infolge einer Kieferverletzung seine Karriere endgültig beenden

mußte. Auch der aktuelle Zweitligameister REV Bremerhaven und der EC Bad Tölz

konnten in der bisherigen Spielzeit kaum überzeugen und befanden sich am

letzten Tag des Jahres außerhalb der Playoff-Ränge. Von den Eishockeyauguren

nicht ganz unerwartet rangierten der EHC Freiburg, die Regensburger Eisbären

und die beiden sächsischen Clubs aus Weisswasser und Crimmitschau beim

Jahreswechsel im unteren Tabellendrittel.

Nicht alle neue Besen kehrten gut

Zu Saisonbeginn wurden bei den fünfzehn Zweitligaclubs nur sieben Trainer

weiterbeschäftigt und acht Coaches neu verpflichtet. Im Laufe der Saison

mußten vor dem Jahreswechsel bisher drei Übungsleiter (Weissgerber/ Lausitzer

Füchse; Sekera/Crimmitschau; Pokovic/Bad Tölz) ihren Platz an der Bande

räumen, wobei Crimmitschaus Trainer Horymir Sekera (21.11.02) nahtlos beim

Ligakonkurrenten Lausitzer Füchse ( Weisswasser) eine neue Beschäftigung fand.

Die Arbeitsergebnisse der Neuen an der Bande, von denen sich Vereinsführungen

und Fans wohl Wunder erhofften, blieben weit hinter den teils hohe Erwartungen

zurück. Crimmitschaus Neu-Coach Paul Sommer, als erfolgreicher

"Feuerwehrmann" geschätzt und gepriesen, konnte in 10 Spielen mit

seinem Eispiratenteam nur magere 8 Punkte erbeuten mit dem Resultat, dass sie

nicht vom vorletzten Tabellenplatz wegkamen. In einem Statement zum Neuen Jahr

schwörte der Bayer Sommer die Westsachsen bereits auf die Playdowns ein, nicht

gerade eine gute Nachricht für den Sahnparkclub und seine zahlreichen

Anhänger, die noch mit den Playoffs liebäugelten. Auch beim zweiten

Sachsenclub kündigte sich zum Jahresende ein sportliches Desaster an, denn

Neu-Trainer Sekera brachte den Lausitzer Füchsen bisher nur wenig Erfolg ein.

Zehn Punkte in elf Spielen sprechen eine deutliche Sprache, die bei den

Club-Gesellschaftern und im Fanlager wohl keine Feiertags-Stimmung erzeugt haben

dürften. Drei viel umjubelte Siege (gegen Bietigheim-Bissingen 2:5, gegen

Crimmitschau 1:7 und gegen Bad Tölz 9:2) blieben die einzigen Highlights des

Füchseteams, das auch zum Jahreswechsel auf dem letzten Tabellenplatz sein

Dasein fristete. Beim EC Bad Tölz übernahm nach dem Rückzug von Trainer

Lubomir Pokovic (der disziplinierte Slovake kam angeblich mit der bayerischen

Mentalität nicht klar), der Bad Tölzer DNL-Trainer Rick Böhm das Löwenteam

und kam nach anfänglichen Startschwierigkeiten dann doch noch zu dem erwarteten

Erfolg. Zwar brachte es der Kanadier, der seinen Jungs auch mal ein "Moaß

Bier" gönnt, auf 21 Punkte in 12 Partien, konnte aber seit seinem

Dienstantritt als Zweitligacoach mit seinem Team keinen Tabellenplatz gutmachen,

denn auch am 33. Spieltag lagen die Oberländer "knapp unterm Strich"

auf dem 9. Tabellenrang, punktgleich mit dem Tabellen-Achten, dem Heilbronner

EC.

 

Von Schleudersitzen und Zukunftsängsten

 

Mehr denn je standen in der ersten Saisonhälfte auch die Spieler, vor allem

bei sportlichen Mißerfolgen ihrer Teams, auf dem Prüfstand. Seit Saisonbeginn

wurden von den Clubmanagern knapp 40 Aktive zur "Disposition" gestellt

und mußten sich neue Arbeitgeber suchen. Vier der Spieler fanden diesen

innerhalb der Liga. Dem gegenüber wurde 35 neue Spieler verpflichtet. Darunter

befanden sich immerhin zehn Förderlizenzspieler. Einer Reihe von vermeindlich

"unsicheren Kantonisten" gaben die Clubverantwortlichen zunächst nur

Probeverträge, die dann nicht selten von Monat zu Monat verlängert wurden. Die

Glücklichen erhielten letztlich einen Vertrag bis zum Saisonende. Der Rest der

Probespieler mußte weiter auf kurz verlängerte Vertragslaufzeiten hoffen.

Knapp vor Transferschluß dürfte da auf die Spieleragenten wohl noch viel

Arbeit zukommen.

In Zeiten der klammen Clubkassen ist Profi-Eishockey eben längst kein

Traumjob mehr. Für nur 7 bis 8 Monate maximal erhalten die Spieler ihre

Bezüge. Nicht selten werden Gehälter unvollständig oder mit mehreren Monaten

Rückstand von den Clubs ausgezahlt. Die Spielerkader werden immer kleiner, die

Verletztenlisten immer länger, die Eishockeyinvaliden immer jünger.

Ausgemusterte DEL-Spieler, Deutsche wie Ausländer, drängen mehr denn je in die

2. Bundesliga. Nicht einmal ein Dutzend Förderlizenzspieler wurden hier

eingesetzt. Sensationell, wenn es da noch einigen Nachwuchsspielern gelingt,

sich nach "oben" zu spielen, denn unter den Topscorern der Liga sind

sie derzeit nicht zu finden.

Zuschauer-Hochburgen und - Diaspora

Der Tabellenvorletzte ETC Crimmitschau war bislang auch in der zweiten

Jahreshälfte bei den Zuschauerzahlen der Größte. Mehr als 45 000 Zuschauer

pilgerten ins Sahnparkstadion. Am Silvestertag sahen über 4000 Besucher die

Partie ihres ETC gegen den EV Duisburg. Die anderen Zuschauer-Hochburgen liegen

im Süden der Republik. Nur Straubing bricht aus dieser Phalanx aus. Auch die

Heilbronner Falken konnten trotz ihrer neuen, modernen Eisarena bislang noch

keine spektakulären Zuschauerzahlen vermelden. Das Zuschauergefälle in der 2.

Bundesliga erstreckt sich wie eh und je von Süden nach Norden. Folglich führt

der EHC Wolfsburg bei den Besucherzahlen ein Schattendasein unter den

Zweitligisten. Die Niedersachsen leiden an einer wenig attraktiven, etwa 2700

Leute fassenden Eissporthalle, die nur von den Treuesten unter den Eishockeyfans

der VW-Stadt, im Schnitt von 800 zahlenden Zuschauern, "bevölkert"

wird. Zum Vergleichszeitraum der Saison 2001/2002 sind die Zuschauerzahlen in

der 2. Eishockey-Bundesliga nahezu konstant geblieben. Der Eishockeysport hat in

dieser Liga also an Attraktivität nichts eingebüßt.


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