Derby zum Jahresabschluss - Löwen gastieren in München
"Endlich wieder ein Derby". Die Worte von Christian Winkler, seines
Zeichens sportlicher Leiter des EHC München, beinhalteten eine
begehrliche Komponente. Sicher der bei Vergleichen mit Lokalkolorit üblichen
Brisanz wegen. Vielmehr aber, um der frappierenden Zuschauerunterdeckung
seines Klubs vorübergehend Einhalt zu gebieten. Zuletzt gegen Regensburg
musste der Stadionsprecher entgegen den Erwartungen abermals eine Zahl unter
der so ersehnten Mindestgrenze von 2000 verkünden. Mit etwas über 1600
Besuchern im Schnitt, rangiert der EHC im hinteren Drittel der
Zuschauertabelle. Einzig die sportlichen Schlusslichter aus der Lausitz und
Essen, sowie die Autobauer aus Wolfsburg liegen noch dahinter. Ob das
Zuschauermittel gegen Bad Tölz signifikant ansteigt, ist mehr als ungewiss.
Schon zum ersten Gastspiel der Isarwinkler im Spätsommer verloren sich
lediglich 1500 Augenpaare in der alten Eishalle. Damals waren das zu diesem
Zeitpunkt stattfindende Oktoberfest neben einer Fußballveranstaltung verantwortlich
für den enttäuschenden Besuch. Bleibt zu hoffen, dass sämtliche potenzielle
Kunden ihre Silvesternotwendigkeiten bereits unter Dach und Fach haben, damit
die Ursachenforschung nicht neuerlich beginnen muss.
Aus sportlicher Sicht kann Winkler indes zufrieden sein. Zwar setzte es
in Essen eine Niederalge nach Verlängerung, die Winkler in dieser Form als in
Ordnung einstufte. Dennoch befindet sich das Team im Aufwind, was nicht
zuletzt an den Siegen über Straubing und Regensburg lag. Neben den
langfristigen Ausfällen Sicinski und von Schilcher ist der Einsatz des viral
angeschlagenen Alex Leinsle noch ungewiss. Sicher hingegen ist das Mitwirken
zweier früherer Tölzer. Christian Curth wird nach einigen Spielen
berufsbedingter Pause fortan regelmäßig zum Aufgebot gehören und der
Defensive mit seiner Routine Stabilität verleihen. Vorne erhofft man sich
Tore von Florian Zeller, der mit zwölf Toren noch vor seinen kanadischen
Kollegen bester Schütze des Aufsteigers ist. In Essen gelang Zeller sogar ein
Shorthander, als sich seine Mannschaft mit drei Spielern vollzähligen
Moskitos erwehren musste. Die jüngst aufkommende Unruhe aufgrund von Tölzer
Lockrufen in Richtung Zeller ist indes vom Tisch. "Ich hatte letzte Woche
mit Axel Kammerer ein gutes Gespräch", erklärte Winkler das Thema für
erledigt.
Für die Löwen gilt es Anschluss zum Tabellennachbarn zu halten. Auch wenn
sich die Gelb-Schwarzen nach den Feiertagen in ansprechender Form zeigten, war
die Ausbeute nur bedingt befriedigend. Dem Husarenstück in Kaufbeuren folgte
eine Heimniederlage vor toller Kulisse. Den Bietigheim Steelers konnten
die Tölzer über zwei Drittel Paroli bieten, ehe sie sich durch eigene Unzulänglichkeiten
der Siegchance beraubten. Ein Sieg im Derby ist für Axel Kammerer eine
Verpflichtung, alleine schon wegen der 2:5 Niederlage auf eigenem Eis im
November. "Das wird ein verbissener Kampf. Wer weniger Fehler macht, die
Zweikämpfe gewinnt und in den entscheidenden Momenten die Tore schiesst,
entscheidet das Spiel für sich." Seine Eleven sieht der Tölzer
Coach in der Rolle des Underdog. "München war zuletzt gut drauf,
darum sind sie leicht favorisiert. In der Mannschaft scheint es zu stimmen.
"Im Gegensatz zur Begegnung vom Mittwoch präferiert Kammerer heute
die Variante mit drei Sturmreihen. Freilich in der Hoffnung, seine Mannschaft
spielt ökonomisch, teilt sich das Spiel ein. Dass ihm aufgrund des
Viking-Cups wichtige Spieler fehlen, veranlasste den 41jährigen
Reichersbeurer zu einem Seitenhieb gegen den DEB. "Die wollen immer, dass
die Vereine den Nachwuchs fördern. Wir werden jetzt dafür bestraft,
dass diese Spieler bei uns zum Stamm gehören. Das kann es nicht sein."
Den Löwen fehlen aufgrund dieser Abstellungen die 17jährigen Korbinian
Holzer, Christoph Fischhaber und Michael Endraß bis in die zweite
Januarwoche. (orab)