DEL2-Vorschau 2024/25: EV Landshut Der Hockeyweb-Countdown zum DEL2-Saisonstart
Im Rahmen der DEL2-Saisonvorschau des EV Landshut war Cheftrainer Heiko Vogler bei Hockeyweb im Interview. (Foto: Christian Fölsner)Heiko, Du bist Ende 2021 als damals jüngster Cheftrainer zum EV Landshut gekommen und hast das Team zweimal ins Viertelfinale geführt. Wie würdest Du Deine Philosophie beschreiben?
„Man sollte sich in jedem Spiel die Chance geben, als Sieger vom Eis zu gehen. Dafür muss man viel investieren. Das ist meine Philosophie. Wenn man das nicht beherzigt, wird man verlieren. Wenn ich mir aber diese Chance gebe, dann habe ich zumindest schon mal die Voraussetzungen geschaffen, um etwas Zählbares mitzunehmen.“
Die letzte Saison bot stimmungsmäßig ein gemischtes Bild. Am Ende habt Ihr einen beachtlichen vierten Platz erreicht und seid im Viertelfinale erst im siebten Spiel in der zweiten Overtime an Kaufbeuren gescheitert. Wie hast Du den Schalter in der zweiten Halbserie umgelegt?
„Wenn man eine Saison beginnt, hat man natürlich eine klare Philosophie und eine Idee, wie man spielen möchte. Diese Idee zu entwickeln, ist aber ein Prozess. Da gehören Höhen und Tiefen dazu. Man muss den Mannschaften der DEL2 einen riesigen Respekt zollen. Das Niveau in der Liga ist enorm hoch und steigert sich von Jahr zu Jahr. Am Anfang der Saison standen wir uns tatsächlich selber im Weg. Wir haben Eishockey nur gedacht, aber nicht gespielt. Wenn man in unserer Sportart aber anfängt zu denken, ist man immer einen Schritt langsamer. Aber ich bin meiner Linie treu geblieben, da ich wusste, welches Potential in der Mannschaft steckt und dass die Jungs dieses Potential auch ausschöpfen können. Es hat einige Zeit gebraucht, aber am Ende haben wir den berühmten Schalter tatsächlich umlegen können. In den Playoffs hatten wir enormes Verletzungspech, Nick Pageau kam zurück und verletzte sich gleich wieder, John Rogl fiel aus, Luca Zitterbart fiel aus, Julian Kornelli fiel aus. Das alles sind Spieler, die man sich nicht einfach so wegdenken kann, die wirklich gefehlt haben. Zudem hatten wir Probleme mit unserer Chancenverwertung und am Ende gehört auch ein bisschen Glück dazu. Das hatten wir an dem entscheidenden Abend in Spiel sieben leider nicht.“
Man hatte den Eindruck, dass das Team gerade in der zweiten Hälfte der Saison deutlich geschlossener wirkte. Wie wichtig ist das für den Gesamterfolg neben der individuellen Klasse der einzelnen Spieler?
„Es geht nichts über das Kollektiv. Eishockey ist ein Mannschaftssport und jeder Spieler hat natürlich seine Toolbox und sein Mindset. Regensburg hat das vorgemacht. Sie hatten natürlich mit Andrew Yogan & Co auch viel Qualität im Kader. Am Ende des Tages aber kam Regensburg über das Kollektiv. Wenn Du mit der richtigen Einstellung aufs Eis gehst, wenn jeder für den anderen einsteht, dann kommen solche Ergebnisse dabei heraus.“
Du bist Cheftrainer und Sportdirektor in einer Person - Vor-oder Nachteil?
„Es hat natürlich in allen Bereichen sein Für und Wider. Einerseits hat man als Trainer natürlich den direktesten Draht zu den Spielern und man weiß genau, in welchen Bereichen man die Mannschaft in seiner Funktion als Sportdirektor verändern will. Andererseits sind beide Jobs mit extrem viel Arbeit verbunden. Perspektivisch will der Verein einen Sportdirektor verpflichten und das ist auch die optimale Lösung, um den hohen sportlichen Anforderungen der DEL2 gerecht zu werden und eine erfolgreiche Philosophie zu entwickeln. Mit dem Blick auf die vergangene Saison bin ich sehr froh, dass Jesse Koskenkova, Alex Tonge und Luca Zitterbart, die wir während des laufenden Spielbetriebs verpflichtet haben, voll eingeschlagen sind und uns ein ganzes Stück nach vorne gebracht haben.“
Du hast einen neuen Co-Trainer und einen neuen Torwarttrainer an Deiner Seite. Was waren die Gründe und wie wird die Zusammenarbeit im neuen Team laufen?
„Dimitri Petzold hat in den letzten Jahren einen super Job gemacht und einen großen Anteil an der Erfolgsserie am Ende. Er hat nun die Chance bekommen, bei Red Bull München im Nachwuchs als hauptamtlicher Torwarttrainer tätig zu sein. Auch Sebastian Osterloh hat hier großartige Arbeit geleistet, aber auch immer mal wieder signalisiert, dass er seine Familie vermisst und ist nach Kaufbeuren zurückgekehrt. Ich werde es ihm nie vergessen, dass er gerade in der schwierigen ersten Saisonhälfte letztes Jahr immer hinter mir stand. Wir sind und bleiben gute Freunde. Als neuen Torwarttrainer haben wir Ilari Näckel geholt, einen absoluten Profi. Ilari hat jeweils drei Jahre in Wolfsburg und in Köln Spieler wie Tobias Ancicka und Dustin Strahlmeier trainiert, die heute die Farben der Nationalmannschaft tragen. Unser neuer Co-Trainer Christoph Schubert hat eine bemerkenswerte Eishockey-Karriere hinter sich. Es hat schon eine Aura, er kommt in die Kabine, man weiß, er hat in der höchsten Liga der Welt gespielt. Er bringt sehr viel Erfahrung mit. Wir haben die Aufgaben gut verteilt und ich bin sehr froh, dass beide Kollegen da sind.“
Im Tor seid Ihr u.a. mit Jonas Langmann sehr gut aufgestellt, auch die Abwehr blieb weitgehend erhalten. Im Angriff habet Ihr einen größeren Umbau vorgenommen und auch zwei neue Kontingentspieler verpflichtet. Neu sind Tor Immo und Jack Doremus, die die DEL2 bereits kennen. Andere Clubs haben stärker im Ausland eingekauft, gerade aus der englischen Liga kamen einige Spieler in die Liga. Hast Du bewusst auf Spieler gesetzt, die Deutschland bereits gut kennen?
„Wir wollten nicht allzu viele Spieler neu verpflichten, da wir bereits ein gutes Fundament haben, was wir nicht auseinanderreißen wollten. Aber man braucht natürlich auch frisches Blut, neue Charaktere mit ihrem Spielwitz und Talent. Jack Doremus war schon vorletzte Saison bei uns und hat bereits damals komplett eingeschlagen. Uns war es auch wichtig, Spieler zu verpflichten, die schon in Europa bzw. in Deutschland waren und idealerweise schon die Liga kennen. Jack hat letztes Jahr in Bietigheim mit etwa einem Punkt pro Spiel einen guten Job gemacht. Tor Immo war in Freiburg, dann in der slowakischen Liga. Wir wollten also nicht einfach wild Spieler aus Nordamerika holen, die noch nie hier waren. „Den Stamm der Mannschaft haben wir behalten. Dazu haben wir junge Spieler, zum Beispiel Yannick Wenzel, Robert Kneisler, Simon Seidl und Tobias Schwarz integriert. Deshalb wollten wir keinen allzu großen Umbruch.“
Mit den Straubing Tigers in der DEL und den Passau Black Hawks in der Oberliga hat der EV zwei Kooperationspartner. Wie läuft da die Zusammenarbeit?
„Mit Simon Seidl, Linus Brandl und Tobias Schwarz kommen drei Förderlizenzspieler aus Straubing. Der Sprung aus der DNL in die DEL2 ist schon enorm groß, deshalb ist die Kooperation mit Passau wichtig, damit junge Spieler wie Luis Scheibengraber und eventuell Dominik Groß, die direkt aus dem Nachwuchs kommen, dort Spielpraxis bekommen. Sie sind trotzdem jeden Tag hier im Trainingsbetrieb mit dabei. In Passau haben die Jungs dann zwischen 15 und 20 Minuten Eiszeit pro Spiel, statt nur vier oder acht wie bei uns. Die geografische Nähe zwischen unseren drei Standorten ist da auch extrem hilfreich.“
Wie erfolgt der Austausch mit den eigenen Nachwuchsteams? Die Meisterschaft in der DNL zeigt, wie groß Potential da ist.
„Wir haben aus der Meisterschaft gleich sechs Spieler in unserem Kader. Man kann natürlich nicht alle aufnehmen, aber sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sind ja schon eine komplette Reihe (lacht). Da sind wir schon sehr stolz darauf.“
Du hast lange als Trainer im Jugendbereich gearbeitet. Wie entwickelst Du junge Spieler weiter und was benötigst Du, um gute Kandidaten zu halten?
„Man braucht Perspektive, Zeit und Geduld. Ich binde Nachwuchsspieler immer wieder in unser Training ein, damit sie unsere Abläufe und das Niveau in der DEL2 kennenlernen. Es ist natürlich auch für die Nachwuchstrainer schön zu sehen, dass Spieler, die durch ihre Hände gegangen sind, in der ersten Mannschaft ihren Weg machen. Das ist die Philosophie hier in Landshut. Auch für die ganz jungen Spieler ist es wichtig zu wissen, dass sie hier eine Perspektive haben, wenn sie ihre Leistung bringen. Und sie werden bereits im Nachwuchs exzellent gefördert, weil wir in allen Altersklassen mit hochqualifizierten Trainern arbeiten.“
Der EV Landshut beantragt nunmehr ebenfalls eine DEL-Lizenz. Ist der DEL2-Meistertitel für die nächste Saison ein realistisches Ziel? Wenn nicht, wie siehst Du die Perspektive?
„Es ist auf jeden Fall ein mittel- bis langfristiges Ziel. Wenn es kommt, würde man die Aufstiegschancen wahrnehmen. Aber der Weg dorthin ist unglaublich schwer. Wir wollen uns jeden Tag weiterentwickeln, uns aber auch die Chance und die Perspektive geben, irgendwann den nächsten großen Schritt machen zu können.“
Welchen Teams traust Du die Meisterschaft in der neuen Saison zu?
„Ich habe erst einmal vor jeder Mannschaft Respekt. Sicher gehören Kassel, Krefeld und Dresden zu den Favoriten, man darf aber auch Clubs wie Ravensburg, Kaufbeuren und Bad Nauheim nicht unterschätzen. Aber die Karten sind alle neu gemischt, die Liga ist auf meiner Sicht noch einmal stärker als letztes Jahr.“
Mit etwas über 3.000 Zuschauern im Hauptrunden-Durchschnitt landete Landshut im Vorjahr auf Platz sechs der DEL2-Zuschauertabelle. In den Playoffs war das Stadion mit jeweils fast 4.500 Fans ausverkauft. In der Fanatec-Arena wird auch wieder der Deutschland Cup stattfinden. Wie wichtig sind Spiele der Nationalmannschaft für den Standort?
„Gerade der Deutschland Cup ist eine hervorragende Werbung für die Stadt und den Eishockey-Standort. DEB-Sportdirektor Christian Kühnast kommt aus Landshut und kennt die Rahmenbedingungen hier bestens. Spiele der Nationalmannschaft sind natürlich für Landshut sehr wichtig. Wir sind eine Eishockeystadt, alles dreht sich um diesen Sport. Jeder unterstützt den EVL. Schön wäre es natürlich, wenn wir besser als letztes Jahr in die Saison starten und dann vielleicht im Schnitt 3.500 Fans pro Spiel anlocken könnten.“
Hockeyweb bedankt sich für das Gespräch und wünscht dem EV Landshut für die neue Saison viel Erfolg.