Cortina sieht Rosenheimer Sieg in atemberaubendem SpielDerbyklassiker in der DEL2 am Sonntag
Ausverkauftes Haus in Landshut, Zuschauer-Choreographien und schon vor dem Spiel dauerhaft gesanglicher Wettstreit der Fans - dann ist es wieder mal angerichtet zum großen Derby zwischen Ober- und Niederbayern. Wenn dann von der ersten Sekunde an in Hochgeschwindigkeit und mit maximalem körperlichen Einsatz um jeden Quadratzentimeter auf dem Eis gefightet wird, dann ist schnell klar, dass auch die Zuschauer ein atemraubender, anstrengender Nachmittag erwartet. Und so kam es auch. Im übrigen leitete Schiedsrichter Klau die Begegnung nicht sonderlich kleinlich, so dass sich eine packende Auseinandersetzung entwickelte.
Die Hausherren erwischten einen Auftakt nach Maß: Schon in der 7. Minute lief Stephan Daschner von der linken Seite der blauen Linie in großem Bogen vor das Tor, bekam am Bullypunkt von Peter Abstreiter den Puck überlassen, umkurvte dann auch Pasi Häkkinen im Tor der Starbulls und schlenzte die Scheibe zum 1:0 unter die Latte. Zwei Strafzeiten gegen die Gäste hätten in der Folge schnell zu einer höheren Führung genutzt werden können, doch spielten die Oberbayern nicht nur körperlich hart, sondern auch taktisch geschickt und diszipliniert. Insbesondere Spielmacher und Topscorer Riley Armstrong bekam stets einen treuen Begleiter auf seinen Laufwegen, so dass der EVL nicht zum gewohnten Spielaufbau fand. Und die bekannte Rosenheimer „Wand“ im Mitteldrittel unterband zudem das übliche Kombinationsspiel der Gastgeber.
Mit einem Paukenschlag der Isar-Städter hätte auch das zweite Drittel beginnen können, doch stand Abstreiter plötzlich so unvermittelt frei vor Häkkinen, daß er wohl selbst erschrak und mit seinem überhasteten Rückhandschuss am Keeper scheiterte. Im übrigen zeigte das zermürbende Spiel der Starbulls nun mehr und mehr Wirkung bei den Niederbayern. „Wir haben im zweiten Drittel unsere Disziplin verloren und nicht mehr wiedergefunden; das hat schließlich zur Entscheidung geführt“, fand Landshuts Trainer Jiri Ehrenberger ungewohnt deutliche Worte für die nun immer öfter auftretenden Nickeligkeiten seines Teams. Und so nutzte Rosenheim eine doppelte Überzahl für eine sehenswerte Dreieckskombination zum Ausgleich: Ein Diagonalpass von Verteidiger Robin Weihager auf die rechte Angriffsseite zu Tyler Mc Neely wurde von diesem sofort wieder diagonal auf Norman Hauner zum linken Pfosten geschickt und von diesem direkt verwertet.
Als zu Beginn des Schlussabschnitts der Landshuter Führungstreffer in seltener Überzahl fiel, bebte nicht nur das Stadion am Gutenbergweg, sondern die Entscheidung schien im Ringen der beiden Teams gefallen zu sein. „Wir haben nach dem 2:1 nicht aufgehört zu spielen und insbesondere weiter an den Sieg geglaubt“, verriet Rosenheims Trainer Franz Steer anschließend. Und tatsächlich kamen die Gäste nun zu immer mehr hochkarätigen Chancen. Wieder spielten sie eine Überzahlsituation in einer diesmal kleinen Dreieckskombination aus: Max Renner passte aus dem Slot auf Andrej Strakhov am rechten Pfosten, der quer zu Hauner am linken, und der ließ mit seiner Direktabnahme Brian Stewart im Tor keine Abwehrmöglichkeit. Stewart rettete kurz darauf mit einer Glanztat gegen Weihager das Ergebnis. Eine Minute später war aber auch er machtlos, als Hauner zu seinem zweiten Treffer erfolgreich am langen Pfosten nachstocherte.
Die Stimmung im Stadion kippte und wurde nun „grün“. Dem völlig zermürbten Armstrong gingen jetzt die Sicherungen durch, als er sich in ungefährlicher Situation im Duell der Goldhelme zu einem Check gegen den Kopf von McNeely hinreißen ließ und mit einer 2-plus-10-minütigen Strafe gut bedient war. „Das war eine Oberdummheit“, kommentierte Ehrenberger anschließend direkt und offen, „so kann man nicht gewinnen“. Zwar versuchte der EVL nach abgelaufener kleinen Strafe noch einmal alles, nahm Stewart 30 Sekunden vor Schluss vom Eis, doch nutzte Max Hofbauer diese Chance umgehend zur endgültigen Entscheidung, als er nach Landshuter Scheibenverlust in neutraler Zone links ins Angriffsdrittel eindrang und das Spielgerät ins leere Tor schob.
Die Hausherren bleiben trotz der Niederlage Tabellenführer, jetzt aber nur noch mit vier Punkten vor ihrem heutigen Rivalen. Dies tröstete sie aber am Abend nur schwer über die oberbayerische Party in eigener Halle hinweg, die noch lange nach Spielschluss anhielt. Welche Eindrücke der Bundestrainer „vor allem von den jungen Spielern für die U20-WM“ gewonnen hat, bleibt vorerst sein Geheimnis.
Tore: 1:0 (7.) Daschner (Forster, Trew), 1:1 (27.) Hauner (Weller, Weihager) 5-3, 2:1 (46.) Davidek (Abstreiter, Kronthaler) 5-4, 2:2 (52.) Staal (Strakhov, Renner) 5-4, 2:3 (55.) Hauner (Weller, Mc Neely), 2:4 (60.) Hofbauer (Strakhov, Staal) ENG 6-5
Strafen: Landshut 18 + 10 Abstreiter + 10 Armstrong, Rosenheim 14
HSR: Klau; LSR: Kyei-Nimako, Leven
Zuschauer: 4.996 (ausverkauft)