Cannibals beißen sich an Maracle Zähne aus und siegen dennoch
Es war der zu erwartende Abnutzungskampf, den der Spitzenreiter seinem Herausforderer von der ersten Sekunde an aufzwang. 22:3 Schüsse im ersten und 22:4 Schüsse im zweiten Drittel sprechen eine deutliche Sprache. Dennoch gelang den Gästen in Überzahl die Führung aus heiterem Himmel. Der zuletzt arg kritisierte Geordie Wudrick fälschte in typischer Torjägermanier einen Schuß von Dominic Auger unhaltbar zum Führungstor in den Winkel ab.
Doch davon ließen sich die Isar-Strändler nicht beeindrucken. Egal, wie viele Spieler der Teams jeweils auf dem Eis standen – die Kannibalen kannten nur ein Mittel: „Noch mehr Druck“, wie ihr Coach Jiri Ehrenberger anschließend erklärte. Und so fühlte sich Starbulls-Trainer Franz Steer im zweiten Drittel bisweilen „in der Waschmaschine“ in Anbetracht des Landshuter Wirbels. Und in der 35. Spielminute war das unermüdliche Bemühen endlich von Erfolg gekrönt: aus spitzem Winkel hämmerte der offensiv-starke Verteidiger Kevin Kapstad den Puck in die Maschen. Vier Minuten später dann gar die Führung, und kurz vor der zweiten Drittelsirene noch ein Pfostenschuß von Sebastian Busch.
„Wir haben wieder sehr viel investiert, um die zwei Tore zu schießen“ resümierte Ehrenberger später. So kamen Gedanken an das verlorene Derby gegen Kaufbeuren vor Wochenfrist auf, als die Cannibals am Ende für ihre Vielzahl ausgelassener Chancen bestraft wurden. Und ebenso wie in jenem Spiel beging auch diesmal Cody Thornton ein völlig überflüssiges Foul im Gästedrittel, als er Stephan Gottwald von hinten in die Bande checkte. Anders als der Kaufbeurer Rob Brown versuchte Gottwald aber nicht, durch Theatralik eine möglichst hohe Strafe für den Übeltäter zu erschleichen, sondern humpelte alsbald zurück zur Spielerbank. So war Thornton mit 2 + 10 Strafminuten gut bedient. Steer nutzte diese Szene später für ein aufrichtiges Plädoyer zur Sportlichkeit: „Ich bin stolz auf den Jungen, daß er nicht den ‚sterbenden Schwan’ gemimt hat, wie das viele in der Liga tun. Das unterstütze ich nicht, auch wenn man mich deshalb für dumm hält. Schauspielerei gehört nicht zum Eishockeysport.“
Mit ähnlich sportlicher Selbstdisziplin wandte sich wenig später der Rosenheimer Fan-Block gegen eine Handvoll Rauchbombenwerfer in ihren Reihen, so daß diese Unverbesserlichen schnell identifiziert und vom Sicherheitsdienst der Polizei übergeben werden konnten.
Davon unbeeindruckt gewann das Spiel auch immer mehr Derby-Charakter. Bill Trew traf in der 47. Minute noch einmal das Gestänge für die Hausherren, bevor die Oberbayern sich nun frei spielten und ihrerseits zunehmend zu Chancen kamen. Aber auch eine doppelte Überzahl reichte ihnen nicht, die Auseinandersetzung noch einmal offen zu gestalten. „Landshut wollte den Sieg eindeutig mehr und deshalb haben sie auch verdient gewonnen“, bilanzierte Steer anschließend „und deshalb bin ich auch von ein paar Spielern meines Teams enttäuscht“, fuhr er fort. So gelang es ihnen nicht, ihre spielerischen Qualitäten gewinnbringend auf’s Eis zu zaubern.
Die Cannibals bissen sich zwar weitgehend die Zähne an Maracle aus, nahmen zu viele Strafzeiten im Schlußabschnitt und konnten dennoch mit reicher Beute das Eis verlassen. Ihr Vorsprung an der Tabellenspitze beträgt nun schon zwei Punkte. Und ihren Zuschauern haben sie erneut ein Spektakel geboten.
Tore: 0:1(19.) Wudrick (Auger, Quirk) 5-4, 1:1 (35.) Kapstad (Toupal, M. Brandl) 5-4, 2:1 (39.) Welz (Kronthaler, Thornton)
Strafen: Landshut 16 + 10 Thornton, Rosenheim 10
HSR: Schukies, LR: Kyel-Nimako, Leven
Zuschauer: 4.996 (ausverkauft)