Blamables Saisonende - Lustlose Eisbären erleben 0:4-Heimdebakel
Regensburg: Eisbären scheitern an Rostislav HaasHätte man einem ahnungslosen Zuschauer während der Partie zwischen den
Regensburger Eisbären und den Kassel Huskies erklärt, dass es sich um ein
Playoff-Viertelfinale handelt, wäre man wohl für verrückt erklärt worden. Die
Leistung der Regensburger über die gesamten sechzig Minuten war schlichtweg eine
Frechheit und ein Schlag ins Gesicht eines jeden Eisbärenfans, von denen
immerhin noch knapp 2500 den Weg ins Stadion fanden. Die Hausherren schienen das
Saisonende förmlich herbeizusehnen und setzten diese Einstellung auch auf dem
Eis um. So verlor man die Serie gegen Kassel ohne einen einzigen Sieg
einzufahren und blamierte sich am heutigen Abend phasenweise bis auf die
Knochen.
Der aufgrund seines Engagements dennoch gefeierte Eisbärentrainer Beppo
Schlickenrieder erklärte vor dieser Partie, dass die Leistung der Spieler auch
richtungsweisend für die Kaderplanung in der kommenden Spielzeit sei. Wenn
dieser Ankündigung Taten folgen, wird es im nächsten Jahr ein komplett
umgekrempeltes Eisbärenteam zu bewundern geben. Bereits die erste Chance der
Kasseler konnte Ryan Kraft nach einem Fehler von Sven Gerike in der 7. Minute
zum 1:0 ausnutzen. In der Folgezeit hatte die Partie den Charakter eines
Hobbyspiels und beide Torhüter mussten kaum noch eingreifen. In der 21. Minute
sorgte Steve Palmer mit seinem Treffer zum 2:0 bereits für die Vorentscheidung
gegen die kopflos agierenden Oberpfälzer. So ging es auch in den
Schlussabschnitt. Manuel Klinge (46.) und Tobias Schwab (48.) schraubten das
Ergebnis völlig verdient auf 4:0 in die Höhe. Gästegoalie Sebastian Elwing, der
im ersten Spielabschnitt nach einer Verletzung von Markus Hätinen eingewechselt
wurde, wird in seiner Karriere wohl selten zu einem so leichten Shoutout
gekommen sein, wie beim heutigen Gastspiel in der Donau Arena. Die Eisbärenfans
reagierten mit einem gellenden Pfeifkonzert. Beifallsstürme gab es allenfalls
für die Einspielung des Musikstückes „Es lebe der Zentralfriedhof“, das die
derzeitige Situation in Regensburg eindrucksvoll unterstrich. Besonders
auffallend während der gesamten Serie war, dass kein Kontingentspieler der
Regensburger ein Tor erzielen konnte. Bei einigen Akteuren wie beispielsweise
Niklas Hede, Alexander Feistl, David Cermak, Ervin Masek und dem ein oder
anderen jungen Spieler, war zumindest das Bemühen erkennbar, doch leider standen
diese im aktuellen Eisbärenteam auf
verlorenem Posten. Mit einer derartigen Einstellung zum Sport hätten die
Regensburger in einem Halbfinale der Asstel-Bundesliga schlicht und ergreifend
nichts zu suchen gehabt. Der Glückwunsch geht an das Kasseler Starensemble von
Trainer Stephane Richer, welches seine Ambitionen in die DEL aufzusteigen einmal
mehr eindrucksvoll unterstrich.
Die diesjährige Regensburger Saison ist vorbei und jetzt gilt es die
Ärmel hochzukrempeln und die Zukunft zu planen. Die Fans sind nun gefordert
zusammenzuhalten. Jeder weiß um die schwierige Situation, die derzeit in
Regensburg herrscht. In dieser Lage darf man kein Öl ins Feuer gießen, sondern
jeder sollte versuchen, etwas Ruhe ins hektische Umfeld zu bringen.
Es werden jetzt Tage und Wochen der Entscheidungen kommen.
Das Hauptaugenmerk in Bezug auf die kommende Spielzeit wird sicherlich in
der Suche nach einem neuen Trainer liegen. Trotz der couragierten Leistung von
Beppo Schlickenrieder wird man in der Domstadt nicht umhin kommen, einen neuen
Eisbärendompteur zu verpflichten, der die Verantwortlichkeiten innerhalb des
Teams klar strukturiert. Kandidaten wird es hierfür durchaus viele geben, da der
Eishockeystandort Regensburg auch nach einer schwachen Saison nicht an
Attraktivität verloren haben dürfte. Aber auch auf dem Spielermarkt muss
reichlicher eingekauft werden, als man sich das vor der Saison erwünscht hat.
Ein Großteil des Kaders wird wohl den Verein verlassen müssen. Viele Spieler mit
weniger Potential bemühten sich nach Kräften den Anforderungen in der
Asstel-Bundesliga gerecht zu werden. Andere Stars der letzten Jahre schienen
sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen. Besonders auf den
Kontingentstellen bewiesen die Eisbärenverantwortlichen kein glückliches
Händchen. Hier wird man wohl komplett auf neue Kräfte setzen müssen, da sich
keiner der inzwischen sechs Kandidaten so richtig für einen neuen Vertrag
angeboten hat. Am ehesten ist wohl noch die Personalie Patrick Couture
überlegenswert. Doch auch bei den deutschen Kräften sind die positiven
Überraschungen rar gesät. Wem traut man noch einmal eine Leistungssteigerung zu?
Wer hat den Zenit überschritten, oder passt charakterlich nicht mehr in den
neuen Kader?
Fragen über Fragen, die es gilt in den nächsten Wochen und Monaten zu
beantworten. Was dagegen nahezu außer Frage steht, ist auch die zukünftige
Unterstützung durch die zahlreichen Eisbärenfans. Das Regensburger Publikum hat
schon viel härtere Zeiten durchgemacht und ist dennoch Woche für Woche wieder
ins Stadion gekommen.
Also Augen zu und durch möchte man selbst als gebeutelter Oberpfälzer den
Verantwortlichen zurufen. Sicherlich hat man ein Jahr an Weiterentwicklung
verloren, aber bei Null anfangen sieht anders aus.
Von Michael Pohl