Bis an die Grenzen der Physis – Bad Tölz vs Kaufbeuren 3:2

Siebzehn Spieler nur wies der Spielberichtsbogen auf Tölzer
Seite aus. Neben den verletzten Rechtsschützen aus der Defensivabteilung Duane
Harmer und Korbinian Holzer, fehlten krankheitsbedingt auch noch Max
Prommersberger und Junioren-Auswahlspieler Michael Baindl. Dazu das eigene
Selbstvertrauen nach den jüngsten Niederlagen unterhalb der Fußbodenleiste.
Keine wirklich guten Vorraussetzungen, dem ESV Kaufbeuren in seiner derzeitigen
guten Verfassung entgegen zu treten. Doch wie so oft, kam Alles ganz anders.
Zwar war es das erwartet schwere Spiel gegen einen selbstbewusst aufspielenden
Gegner, die Oberhand dabei aber behielten die Hausherren. Vor 2500 Zuschauern in
der Tölzer Hacker-Pschorr-Arena stoppten die Tölzer Löwen mit einem 3:2
(1:1,2:1,0:0) Erfolg die Talfahrt der vergangenen Spieltage. „Hero of the
night“ war Mittelstürmer John Kachur, der zwei Treffer zum fünften Dreier
beisteuerte.
Die Vorgabe von Axel Kammerer war eindeutig. „Mit einfachem Spiel und
gelungenen Spielzügen das Selbstvertrauen zurück erarbeiten.“ Früh in Führung
gehen wäre dafür ein probates Mittel gewesen. Rod Stevens hätte bereits nach
Sekunden die Gelegenheit dazu gehabt. Blöderweise geriet der Torjäger bei
seinem Alleingang kurz vor dem Tor der Gäste ins Straucheln. Unwesentlich
besser machte es Benjamin Hecker beim nächsten Versuch. So musste das uralte
Sprichwort „Alle guten Dinge sind drei“ bemüht werden, um die Scheibe
endlich hinter Joker-Goalie Reimer unterzubringen. John Kachur setzte seinem
Breakaway ein erfolgreiches Ende. Die Gastgeber agierten couragiert, versuchten
durch schnelle Wechsel die Belastung der einzelnen Reihen möglichst gering zu
halten. Durch eine schöne Einzelaktion, bei der sich Patrick Grandmaitre im
Sturmzentrum durchsetzte, gelang den Allgäuern der zu diesem Zeitpunkt überraschende
Ausgleich.
Denkbar schlecht begann der Mittelabschnitt für die Isarwinkler. Mark Cavallin
klärte links von seinem Tor, kam aber nicht mehr schnell genug zurück, ehe
Jeff Angelidis das Gehäuse auf der Rückseite umkurvte und blitzschnell zur Führung
der Joker einschob. Sicherlich ein kleiner Schock für Gelb-Schwarz. Nun
bedurfte es eines neuerlichen Kraftaktes, um nicht die zweite Heimniederlage in
Folge hinnehmen zu müssen. Aber die Löwen trotzdem dem kleinen Kader und ihren
schweren Beinen. Die Moral war es einmal mehr, die ihnen zurück ins Geschehen
halt. Hoads Schlenzer ins Kreuzeck bei 4-4 egalisierte den Spielstand, Kachurs
Powerplaytor bedeutete den knappen Vorsprung zur zweiten Pause.
Die letzten zwanzig Minuten gerieten zur Abwehrschlacht. Kaufbeuren erhöhte die
Schlagzahl merklich, bei Bad Tölz schwanden die Kräfte zusehends. Scheibe
raus, lautete die Devise. Einzig bei den rar gesäten Entlastungsangriffen
verirrten sich ein bis zwei Tölzer in die Offensive. Trotz der optischen
Vorteile war Kaufbeuren nicht zwingend genug, um den starken Mark Cavallin ein
weiteres Mal zu überwinden. Stevens verfehlte bei einem arg riskanten Ausflug
Reimers sogar noch das leere Tor und dadurch die vorzeitige Entscheidung.
Pit Ustorf fand, dass der Tölzer Sieg verdient war. „Tölz hat in den ersten
vierzig Minuten mehr für den Sieg getan. Wir haben erst in den letzten 20
Minuten so gearbeitet wie in den letzten Spielen und zu viele Möglichkeiten
ausgelassen.
Für Axel Kammerer war der Sieg Balsam auf zuletzt arg gebeutelte Trainerseele.
„Das war begeisterndes Eishockey. Meine Mannschaft hat alles gegeben.
Kaufbeuren war der erwartet schwere, robuste Gegner. Wir hatten jetzt schwere
Spiele hinter uns. Wir werden im Training etwas kürzer treten.“ Freilich erst
ab Mittwoch. Bis dahin gab Kammerer seinen Schützlingen frei. (orab)
Tore:
1:0 (03:34) Kachur (Kruck, Urban), 1:1 (12:01) Grandmaitre (Deschenes,
Schweiger), 1:2 (21:34) Angelidis, 2:2 (34:50) Hoad (Stevens), 3:2 (38:49)
Kachur (Stevens, Schönberger, 5-4)
Strafminuten: Bad
Tölz 14
- Kaufbeuren
18
Schiedsrichter: Roland Seckler (Geretsried) – Barth, Gasda
Zuschauer: 2327
Spieler des Spiels: John Kachur