"Bernie, hol die Flasche raus" - Cannibals schlagen Wolfsburg 2:0

Wenn es auch ohne den etatmäßigen Coach so gut läuft, kann man das DEB-Spielgerichtsurteil gegen Bernie Englbrecht auch mal mit Humor sehen - dachte sich zumindest eine nicht geringe Zahl an Cannibals-Fans beim Heimspiel der Dreihelmenstädter gegen die Wolfsburg Grizzlies. Als Schiri Oswald in der 48. Spielminute Markus Hundhammer für zwei Minuten auf die Strafbank verbannte - eine völlig überzogene Reaktion des Referees - hallte es aus dem Fan-Block in Richtung Sitzplatz-Gerade, von wo aus der gesperrte Übungsleiter die Partie beobachtete, "Bernie, hol die Flasche raus". Sicher nicht die "feine englische", aber doch eine Art, seine Meinung zu der von zahlreichen Beobachtern als überzogen betrachteten Sperre gegen den Ex-Nationalkeeper kund zu tun. Dieser wiederum konnte nach der Partie relativ entspannt Goalie Nolan McDonald, der beim 2:0 seinen ersten Shut-out der aktuellen Runde feiern konnte, ein Sonderlob aussprechen. Auch für seinen Vertreter an der Bande, DNL-Coach Ewald Steiger, hatte Englbrecht lobende Worte parat, war der Meinung, dass dieser ihn glänzend vertreten und damit verdient an diesem Wochenende sechs Punkte eingefahren habe.
Vor knapp 2000 Zuschauern kamen die Gäste, begünstigt durch Strafzeiten gegen Doug Derraugh bereits nach 57 Sekunden und Dominik Hammer nach gut fünf Minuten, besser aus den Starlöchern. Nolan McDonald zeigte sich aber sowohl gegen Jan Zurek, der den Cannibals-Goalie im Nachsetzen prüfte, als auch gegen David Musial und Alexander Genze, die im Powerplay jeweils mit Distanzschüssen aufwarteten, auf dem Posten. In der Folge durften auch die Kannibalen ihr Glück im Powerplay, anderthalb Minuten gar im Spiel fünf gegen drei, versuchen. Zwei nennenswerte Versuche von der blauen Linie durch Kamil Toupal und Aki Tuominen waren dann aber doch zu wenig, um die Niedersachsen in Rückstand zu bringen. Gegen Ende des ersten Abschnitts agierten die Gastgeber dann doch etwas druckvoller. Bei einem Break stellten sich jedoch Doug Derraugh und Markus Hundhammer etwas ungeschickt an, als sie alleine vor EHC-Goalie Marek Mastic auftauchten, jedoch keiner die Verantwortung übernehmen wollte. Einen Tuominen-Schuss von der blauen Linie konnte Mastic gerade noch mit dem Schoner abwehren und auch bei einem Versuch von Markus Welz aus spitzem Winkel war Mastic zur Stelle.
Als Mastic zu Beginn des Mittelabschnitts einen Distanzschuss nach vorne abprallen ließ, war Justin Plamondon zur Stelle, scheiterte aber ebenso wie wenig später Matthias Wittmann, der aus gut einem Meter über den Kasten zielte. In der Folge einige Chancen für die Grizzlies, jedoch war bei Nolan McDonald jeweils Endstation. Eric Dylla scheitert in der 31. Minute zweimal in Folge an Mastic. Besser machte es nach 32:11 Minuten Justin Plamondon, der erneut für den immer noch verletzten Mats Lindmark die sechste Kontingentstelle besetzte, als er zum längst verdienten 1:0 verwandelte. Und exakt zwei Minuten später ging Aki Tuominen endlich wieder - in der Vorbereitung hatte er sich damit ja in die Herzen der Fans gespielt - eine richtige Granate von der Kelle und Mastic war erneut geschlagen. Nolan McDonald stoppte Adrej Kaufmann und Aki Tuominen zwang Mastic zu einer Glanzleistung. Die größte Chance zum Anschluss vereitelte McDonald in der 38. Minute: Markus Guggemoos kam von der Strafbank, nahm einen weiten Pass auf und steuerte alleine auf den Kannibalen-Keeper zu. Mit einem tollen Reflex konnte McDonald die Flugbahn des Pucks noch entscheidend beeinflussen. Praktisch in der letzten Sekunde des Mitteldrittels scheiterte Markus Hundhammer an Mastic.
Im Schlussabschnitt hatten die Niederbayern noch einmal Schwerstarbeit zu verrichten. Zwar setzten die Cannibals die ersten Glanzpunkte des Drittels - Chris Bahen scheitert nach Pass von Eric Dylla nur knapp und auch Kamil Toupal fand in Mastic seinen Meister - dann aber versuchten die Grizzlies mit aller Macht, noch eine Wende herbeizuführen. Nolan McDonald wehrt einen Kujala-Schuss ab und blieb auch beim Nachschuss Sieger. Als auf Seiten der Cannibals Doug Derraugh eine Zeitstrafe verbüßte, zeigte sich McDonald auch gegen Ladislav Karabin auf dem Posten. Nachdem eine kurzzeitige 5:3-Überzahl für Wolfsburg ebenfalls keinen Erfolg bringen wollte, war der "Dampf" dann doch raus. Mastic hatte bei einem Schenkel-Versuch noch einige Probleme und auf der anderen Seite meisterte McDonald noch ein Kaufmann-Geschoss, hielt damit endgültig den ersten Shut-out der laufenden Saison fest.
Ach ja: Die Flasche hat er natürlich nicht rausgeholt, der Bernie Englbrecht. Dafür könnte es durchaus sein, dass er demnächst seine Goalie-Schoner wieder auspackt. Die Option, dass der Ex-Nationalkeeper in absehbarer Zeit den Part des Backup-Goalies hinter Nolan McDonald übernimmt, würde dies nämlich nötig machen. Und das meinte der Coach in einem Radio-Interview dazu: "Ich hab ja noch einen Spielerpass. Jetzt muss man abklären, ob ich als Spieler gesperrt bin - ich meine, fit bin ich ja auch noch. Und als zweiter Torwart kann ich mich jederzeit an die Bande stellen." Wie ernst dem "Backup in spe" und den Verantwortlichen der LES damit ist, wird sich frühestens am kommenden Freitag zeigen, wenn die Cannibals beim SC Riessersee gastieren.
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