"Bei uns arbeiten alle für den Teamerfolg"
Foto: Robin TrettinPatrick, wenn dir jemand im Sommer erzählt hätte, dass ihr nach zwei Dritteln der Saison auf einem Play-Off-Platz mit Heimrecht steht, und das über mehrere Wochen, was hättest du ihm geantwortet?
(lacht)Wahrscheinlich hätte ich erst mal gelacht und gefragt, ob wir überhaupt antreten. Nein, als wir uns die ersten Tage in der Kabine trafen, hatte ich schon das Gefühl, dass die Spieler, die schon einen Vertrag hatten, alle wollten. Dann kamen Spieler dazu, bei denen es in der letzten Saison nicht so lief, für die war es nicht die letzte Chance, aber die waren hungrig auf Erfolg und wollten sich beweisen. Dann hat das Thomas Popiesch natürlich perfekt gemacht, in dem er Try-out-Spieler geholt hat, die sich auch für einen Vertrag empfehlen wollte. Und wer dann verpflichtet wird, der gibt natürlich alles für seinen Verein. Aber das wir so gut dastehen, ist auch darauf zurückzuführen, dass es in der Mannschaft wirklich passt und dass wir Spaß zusammen haben. Jeder kennt seine Aufgabe im Spiel und erfüllt diese, das ist ein Grund, warum es so gut läuft. Wir haben keine Superstars im Team, jeder ordnet sich unter, weil alle für den Teamerfolg arbeiten. Das ist glaube ich unser Erfolgsrezept.
Der Spaß am Eishockey ist ein wichtiger Faktor?
Auf jeden Fall, aber auf der anderen Seite steht die harte Arbeit. Denn man hat vor allen Dingen Spaß, wenn man gewinnt.
Du hast ja nun den direkten Vergleich, was ist der Unterschied zur Mannschaft der letzten Saison?
Ein Unterschied ist, wir hatten letztes Jahr eine Mannschaft mit Top- Namen und sind von den Experten noch vor dem Saisonstart auf Platz vier getippt wurden. Aber dieses Jahr haben wir ein Team, das charakterlich einwandfrei ist. Ich sagte ja schon, dass sich alle dem Mannschaftserfolg unterordnen und das war vielleicht letztes Jahr nicht immer so der Fall. Dann gab es immer mal Probleme, weil man nicht wusste, welche Förderlizenspieler kommen. Die haben dann auch in Berlin trainiert und kamen erst am Donnerstag. Das gab es manchmal etwas Unruhe, weil man die Reihen auch nicht unter der Woche trainieren konnte. Jetzt sind alle Mann beim Training immer vor Ort und das zahlt sich auch aus.
Jetzt habt ihr eine kleine Durstrecke hinter euch. Wie sehr hat euch das selber belastet?
Ich sag mal, in der Saison hat man irgendwann immer mal ein Tief. Aber da zeigt sich auch wieder der Charakter dieser Mannschaft, wir haben uns auch in der Kabine oft unterhalten, haben nach Sachen gesucht, an was es vielleicht liegen könnte und wir wollten es einfach als Team besser machen. Wir haben viel miteinander gesprochen, haben uns aber auch nicht verrückt machen lassen von außen, sondern sind unseren Weg kontinuierlich weiter gegangen. Das Team selber ist stark genug. Es kam auch keine Missstimmung auf, es lief alles weiter.
Man hatte in den Spielen dann immer mal den Eindruck, dass alles in Aktionismus verfällt?
Na ja, vielleicht wollte der eine oder andere dann auch mal ein bisschen zu viel. Um Weihnachten und Neujahr waren dann auch viele Spiele, wir hatten einen kleinen Kader, weil auch viele verletzt waren, das soll jetzt keine Ausrede sein, vielleicht hat dann auch manchmal die Kraft gefehlt oder die letzte Konsequenz im Abschluss, vielleicht war man auch im Kopf etwas müde. Aber wir sind immer positiv geblieben und das hat uns ja im Endeffekt recht gegeben, wir konnten ja wieder gewinnen.
Gegen Schwenningen habt ihr euch ja eindrucksvoll zurück gemeldet. Es war nur schade, dass solche Spiele verloren gingen, die den Abstand zu den Verfolgern in der Tabelle etwas vergrößert hätten.
Schon, aber die Tabelle ist wahnsinnig eng, so richtig absetzen kann man sich nicht. Von Platz zwei bis sieben ist alles möglich, wer direkt in die direkten Play-Offs kommt. Ich glaub mal, dass wird sich erst am letzten Spieltag entscheiden. Wir schauen auf uns und unsere Stärken, damit sind wir bis jetzt gut gefahren und machen das auch weiter so.
Auch die Fans waren voller Vertrauen zum Trainer und zu euch, dass ihr euch aus dem Tief zügig selber wieder raus zieht. Glaubst du, es hat sich auch etwas an dem Verhältnis Fans-Mannschaft geändert?
Auf jeden Fall. Ich meine, sie haben uns auch letztes Jahr toll unterstützt. Man merkt jetzt aber, dass auch die Fans positiv gestimmt sind. Was ich persönlich super gut finde, ist die Fanaktion zur Finanzierung eines weiteren Spielers. Dass da immer noch nach jedem Spiel so zahlreiche Becher fliegen, dass die Aktion so konstant weiter geht, ist faszinierend und hat mich total überrascht. Das ist eine echt schöne Sache und da kann ich mich nur bei allen bedanken. Das zeigt, glaube ich, noch einmal besonders den Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans. Man sieht ja auch, sie wollen mit uns zusammen die Siege feiern. Auch nach einem schlechteren Spiel fahren wir ja noch mal hin und sagen „Danke“ und da habe ich nicht so gemerkt, dass jetzt jemand sauer auf uns ist, weil wir verloren haben. Man merkt auch in den Gesprächen, dass es für die Fans eine super Saison ist und dass es egal ist, wenn wir ein Spiel verlieren, das Entscheidende ist, dass wir 60 Minuten kämpfen. Und wenn sie das so sehen, Respekt!
Jetzt hattet ihr drei Tage frei bekommen. Reicht das zur Regeneration?
Ja, das reicht. Aber sie haben jedem gut getan, manche sind auch mal nach Hause gefahren oder haben mit der Familie etwas unternommen. Das war wichtig, mal von der Eishalle weg zu kommen und den Kopf noch einmal frei zu kriegen, auf andere Gedanken zu kommen. Jetzt fängt die entscheidende Saisonphase an, wo es von Spiel zu Spiel geht, wo jeder Punkt zählt, wo es auch immer härter wird und da ist jetzt jeder motiviert. Es war ja auch aktive Erholung, jeder Spieler hat natürlich ein bisschen was gemacht (lacht).
Nun geht ihr in diese heiße Phase ohne Kapitän Patrick Jarrett.
Das war natürlich ein Schlag für uns. Er ist ein wichtiger Spieler und wird uns sehr fehlen. Wir werden noch enger zusammen rücken und hoffen natürlich, dass er schnell wieder zurück kommen kann.
Gibt es noch eine besondere Vorbereitung für den Schlussspurt?
Nein, der Rhythmus bleibt jetzt gleich. Das Training ist sowieso schon dosiert und im Konditions- und Kraftbereich kannst du nicht mehr viel machen, das haben wir im Sommer und noch eine Zeitlang in der Saison gemacht. Jetzt geht es über den Willen und den Biss, wer davon mehr hat, gewinnt die Spiele. Am letzten Spieltag wird abgerechnet, weil es so eng ist in der Tabelle, aber wir freuen uns auf jeden Fall schon drauf. Bei uns ist jeder heiß und motiviert.
Was, denkst du, kann die Mannschaft erreichen?
Na ja, eine Prognose abzugeben ist immer schwierig, weil es eben so knapp zu geht. Für mich persönlich wäre es schön, ich glaube auch für die Fans und das ganze Umfeld, wenn wir direkt in die Play-Offs kommen. Aber mir ist auch nicht bange drum, wenn wir über die Pre-Play-Offs in die Play-Offs kommen. Aber der direkte Einzug wär schon super. Es ist alles möglich, wir können jeden Gegner schlagen, wir können aber auch gegen jeden Gegner verlieren.
In den Play-Offs werden die Karten sowieso neu gemischt?
Absolut, da entscheidet auch oft die Tagesform, da muss man gewappnet sein und da kann alles passieren. Es ist doch auch spannend, dass die Liga so ausgeglichen ist. Es ist ja auch für alle Zuschauer, auch in anderen Hallen, interessant, wenn es so eng ist. Da muss man halt jedes Wochenende hellwach sein.
Wo siehst du die Stärken unserer Mannschaft?
Ganz klar in der Abwehr. Wenn man unseren Gegentordurchschnitt nimmt, ist es eindeutig die Defensive. Wir haben da auch großen Respekt vor Pasi, der hält uns in wirklich jedem Spiel eine Gewinnchance offen. Die Defensive hat erstmal Vorrang, offensiv sind wir stark genug, um Spiele zu entscheiden, aber die Siege gehen erstmal über eine starke Abwehrleistung. Vorne ist mir nicht bange, da können wir jeden Gegner unter Druck setzen.
Alle Fans denken mit Schaudern an die Saison 2006/2007, als die Eislöwen auch um den Jahreswechsel im oberen Tabellendrittel standen und dann die Play-Downs gegen die Lausitzer Füchse verloren und in die Oberliga absteigen mussten.
Das kann ich versprechen, das wird nicht passieren! Ich habe schon bei einigen Vereinen gespielt und spiel ja auch schon etwas länger Eishockey, man hat ja auch so ein Gefühl von innen, wie sich die Jungs geben in der Kabine und so drum herum alles und da war ich von Anfang an positiv gestimmt und wusste, dass das eine gute Saison wird. Die Mannschaft ist so stark in sich, so gefestigt, so positiv, da bin ich hundertprozentig davon überzeugt, dass das nicht passiert.