Bei schlechtem Lauf endet sogar die beste Serie - ECT in der Krise

Anhänger der Tölzer Löwen zu sein, ist derzeit alles Andere als eine Freude. Acht Niederlagen am Stück setzte es zuletzt, davon fünf Pleiten auf eigenem Eis. Der Isarwinkel wird zum präferierten Reiseziel sämtlicher Zweitligisten. Sogar die seit Jahren als zuverlässiger Punktelieferant, und weil stets mit respektablem Anhang im Gepäck, gut gelittenen Eisbären aus Regensburg durften sich in der Kurstadt bedienen und ihre Negativserie auf Tölzer Boden beenden. Nach einer kurzen Phase sportlichen Höhenfluges Mitte November, sind die Kufenkracks aus der Kurstadt spätestens nach dieser Begegnung im Tal der Tränen angekommen. Ob sich die Hacker-Pschorr-Arena in den ersten Begegnungen des neuen Kalenderjahres noch einmal annähernd so füllen wird wie diese Woche, erscheint zumindest zweifelhaft. Jenseits von Gut und Böse werden die Tölzer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis zum Beginn der Abstiegsrunde ein tristes, vom kritischen Publikum kaum toleriertes Dasein der Bedeutungslosigkeit darben. Da möchte man doch gerne den Worten Peter Obresa´s Glauben schenken, der von wiederkehrendem Erfolg der Mannschaft spricht, sobald deren volle quantitative Stärke nach den jüngsten Absenzen wieder erreicht und das momentan fehlende Selbstvertrauen zurück erarbeitet worden ist.
Die Hoffnungen auf den lang ersehnten Dreier erfuhren bereits vor der Partie eine Trübung. Kapitän Derek Mayer konnte nicht mitwirken. Den in den vergangenen Wochen zuverlässigsten ECT-Verteidiger ereilte eine Unstimmigkeit im Magen-/Darmtrakt. Zudem führte die Schiedsrichter-Ansetzung einen Unparteiischen nach Bad Tölz, der dort nicht sehr hoch im Kurs steht. Schon mehrmals hatte sich Roland Seckler den Unmut der hiesigen Zuschauer zugezogen. Ihm wird unterstellt, als Geretsrieder die benachbarten Tölzer absichtlich zu benachteiligen. Auch heute gab es eine Reihe von Entscheidungen, die diese Vermutung nachhaltig nährten. Freilich ist es niemals der Referee alleine, der Schuld an einer Niederlage trägt, doch werfen kaum nachvollziehbare bzw. ausbleibende Pfiffe eine Mannschaft mit Negativlauf ungleich schneller aus der Bahn als gewöhnlich.
Wie sooft in der jüngeren Vergangenheit waren es nicht die Hausherren, die den ersten Torerfolg verbuchen konnten. Gleich die erste Überzahlsituation nutzte Mark Woolf per Abstauber zur frühen Führung. Die Buam warfen ihre kämpferischen Tugenden in die Waagschale und spielten munter mit. Josef Kottmair hatte Pech mit seinem Lattentreffer, Floppo Zeller scheiterte an Mark Cavallins Schoner. Zum Ende des Drittels gar eine richtige Druckphase der Löwen, an deren Ende der verdiente Ausgleich stehen sollte. Hatten Tim Regan und Andi Kruck noch Pech bei ihren Versuchen, zielte Jeff Hoad Sekunden vor der Sirene genauer. Er zimmerte ein Zuspiel von Rod Stevens in die Maschen. Hierbei nutzte die erste Reihe den formidablen Vorteil einer zweifachen Überzahl. Zu Tim Schneider gesellte sich nämlich alsbald Shawn Heaphy auf die Strafbank. Ein Check gegen den Nacken von Andi Kruck verschaffte dem Regensburger Neuzugang gar eine längere Denkpause.
In Abschnitt zwei blieben zunächst die Gastgeber am Drücker. Einen Rückhandschlenzer von Florian Curth konnte Cavallin parieren, ein Blueliner von Mungo Leitner - nach herrlicher Ablage Tim Regan´s - verfehlte sein Ziel äußerst knapp. Als nach einer halben Stunde Florian Zeller seinen verlängerten Rücken in den Weg zwischen Mark Woolf und der Bande stellte, erkannte Referee Seckler kurioserweise auf Kniechek. Bedauerlicherweise musste Woolf daraufhin mit Verdacht auf Bänderverletzung im Knie ausscheiden. Sein ganzes Fingerspitzengefühl bewies Seckler, indem er Sekunden später auch noch Christopher St.Croix, nach einer typischen Rangelei zwischen Stürmer und Verteidiger vor dem Tor bei Powerplaysituationen, hinausstellte. Die Offensivstärke der Eisbären ist hinlänglich bekannt und so dauerte es auch nur neun Sekunden, bis der Torjäger vom Dienst, Jason Miller, die Gäste wieder in Führung brachte. Nur Augenblicke danach fiel gar das 1:3. Niemand in der Hintermannschaft der Löwen schaffte es, die Scheibe aus einem Gewühl vor Couture wegzuschlagen, Felix Schneider war der Nutznießer. Wütend und enttäuscht ob des dummen Gegentores liess sich Peter Obresa zu einem Flaschenwurf auf die Eisfläche hinreißen. Ein Bärendienst für sein Team, das sich wegen dieser Entgleisung umgehend wieder in Unterzahl erwehren musste, jedoch vor weiterem Unheil verschont blieb. Was an Schüssen auf das Regensburger Gehäuse abgefeuert wurde, war alles eine sichere Beute des starken Mark Cavallin. So wie der Kracher von St. Croix kurz vor Drittelende.
Auch Schidsrichter Seckler tat sich im weiteren Verlauf der Begegnung noch einmal unangenehm hervor. Jeder in der Arena konnte erkennen, wie Patrick Couture an der Maske getroffen wurde. Seckler, der nur wenige Meter entfernt stand, wollte dies nicht wahrgenommen haben. Ebenso die neue Regel der Spielverzögerung. Drei Mal flog der Puck auf direktem Wege von einem Eisbären-Schläger über die seitliche Bande. Nur schien Herr Seckler von dieser Ergänzung im Regelwerk noch gar keine Kenntnis erlangt zu haben. Ob eine Ahndung am Spielverlauf Änderungen hervorgerufen hättte, wäre indes fraglich gewesen. Zu unkoordiniert präsentierten sich die Tölzer Überzahlstrategen an diesem Abend. Weitaus erfolgreicher gingen in dieser Hinsicht die Donaustädter zu Werke. Der 1:4 Endstand durch Jason Miller war, wie alle anderen Treffer auch, ein Produkt zahlenmäßiger Ungleichheit auf dem Eis.
Für einige Fragezeichen sorgte EVR-Coach Erich Kühnhackel auf der Pressekonferenz. Er wolle heute nichts zum Spiel sagen. "Aber er muss seine Spieler schützen und es kann nicht sein, dass ein Schiedsrichter mit zwei Regelbüchern rumläuft." Er meinte damit ganz offensichtlich ein Messen mit zweierlei Maß bei diversen Foulspielen. Aber wenn Herr Kühnhackl sich nach dieser Begegnung über den Unparteiischen beschwert, was sollten dann erst die Tölzer sagen. Peter Obresa auf der anderen Seite ging nicht weiter auf den Referee ein, sondern sah zwei Drittel lang eine gleichwertige Löwen-Mannschaft. Er lobte die vielen erarbeiteten Möglichkeiten, monierte aber freilich auch das Manko im Abschluss. Den vor zwei Tagen noch so sehr gerüffelten Kanadiern Hoad und Stevens attestierte der Coach heute eine solide Leistung. (orab)
Tore:
0:1 (07:17) Woolf (Masek, Ancicka 5-4), 1:1 (19:48) Hoad (Zeller, Stevens 5-3), 1:2 (32:46) Miller (Ancicka, Gericke 5-3), 1:3 (34:17) F.Schneider (Höhenleitner, Selea 5-4), 1:4 (53:33) Miller (Heaphy, Masek 5-4)
Strafen: Bad Tölz 12 - Regensburg 12+10 (Heaphy)
Schiedsrichter: Seckler (Geretsried) - Fischer, Kees
Zuschauer: 1879