Bad Tölz: Finanzielle Ungewissheit beeinflusst Kaderplanung

Befleißigt man sich Begriffen aus der Medizin um die derzeitige Lage
bei den Tölzer Löwen zu umschreiben, muss man von einem künstlichen
Koma sprechen, in das der Patient TEG versetzt wurde. Der Grund: Der
Patient muss eine hartnäckige Krankheit namens Bürgschaft auskurieren
und nebenbei finanzielle Reha-Maßnahmen einleiten.
Der bisherige Kader wurde relativ zügig zusammengestellt. In
regelmäßigen Abständen konnten die Zugänge Ori, Reader und Suvelo,
sowie diverse Verlängerungen vermeldet werden. Eine Art
Aufbruchsstimmung entstand nach im Umfeld nach dem bitteren Abstieg.
Plötzlich jedoch wurde es still, das so schwungvolle Transferkarusell
schien im Antrieb beschädigt. Hauptursache für den Stimmungsbreaker war
das Ergebnis der Lizenzprüfung seitens der ESBG. Hier wurde eine
frappierende Differenz zwischen angesetzten und tatsächlichen Ausgaben
in der Vorsaison festgestellt und mit einer Bürgschaft über stolze
200.000 Euro sanktioniert. Zum Unverständnis der Tölzer
Verantwortlichen, laut deren Auskunft sämtliche Mehrausgaben durch
Zahlungen Dritter abgedeckt wurden. Das wiederum schien der ESBG egal,
so dass es nun gilt, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Die
geforderte Bankbürgschaft ist für den Traditionsklub aus dem
Isarwinkel, respektive der für die Profimannschaft zuständige GmbH
nicht zu realisieren. Von daher sollen nunmehr Privatpersonen aus dem
Kreise des Beirats und der Gesellschafter für die oben genannte Summe
einstehen.
Bis zur enggültigen Klärung, sprich Erteilung der Lizenz wird es keine
weiteren Aktivitäten auf dem Spielmarkt geben. Zum Unmut von Axel
Kammerer freilich, der noch gerne fünf durchschlagskräftige Akteure für
sein Team haben möchte, um dem Ziel Wiederaufstieg realistisch entgegen
blicken zu können. Die ESBG-Auflagen sind allerdings nicht der einzige
Grund für den Einstellungsstopp. Die finanziellen Möglichkeiten geben
derzeit keine Ausgaben im Spieleretat her, ohne dass diese nicht
gedeckt wären. Und auf derlei Vabanquespielchen lässt man sich in Bad
Tölz nach der Insolvenz im Jahre 2003 verständlicherweise nicht mehr
ein. Beiratssprecher Peter Wackerbauer sprach zwar unlängst von einem
kalkulierbaren Risiko, welches man eingehen müsste. Hier müsste jedoch
ein namhafter Spieler auf dem Markt greifbar sein, der ein
entsprechendes Zuschauerinteresse mit sich zieht.
Somit heißt es also fleißig neue Gelder akquirieren. Dazu hat man sich
Unterstützung ins Haus geholt. Schon seit einigen Monaten hat die
Münchner Firma Actori Unternehmensberatung die Strukturen und
Möglichkeiten der TEG durchleuchtet. Nach Präsentation der Ergebnisse
wurde sogleich ein Kooperationsvertrag geschlossen, von dem das Tölzer
Eishockey kurz- und mittelfristig spürbar profitieren soll. Waren es
bislang Tradition und Name des Vereine, sowie die Hingabe der
Zuschauer, die selbige in die Arena spülten, sollen nun zudem modernere
Strukturen für einen dauerhaften Verbleib im Profisport sorgen. In
erster Linie wird das Marketing zielorientiert ausgerichtet. Ein
Begriff, von dessen Existenz man in Bad Tölz bislang kaum wusste. Der
Dauerkartenverkauf soll umtriebig und mit Aktionen angekurbelt werden.
Die Sponsoren sollen mit verschiedenen Events und der entsprechenden
Pflege ein Zugehörigkeitsgefühl bekommen, nicht wie bisher das als
Melkkuh. Viele Sponsoren kannten sich untereinander gar nicht.
Eile ist freilich auch geboten. Schliesslich werden sich Dauerkarten
nur mit einer hoffnungsvollen Mannschaft vermarkten lassen. Die
wiederum kostet Geld. Geld, das momentan (noch) nicht da ist. Ein
Teufelskreis, bei dem Axel Kammerer der Leidtragende ist. Er muss
potenzielle Kandidaten bei der Stange halten. Immerhin machen dem
41jährigen seine jungen Spieler viel Spass. „Die ziehen im
Sommertraining alle super mit.“
Oliver Rabuser
Bisheriger Kader:
Tor: Marko Suvelo, Sandro Agricola
Verteidigung: Max Prommerberger, Michael Rohner, Adam Borzecki, Jan Schinköthe, Florian Kirschbauer, Michael Pfaff
Angriff: Joseph Ori, Alan Reader, Sandro Schönberger, Christian Urban,
Michael Baindl, Florian Curth, Adrian Albanese, Michael Endraß,
Christoph Fischhaber, Thomas Fritzmeier, Martin Melchert (zur Probe bis
31.08.)
Gesucht: 2 Verteidiger, 2 Mittelstürmer, 1 Außenstürmer – davon 2 Ausländer