Aufbruchstimmung in Garmisch
Riessersee: Rettung in letzter SekundeHerrschte in den letzten Wochen rund um den SC Riessersee Trauer und Bestürzung darüber, dass dem Zweitligateam ausgerechnet im Jahr seines achtzigsten Bestehens die Lizenz entzogen worden ist, so hat die Stimmung sehr schnell ins Positive umgeschlagen. Beim gestrigen Fanstammtisch des Garmischer Tagblattes im restlos gefüllten Saal der Gaststätte „zum Rassen“ konnte man die allgemeine Erleichterung über das Ende der Ära Nominikat und Kress und die daraus entstandene Aufbruchstimmung förmlich spüren.
Vertreter der einheimischen Wirtschaft, Bürgermeister Schmid, ESBG-Geschäftsführer Bauer, Urs Janetz (Vorstand des SC Riessersee e.V.) und die Fans waren sich darüber einig, dass das Eishockey in Garmisch, das durch die Machenschaften der SCR-GmbH stark gelitten hat, nicht sterben dürfe. Seit dem Exodus sei ein Ruck durch die Bevölkerung gegangen: Jeder wolle nun dem SCR helfen. Peppi Heiß, die Galionsfigur des Garmischer Eishockeys, berichtete darüber, dass er nach seinem Fernsehauftritt am vergangenen Montag Zuspruch aus ganz Deutschland erhalten habe, dass einer der traditionsreichsten Clubs nicht sterben dürfe.
Wie sieht nun das Konzept zur Rettung des SC Riessersee aus?
Als erstes muss der Stammverein, der SCR e.V. erhalten bleiben. Wie dessen Vorsitzender Janetz bekannt gab, fehlen durch die Insolvenz der GmbH und den dadurch geplatzten Kooperationsvertrag stattliche 90000,- Euro in der Kasse. Dieses Minus versucht man, durch diverse Spendenaktionen zu verkleinern. Die Spanne reicht von einem geplanten Benefizspiel über ein Stadionfest (20.12.) bis zu Internetauktionen zu Gunsten des SCR. Auch Spenden in jeder Höhe werden gerne angenommen. Bürgermeister Schmid ist sich nicht zu schade, bei vermögenden Mitbürgern Klinken zu putzen, um dem Verein zu helfen. Die Gemeinde tut alles, um den e.V. mit seinen vielen Jugendmannschaften zu erhalten.
Wenn dies geschafft ist, gilt das Augenmerk dem Fortbestehen der GmbH, die ja immer noch die Spielberechtigung der ESBG für die Oberliga besitzt. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet wird. Laut Insolvenzverwalter ist dazu nur noch bis Mitte Januar Zeit. Doch auch hier scheinen einige Firmen bereit zu stehen, die das fehlende Geld zum Erhalt der GmbH beisteuern würden. Sollte das Insolvenzverfahren wider Erwarten mangels Masse doch nicht eröffnet werden können, wäre dies das Ende des Profieishockeys in Garmisch.
Um diesem Eventualfall vorzubeugen, gilt derzeit die ganze Unterstützung der ehemaligen 1b-Mannschaft, die inzwischen zur Ersten mutiert ist. Mit Hilfe des Trainers Peter Gailer und einiger Spieler des Zweitligateams hofft man, doch noch die Aufstiegsrunde zur Bayernliga erreichen zu können. Sollte nicht einmal diese höchste bayerische Spielklasse geschafft werden, dann droht laut Peppi Heiß die Abwanderung der hoffnungsvollen Nachwuchsspieler zu anderen Clubs.
So herrscht also in Garmisch weitgehend Einigkeit, dass der SC Riessersee in einer konzertierten Aktion durchaus gerettet werden kann. Minimalziel für die nächste Saison ist das Erreichen der Bayernliga, allerdings scheint ein Start in der Oberliga durchaus möglich. Der geplante Etat von 500000,- Euro wäre in Garmisch bestimmt finanzierbar. Wichtig ist, dass endlich alle an einem Strang ziehen und die auch gestern wieder aufgetretenen Kleingeister und Bedenkenträger, die im Werdenfelser Land anscheinend besonders stark vertreten sind, endlich Ruhe geben und bei der Erhaltung des SCR mitarbeiten. (an)