"Am Ende hat uns gegen Heilbronn vielleicht die Kraft gefehlt"Auf einen EIS-TEE mit: Dieter "Didi" Hegen
Guten Tag Herr Hegen. Derzeit sind Sie Sportlicher Leiter des ESV Kaufbeuren in der DEL2 und müssen die Relegationsrunde bestreiten. Gegen die Heilbronner Falken lag der ESVK bereits mit 3:0 Spielen in Führung und am Ende gewannen die Falken mit 4:3 die Serie. Was ist passiert?
Guten Tag. Uns hat gegen die Falken vielleicht etwas die Kraft gefehlt, um das siebente Spiel konzentriert zu spielen. Im sechsten Spiel haben wir im Penaltyschießen verloren, da hat uns besonders in der Verlängerung auch etwas das nötige Glück gefehlt. Im letzten Spiel war Heilbronn dann schlicht besser. Nachdem wir bereits 3:0 in der Serie geführt haben, ist bei uns sicherlich auch Bruder Leichtfuß etwas eingekehrt. Wir dachten wahrscheinlich, dass wir das schon irgendwie hinbekommen, dass es schon irgendwie geht. Wir dürfen eines natürlich nicht vergessen: Die Heilbronner Falken haben sich zum Ende der Serie zusammengerissen und gutes Eishockey gespielt.
Zu Beginn der Saison waren Sie Trainer und sportlicher Leiter in Personalunion. Als Sie mit Uli Egen einen neuen Trainer verpflichtet haben und Sie sich auf eine Aufgabe konzentriert haben, lief es besser. War es ein Fehler die Doppelfunktion und vielleicht auch die Doppelbelastung auf sich zu nehmen?
Nein, kein Fehler. Wir hatten damals kein Stadion und mussten viele Kosten einsparen. Das war der hauptsächliche Grund, warum wir das so gemacht haben. Uns war aber allen klar, dass dies nicht einer alleine machen kann. Uli Egen dann mit einzubinden als die Situation dies erlaubte war die beste Entscheidung. Wir müssen auch bedenken wir hatten keine Vorbereitung und sind mit einem sehr kleinen Kader gestartet.
Zudem fiel Stefan Vajs lange aus.
Genau. Stefan fehlte uns drei Monate. Es gibt in der DEL2 kein Team, was „nur“ mit einem zweiten Torhüter und einem Goalie aus der DNL bestehen kann. Aus finanziellen Gründen mussten wir das aber so machen. Bitte nicht falsch verstehen: Johannes Wiedmann hat einen guten Job gemacht. Er wurde von uns aber ins kalte Wasser geworfen. Er hatte zuvor nur sehr wenig Spielpraxis auf diesem Niveau. Das ist natürlich eine sehr schwere Situation, besonders für einen jungen Torhüter. Durch die Arbeit mit unserem Torwarttrainer und durch viele Gespräche der beiden wurde Johannes aber immer stabiler und besser. Und dann war Stefan wieder da.
Am Anfang waren Sie, bzw. der ESVK gegen die DEL2. Wie sehen Sie die Liga nun?
Eigentlich haben wir uns gar nicht so klar positioniert, wir wurden immer mit Garmisch, also dem SC Riessersee, in einen Topf geworfen. Wir haben uns eigentlich raus gehalten und immer gesagt, dass wir in der Liga spielen, für die wir uns qualifiziert hatten. Die DEL2 ist mit Sicherheit ganz gut. Es läuft sehr geordnet. Wir haben einige Teams die sich auf DEL-Niveau bewegen. Das betrifft die Mannschaften, aber auch die Stadien. Mit den Kassel Huskies und den Löwen Frankfurt spielen zwei Teams um den Aufstieg, die der Liga sicherlich gut tun würden. Beide Teams haben viele Zuschauer und somit könnten wir alle von deren Aufstieg profitieren. Die DEL2 ist auf einem guten Weg.
Sie mussten fast 15% weniger Zuschauer in der Hauptrunde verkraften. Haben Ihre Fans die DEL2 nicht angenommen?
So einfach kann man das nicht sagen. Da gibt es mehrere und andere Gründe. Zum Einen haben wir die bekannten Hallenprobleme, die Gesamtkapazität wurden ja auf 2600 Zuschauer reduziert. Außerdem standen wir eine lange Zeit am Tabellenende. Wirklich besser wurde es ja erst im Januar. Unsere Fans sind schon noch da. Gegen Heilbronn hatten wir 2400 bzw. 2300 Zuschauer. Ich bin mir sicher, dass wir auch bei den noch ausstehenden Spielen wieder richtig viele Zuschauer begrüßen können.
Sie sprachen es an: Sie haben Hallenprobleme. Gibt es etwas neue zu berichten?
Noch ist nichts entschieden. Ich hoffe auf eine verbindliche Aussage in den nächsten zwei bis drei Monaten. Unsere Fans wollen und sollen ja auch informiert werden. Es bleibt ja auch nicht mehr so viel Zeit, 2015 müsste man mit dem Bau beginnen. Im Vorfeld des Baus müssen einige Genehmigungen eingeholt werden. Im kommenden Sommer muss daher was passieren, wir können das nicht mehr auf die lange Bank schieben. Derzeit werden einige Pläne ausgearbeitet.
Sie sind einer der bekanntesten Eishockeyspieler Deutschlands. Welche Frage müßen oder dürfen Sie Ihren jungen Spielern am häufigsten beantworten?
Das sind einige Fragen. Unsere Jungs wollen wissen, wie es ist in der DEL zu spielen und was man machen muss um dort hinzukommen. Natürlich wollen auch alle wissen, wie man Nationalspieler wird.
Was war Ihr absolutes Karriere-Highlight als aktiver Spieler?
Es gibt mehrere Highlights, ich möchte mich da nicht auf eine Situation begrenzen. Jeder einzelne meiner sieben Titel war ein Highlight, mit jedem der drei Teams war es etwas Besonderes. Mit der DEG ein fünftes Play-Off-Spiel in Köln zu bestreiten war auch immer etwas Besonderes. Trotz aller Tragik zählt natürlich auch das Penaltyschießen 1992 bei den olympischen Spielen in Albertville dazu.
Gegen Kanada?
Genau. Der Puck unseres sechsten Schützen (Peter Draisaitl) blieb auf der Torlinie liegen und wir verloren das Viertelfinale.
Zum Thema Zukunft gehört auch immer eine Frage zur Nachwuchsförderung und zum Auf- und Abstieg.
Im Sinne des Eishockeys ist es gut, dass Gespräche geführt werden. Um dem Nachwuchs eine vernünftige Perspektive bieten zu können, brauchen wir den Auf- und Abstieg. Durch die Reduzierung der Ausländerlizenzen in der DEL2 auf vier und der gleichzeitigen Reduzierung der Ü-23 Spieler auf elf werden mehr junge Spieler in die Liga kommen. Vielleicht reduziert die DEL die Ausländer auf sieben oder acht. Davon kann und wird dann das ganze deutsche Eishockey profitieren. Der Bundestrainer hätte einen größeren Spielerpool zur Verfügung und entscheidend wird dann sein, dass die Spieler auch mehr Spielpraxis hätten. Das geht nicht von jetzt auf gleich, hier reden wir sicherlich über fünf bis sechs Jahre. Dass Gespräche geführt werden, ist erst mal gut und der richtige Weg. Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren einige junge Spieler den Weg von der DEL2 in die DEL gehen werden. Auch junge, deutsche Spieler von uns. Vielleicht schon dieses Jahr.
Wer?
Hans Detsch und Alexander Thiel sind auf dem Sprung in die DEL. Ich bin mir recht sicher, dass Thiel schon diesen Sommer hochgehen kann und wird.
Herr Hegen, vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg in der Relegationsrunde.
Vielen Dank! Wir sind guter Dinge!
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