Abtasten auf die Playoffs hatte Trainingsspielcharakter - 3:4 gegen Weiden
Heimpleite gegen Bietigheim
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Die prägnanten Merkmale von Spielen um die "goldene Annanas" sind meist das Ausbleiben der Stammkundschaft sowie ein reduziertes Pensum in Sachen Konzentration und
Engagement seitens der Mannschaften. Eben diese Komponenten waren der Partie der Tölzer Löwen gegen die Blue Devils aus Weiden zu eigen. Nach wochenlangem Schaulaufen ohne eigenen Erfolg, sparten sich etliche Besucher den Weg in die Hacker-Pschorr-Arena. Die 1500 Anwesenden meinten aber auch alsbald, dass ein heimeliger Abend in den eigenen vier Wänden der weitaus sinnvollere Zeitvertreib gewesen wäre. Nach nicht einmal drei gespielten Minuten lag der Gast mit zwei Toren in Front. Nicht weil die Oberpfälzer ein derartiges Feuerwerk auf das Eis zauberten, sondern die Hausherren geistig nicht vollständig anwesend waren.
Beim ersten Gegentreffer rannten sich zwei Löwen in der Vorwärtsbewegung über den Haufen und ermöglichten Florian Bartels dadurch einen erfolgreichen Sololauf Richtung Patrick Couture. Kaum lief das Spiel wieder, lag die Scheibe erneut im Netz. Hierbei ist Couture ausnahmsweise einmal nicht von Schuld freizusprechen, er hatte das Spielgerät nämlich bereits unter der Fanghand. Schöne Aussichten für den Rest der Begegnung. Zu hektisch habe man gespielt, resümierte Hans Rothkirch über die
Anfangsphase. Ein mildes Urteil des 52-jährigen Löwencoachs. "Vogelwild" hätte es besser getroffen. Apropos Vogl. So war der Name des Hauptschiedsrichters an diesem Abend. Ihm schienen zwei gegeneinander spielende Mannschaften nicht auszureichen; darum stellte er sich immer wieder überflüssigerweise in den Mittelpunkt. Zahlreiche Unterbrechungen durch vermeintliche Fouls prägten den ersten Spielabschnitt neben dem Unvermögen der Herren in Gelb-Schwarz. Der wiedergenesene Peter Erlacher saß erst Sekunden
draußen, als Milan Blaha im Powerplay erhöhte. Hans Rothkirch, wahrlich kein Freund von Auszeiten, musste die Bremse ziehen und rief seine Schützlinge zu sich. Das Signal schien anzukommen. Im Gegenzug zeigte Rod Stevens lange vermisste Torjägerqualitäten. Hätten diese Qualitäten auch andere Spieler an den Tag gelegt, wäre es noch vor der ersten Sirene zum Remis gekommen. Erst zog Christian Curth nach eben überstandener 3-5 Situation alleine auf Reinhard Haider im Gehäuse der Oberpfälzer, wenig später scheiterte Rod Stevens mit der gleichen Variante am Weidener Schlussmann.
Nickligkeiten kamen nun verstärkt auf. Dazu vereinzelte Möglichkeiten der Buam, jedoch ohne das
Quäntchen Glück. Die Gäste wollten das Ergebnis lediglich verwalten, außer gelegentlichen Entlastungsangriffen war nichts mehr zu sehen. Einer dieser Befreiungsversuche wurde allerdings allzu übermütig gefahren, er fand nämlich in Unterzahl statt. Morgan Warren stibitzte sich die Scheibe und trieb sie schnell über die blaue Linie. Ob der
anschließende Rückhandschlenzer von Rod Stevens wirklich hinter der Linie war, oder vom Pfosten zurücksprang, vermochten die Unparteiischen ob des Rettungsversuchs von Reinhard Haider nicht exakt zu bewerten. Vogl gab den Treffer und die Buam waren wieder im Spiel. Ganze vier Sekunden vor Drittelende traf Jeff Hoad bei einer vorzüglichen Einschussgelegenheit den Puck nicht richtig.
Jeffrey Hoad war es dann auch, der für Sorgenfalten auf der Stirn der Tölzer Verantwortlichen sorgte. Wegen einer bislang undefinierten Blessur am Oberschenkel stand der Kanadier für die Schlussattacke nicht mehr zur Verfügung. Morgan Warren fuhr ab sofort Doppelschichten. Nach langer Zeit der Zurückhaltung, meldete sich auch Schiedsrichter Vogl wieder einmal zu Wort. Einen glasklaren Penalty verweigerte er den Löwen, Kruck war alleine durchgebrochen und gehakt worden. Dass der Ausgleich trotzdem noch fiel, war mehr als gerecht. Peter Kathan war der Vollstrecker, sein Blueliner wurde unhaltbar abgefälscht. Das ständige Agieren mit nur drei Reihen schien letztendlich dann doch spürbare Kräfteverluste bei den Isarwinklern verursacht zu haben, zumal einige Akteure erst seit kurzem wieder im Trainingsbetrieb stehen. Beim Siegtreffer der Gäste eine Minute vor Spielende wollte sich niemand mehr in den Schuss von Schopper werfen, wofür dieser sich äußerst dankbar zeigte. Im nächsten Aufeinandertreffen, wenn es darum geht, in der Abstiegsrunde entscheidend Boden gut zu machen, wird es mit Sicherheit anders zur Sache gehen. Wie Hans Rothkirch völlig richtig bemerkte: "Von der ersten Sekunde muss
man da hellwach sein, sonst kommt das böse Erwachen". Bis zum nächsten Freitag werden in jedem Falle Trevor Demmans und Christian Urban zurückkommen. Bei Florian Zeller wird der Heilungsprozess der Schulter noch ein paar Tage mehr in Anspruch nehmen. (orab)
Tore:
0:1 (01:19) Bartels (Hagn, Kinateder), 0:2 (02:29) Strömberg (Whitecotton, Schopper); 0:3 (10:43) Blaha (Hagn,Herbst), 1:3 (11:42) Stevens (Kottmair), 2:3 (37:13) Stevens (Warren, Mayer), 3:3 (53:20) Kathan (C.Curth), 3:4 (58:55) Schopper (Strömberg)
Strafen: Bad Tölz 26+10 (C.Curth), Weiden 26
Schiedsrichter: Vogl (ESC München)
Zuschauer: 1453