Abstreiter entscheidet rassiges bayerisches DerbyLandshut - Rosenheim 4:3 n.P.

Stark im Spiel-schwach im Abgang: Cannibals-Torhüter Sebastian Vogl - Foto: Roland Krivec - www.stock4press.deStark im Spiel-schwach im Abgang: Cannibals-Torhüter Sebastian Vogl - Foto: Roland Krivec - www.stock4press.de
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Von der ersten Minute an entwickelte sich ein zunehmend rassigeres, faires und spannenderes Derby, nach dem Starbulls-Coach Franz Steer an seiner alten Wirkungsstätte „einen Punkt gewonnen“ und sein Pendant auf Cannibals-Seite, Jiri Ehrenberger, „mit zwei Punkten das Minimum mitgenommen“ hatte. Diese Sichtweise verdeutlicht das unterschiedliche Selbstverständnis in dieser Saison: Während für die Niederbayern nur noch die Spitze zählt, schielen die als Tabellen-Dritter angereisten Oberbayern nach Crimmitschau, „um erst mal den Playoff-Platz abzusichern“.

Auf dem Eis begegneten sich jedoch zwei ausgeglichen und auch in der Tiefe gut besetzte Mannschaften auf Augenhöhe, deren „Special Teams das Spiel bestimmten“, wie Steer anschließend treffend resümierte. Den Unterschied machte an diesem Abend aber wohl der Kannibalen-Eingeborene Peter Abstreiter, der nach seiner langen Verletzung nicht nur immer mehr Fahrt aufnimmt, sondern in 1-0-Situationen ligaweit eine konkurrenzlose Erfolgsquote aufweisen dürfte. So erzielte er den neuerlichen Führungstreffer zum 3:2-Zwischenstand zwar auf den letzten Schritten von einem Starbull bedrängt, letztlich aber eiskalt aus einem Meter Torentfernung, hoch in den kurzen Fanghandwinkel. Und daß Penaltytore für ihn eine Selbstverständlichkeit sind, bewies er mit seinem ‚game winning shot’ im abschließenden ‚Shoot-out’ nicht zum ersten Mal.

Doch der Reihe nach: Schon im ersten Drittel ging es temporeich hin und her, ohne daß es zu vielen zwingenden Chancen kam. So fiel auch die Führung der Hausherren mit einem Schuß von der blauen Linie durch „Andy“ Geipel recht phantasielos. Lichterloh brannte es nach 17 Minuten in doppelter Unterzahl vor dem Cannibals-Gehäuse; wie mit dem Skalpell durchtrennte Mitch Stephens’ Querpaß den niederbayerische Defensivverbund, doch brachte Kapitän Stephan Gottwald die Scheibe nicht unter Kontrolle und schon gar nicht im leeren Tor unter.

Besser machten es die Isar-Strändler kurz nach Wiederbeginn. Diesmal konnte immerhin Cody Thornton einen Schuß von der blauen Linie seines Kollegen Kevin Kapstad unhaltbar in das von Norm Maracle gehütete Gehäuse zum 2:0 abfälschen. Wer dies für die Vorentscheidung hielt, sah sich alsbald getäuscht. In Unterzahl bliesen die Oberbayern zur Aufholjagd: Zwar zirkelte zunächst Mitch Stevens den Puck über das von Sebastian Vogl erneut glänzend gehütete Kannibalen-Tor, nachdem er sich geschickt in einer 1-1-Situation durchsetzen konnte. Sekunden später machte es Corey Quirk besser: Ein Schuß von Peter Kathan streckte zunächst Heiko Smazal, am Hals getroffen, nieder und brachte so Quirk in freie Schußposition, halb links vor dem Tor – Anschlußtreffer! Und Smazal konnte im letzten Drittel wieder mitmischen. Fünf Minuten später nutzte erneut Quirk eine unübersichtliche Situation vor Vogl und stocherte das Spielgerät zum Ausgleich über die Linie. Nun begaben sich die Cannibals wieder auf Beutezug: erst wurden die Brandls mit ihrer Co-Produktion abgeblockt, dann traf „Goldhelm“ Jaroslav Kracik aus dem Slot nur Maracle, bevor Abstreiter sich unnachahmlich zum neuerlichen Führungstor tankte.

Das letzte Drittel brachte, je mehr die Starbulls auf den Ausgleich drücken mußten, nun Chancen in Hülle und Fülle. Scheiterten Quirk & Co. in Überzahl wiederholt an Vogl, traf Andrej Strakhov in der 45. Minute nur den Pfosten. Im direkten Gegenzug kam Thornton von der Strafbank und scheiterte allein vor Maracle, der wenig später auch vor dem einschußbereiten Abstreiter rettete. Ryan Gaucher fand, völlig frei am langen linken Pfosten, in Vogl seinen Meister. Markus Welz und Billy Trew versuchten es auf der Gegenseite binnen Sekunden zweimal mit einem Bauerntrick und fanden Maracle auf der Hut. 80 Sekunden vor dem regulären Ende nahm Rosenheim seine Auszeit und Keeper Maracle aus dem Tor. 25 Sekunden später mußte Trew auf die Strafbank und so war es Stevens, der mit einem Hammer der Verzweiflung aus halb linker Position 45 Sekunden vor Schluß den Ausgleich markierte. Doch wenige Augenblicke später spielte Kracik mit einem Zauberpaß Frantisek Mrazek frei, doch der Torjäger konnte gegen Maracle die Verlängerung nicht verhindern – atemberaubend.

Und weil die letzte Aktion so schön war, wiederholte Kracik sein Kunststück zu Beginn der Overtime gleich noch einmal, doch wieder kam Mrazek aus dem Staunen nicht heraus und vertändelte erneut gegen den Starbulls-Schlussmann. – Penaltyschießen! Hierbei hätte Quirk seine starke Leistung veredeln können, doch scheiterte er ebenso am seelenruhigen Vogl, wie nach ihm Gottwald. Auf der Gegenseite vergab lediglich Thornton, so daß nach Abstreiters Treffer Trew den Sieg sicherstellen konnte.

Während auf dem Eis und hinter der Bande also zwei Spitzenteams in sportlich fairem Wettstreit beste Unterhaltung boten, dürfte das persönliche Verhältnis zwischen Cannibals-Keeper Vogl und den Rosenheimer Fans als nachhaltig zerrüttet gelten. Entrollten die einen drei Spruchbänder mit üblen Verunglimpfungen des Landshuters, revanchierte sich dieser anschließend mit dem Anstimmen von Schmähgesängen. – Die Verantwortlichen beider Seiten täten sicher gut daran, im jeweils eigenen Garten für eine Beruhigung dieses unschönen Wettstreits zu sorgen, um künftige Derby-Feste nicht unnötig mit dieser Privat-Fehde zu belasten.

Tore: 1:0 (12.) Geipel (Toupal, Kracik) 5-4, 2:0 (23.) Thornton (Kapstad, Trew) 5-4, 2:1 (30.) Quirk (Kathan) 4-5, 2:2 (35.) Quirk (Baindl, Frank) 5-4, 3:2 (40.) Abstreiter (Kapstad) 5-4, 3:3 (60.) Stevens (Gottwald, Gaucher) 6-4, 4:3 (65.) Abstreiter GWS

Strafen: Landshut 16, Rosenheim 16

SR: Oswald , LR: Büse, Velkoski

Zuschauer: 4.995


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