5:7 – Tölzer bringen sich durch Gastgeschenke in große Not

Langsam nimmt die Situation bei den Tölzer Löwen
bedrohliche Formen an. Beim ESV Kaufbeuren unterlagen die Isarwinkler in einer
torreichen Begegnung vor 2634 Zuschauern mit 5:7 (1:2,3:1,1:4) und stehen damit
vor dem Rückspiel am Sonntag gehörig unter Druck. Schier unglaubliche Fehler
machten es den keineswegs überlegenen Allgäuern leicht, zu ihren Treffern zu
kommen.
Als Axel Kammerer zur Pressekonferenz erschien, bebte er vor Erregung. Sein Hals
war so dick, dass dieser zu platzen drohte. Mit welchen Worten der 41jährige
Minuten zuvor seiner Mannschaft die Leviten gelesen hatte, lässt sich nur
erahnen. Das Statement war kurz, ließ aber an Deutlichkeit nichts missen.
„Ohne Ausländer ist es natürlich schwer in Kaufbeuren zu gewinnen. Die
Leistung der Kontingentspieler war heute erschreckend. Zu wenige Spieler haben
sich hier aufgebäumt.“ Bei fünf Gegentoren stand die so genannte Paradereihe
der Tölzer auf dem Eis. Zentrum der Kritik: Duane Harmer. Im Powerplay vertändelte
der Kanadier die Scheibe an der blauen Linie, ermöglichte Jim Jackson so den
Fastbreak zum Ausgleich. Das 1:3 erzielte Harmer gleich selbst. „Besser als
wenn der Schweiger das Tor macht“, dachte er sich wohl. Die Kritik am
Verteidiger kam von allen Seiten. „Für einen Spieler mit dem drittbesten
Gehalt war diese Leistung eine Unverschämtheit“, rang Geschäftsführer
Manfred Gröger nach Fassung. „Er hat mit den besten Schuss in der Liga,
spielt im Powerplay aber immer wieder in die Ecke anstatt abzuziehen“, haderte
indes Kammerer. Die Liste der Totalausfälle trägt primär kanadische Namen.
Sogar der sonst so besonnene Mark Cavallin, wirkte im Schlussdrittel bei einigen
Toren recht konfus.
Wer sich für den Verein den Allerwertesten aufreißt, war mehr als deutlich zu
sehen. Es waren die jungen Spieler, die sich die Seele aus dem Leib rannten. Es
war den Urbans, Holzers und Kottmairs zu verdanken, dass aus einem 1:3
zwischenzeitlich ein 4:3 wurde. Daneben fanden einzig Troy Bigam und Kapitän
Schinköthe zu gewohnter Form. Von den elf Scorerpunkten, die sich die Tölzer
erarbeiteten, ging kein einziger auf das Konto eines ausländischen Akteurs. Dafür
stellte Benjamin Hecker einmal mehr sein Talent unter Beweis, wie man sich trotz
imposanter Statur verhalten muss, um auf dem Eis nicht wahrgenommen zu werden.
Nachdem der erste Ärger verraucht war, stibitzte Axel Kammerer beim Ausblick
auf das Heimspiel am Sonntag ein Zitat von Kollege Pit Ustorf. Der nämlich
sagte zu seiner Mannschaft in der zweiten Pause beim Stand von 3:4, „jetzt
sprechen wir nicht mehr von Können, sondern von Müssen.“ Der Hals der
Trainers tendierte übrigens nach einem schnellen Pils wieder zu gewohntem
Umfang. (orab)
Tore:
0:1 (13:06) Urban (Kottmair), 1:1 (16:32) Jackson (3-4), 2:1 (18:19) Rau (Jocham,
Holzmann), 3:1 (23:02) Schweiger (Jackson, Deschenes, 5-3), 3:2 (26:59) Curth (Schinköthe,
Bigam), 3:3 (32:05) Bigam (Schinköthe, 4-5), 3:4 (36:06) Kottmair (Urban), 4:4
(43:13) Grandmaitre (Schweiger, Deschenes), 5:4 (46:16) Grandmaitre (Schweiger,
Deschenes, 5-4), 6:4 (46:48) Rau (Grosch), 6:5 (52:18) Schinköthe (Curth), 7:5
(58:54) Rau (Grosch, Auger)
Strafminuten: Kaufbeuren
12 -
Bad Tölz 18
Schiedsrichter: Stefan Vogl (EC Thanning) -
Baumann, Meier
Zuschauer: 2634