3:2! Tölzer fanden rechtes Mittel gegen linke Grizzlys

Mit dem Wintereinbruch fanden die Tölzer Löwen ihren Biss
wieder. Während vor der Hacker-Pschorr-Arena heftiger Schneefall den Winter
nachhaltig ankündigte, war in der Halle von Eiszeit keine Spur. Die Hausherren
stoppten den Negativtrend der letzten Wochen ausgerechnet gegen das Top-Team aus
Wolfsburg, siegten verdient mit 3:2. Vor lediglich 1500 Besuchern erzielte
Jeffrey Hoad bereits zur Mitte des zweiten Spieldrittels den entscheidenden
Treffer. Die Mannschaft von Bob Leslie nahm sich im letzten Abschnitt durch eine
unglaubliche Serie von dummen Strafzeiten jegliche Chance auf eine
Punktausbeute.
Es war keine Überraschung, dass die Gäste von Beginn an technisch
versierteres, kombinationssicheres Eishockey ausübten. Axel Kammerers
Mannschaft – ob der enttäuschenden Heimpleite gegen Bremerhaven – harrte
der Dinge. Die kamen in Form der Wolfsburger Führung. Borzecki saß auf der
Strafbank, Fibiger nutzte das präzise Zuspiel von Sturmkollege Simon. Es sollte
noch bitterer kommen. Sandro Schönberger durfte nach zehn Minuten nicht mehr
mitspielen. Spieldauer wegen hohem Stock. Der verdutzte Gesichtsausdruck des 18jährigen
verriet seine Unschuld. Genze riss beim Bully seinen Schläger hoch, wodurch die
Kelle Schönbergers in sein Gesicht gelangte und Spuren hinterließ.
Nichtsdestotrotz hatten die Hausherren Überzahl, auch zwei Niedersachsen saßen
draußen. Als die Spieluhr vier Mal die Eins zeigte, glich Rod Stevens aus. Adam
Borzecki hatte zum Alleingang angesetzt, Jan Münster konnte nur abtropfen
lassen. Der Rest war Formsache. Sechzig Sekunden später schlug es erneut hinter
Münster ein. Weil der Torhüter der Grizzlys eher suboptimal postiert war und
freilich auch der Kracher von John Kachur von der blauen Linie keine Wünsche in
Sachen Präzision und Wucht offen ließ. Am Ende von Schönbergers fünf Minuten
Strafe war plötzlich Wolfsburg wieder in numerischem Vorteil, was sich zeitnah
im Ausgleich von Xavier Delisle niederschlug. Hoch her ging es noch einmal in
der Schlussminute dieses Drittels. Da scheiterte zunächst Micky Rohner mit
couragiertem Solo an Jan Münster, im Gegenzug Fibiger am bärenstarken Cavallin.
Gleich zu Beginn des Mitteldrittels musste Cavallin erneut die gesamte
Bandbreite seines Könnens aufbieten. Diesmal war Justyn Kurtz der Unterlegene.
Kurtz war es auch, der zusammen mit Wietfeld nur Augenblicke nach seiner Großchance
auf der Strafbank saß. Tölz hatte Platz, Tölz spielte Eishockey. Kachur an
der Blauen zu Schinköthe, der diagonal zu Hoad an den verwaisten Pfosten –
3:2. Wolfsburg intensivierte nun seine Bemühungen, fand aber kein Mittel gegen
Mark Cavallin, der über ein Dutzend Fangarme und übermenschliche Reflexe zu
verfügen schien. Auch die Checkfreudigkeit der jungen Tölzer Garde schien dem
Starensemble der VW-Städter wenig zu behagen. Erste Undiszipliniertheiten waren
festzustellen.
Auf zwei seiner Kräfte musste Bob Leslie in den letzten zwanzig Minuten
verzichten. Preston Callander verletzte sich schwer an der Schulter, Alexander
Genze konnte wegen einer Handverletzung nicht mehr weiter spielen. Weitaus
tragischer für die Gäste wirkten indes andere Ausfälle. Tim Regan ließ sich
in einem Anflug von Rache für einen harten Check zu einem Kopfstoß gegen Peter
Gulda hinreißen und durfte sich mit einer Matchstrafe von seiner alten
Wirkungsstätte verabschieden. 180 Sekunden nach Regans Aktion schlug Todd Simon
Adam Borzecki mit dem Stock zwei Zähne aus, was freilich ebenfalls mit
sofortigem Ausschluss sanktioniert wurde. Es war inzwischen ein frustriertes,
ein schmutziges Hockey, dessen sich der DEL-Absteiger bediente. Den Isarwinklern
war es dennoch recht. So hielt sich der Aufwand in Grenzen, das Ergebnis nach
Hause zu fahren. Jan Schinköthe verpasste eine Minute vor dem Ende sogar die
vorzeitige Entscheidung.
Die Einlassungen von Bob Leslie auf der Pressekonferenz wirkten ein wenig
ratlos. „Wir hatten im zweiten Drittel genügend Chancen, doch Cavallin hat
unglaublich gehalten. Im letzten Drittel haben wir uns durch die Strafen selbst
unserer Chance beraubt.“ Auf die Frage nach den Ursachen für die rüde
Spielweise wich Leslie aus. „Wir wollten einmal wieder ein gutes Spiel machen,
haben auch mehr Geist gezeigt als zuletzt und waren bissiger. Leider mussten wir
so viele Strafen nehmen.“
Diese Sorgen hatte Axel Kammerer freilich nicht. Er hielt den anwesenden Zuhörern
die Realität vor Augen. „Es ist ein Wahnsinn, dass wir mit drei 17 und vier
18jährigen diese hochkarätig besetzte Truppe in die Knie gezwungen haben. Mark
Cavallin hat uns in den entscheidenden Situationen im Spiel gehalten, aber der
Schlüssel war heute die geschlossene Mannschaftsleistung, zu der wir endlich
wieder gefunden haben. Wir haben und viel vorgenommen, meine Mannschaft wirkte
sehr frisch.“
(Oliver Rabuser)
Tore:
0:1 (05:46) Fibiger (Simon. Kurtz, 5-4), 1:1 (11:11) Stevens (Borzecki, Kottmair,
4-3), 2:1 (12:11) Kachur (Kruck), 2:2 (13:02) Delisle (Simon, Brüggemann, 5-4),
3:2 (24:08) Hoad (Schinköthe, Kachur, 5-4)
Strafzeiten: Bad
Tölz 24 + 10 (Kruck) + 5/Spieldauer (Schönberger) – Wolfsburg 36 + 10 (Brüggemann)
+ 5/Spieldauer (Simon) + 5/Matchstrafe (Regan)
Schiedsrichter: Ulpi Sicorschi (Waldkraiburg)
- Sprenger, Velkoski
Zuschauer: 1461
Spieler des Spiels: Mark Cavallin