2:0 im Derby gegen München! Erster Dreier für die Buam
Lange mussten die Fans der Tölzer Löwen auf ein Derby in
der Bundesliga warten. Nach dem Abgang des SC Riessersee blickte man neidisch
nach Ostbayern, wo sich Landshut, Straubing und Regensburg untereinander die
Hallen voll machten. Mit dem Aufstieg des EHC München ist nun erste Abhilfe
geschaffen. Am ersten Wies´n-Freitag trafen sich beide Teams zum ersten
Vergleich in München. Der Zuschauerzuspruch war an diesem Abend leider einem
Spiel mit Lokalkolorit schier unwürdig. Oktoberfest und Profifußball waren
starke Konkurrenten um die Gunst des zahlenden Klientels, so dass sich gerade
einmal 1500 Eishockeyinteressierte im Eisstadion am Olympiapark einfanden, von
denen gut ein Fünftel dem Gast zugeneigt war. Die Tölzer Schlachtenbummler
waren es auch, die am Ende jubeln durften. 2:0 (1:0,1:0,0:0) siegten ihre
Lieblinge bei einem in allen Belangen enttäuschenden EHC München. Rod Stevens
legte im ersten Drittel vor, John Kachur stellte mit einem Traumtor die Weichen
endgültig auf Sieg. Mark Cavallin verbuchte überdies
seinen ersten Shut-Out.
Der EHC München präsentierte sich in den schmucken Wies´n Trikots, einer
limitierter Auflage für den Anhang, wie auch als Spieldress für die Zeit des
zweiwöchigen Ausnahmezustands in München. Diese im Lederhosenlook gehaltenen
Leiberl schienen allerdings die passende Gemütlichkeit bei den Akteuren
hervorzurufen. Lehrbuchcharakter hatten die Angriffsversuche des Aufsteigers nämlich
zu keiner Zeit. Das erste Drittel war überhaupt geprägt von vornehmer Zurückhaltung.
Angesichts der vorangegangenen Niederlagen beider Teams durchaus verständlich.
Die Tölzer harrten als Gast erst einmal der Dinge, München hingen befand sich
auf der Suche nach Ideenreichtum im Angriffsspiel. Ein aussichtslosen
Unterfangen, wie sich später herausstellen sollte. Gerade als die Hausherren
etwas besser in die Partie zu finden schienen, schlugen die Löwen zu. Rod
Stevens setzte einen Abpraller von der Bande reaktionsschnell zwischen den
Pfosten und die Schoner vor EHC-Goalie Harti Wild. Ein Powerplay zu Beginn des
zweiten Abschnitts sollte bereits die Entscheidung bringen. Nachdem die Buam
einige vergebliche Versuche hinter sich hatten, die Überzahlformation
einzunehmen, sah sich John Kachur bemüßigt die Sache alleine in die Hand zu
nehmen. Der Kanadier setzte an der eigenen blauen Linie zum Dribbling an,
umspielte drei Gegenspieler und krönte diese Aktion mit einem trockenen
Handgelenksschuss ins Kreuzeck. Die Hausherren übertrafen sich in spielerischer
Armut. Insbesondere in numerischer Überlegenheit – diesen Vorteil gab es
gerade in den letzten zehn Minuten nahezu dauerhaft – wollte so gar nichts
gelingen. Sicher, mit Mike Burman fehlte ein wichtiger Spieler – Carlson
spielte für ihn in der Defensive – und auch Rich Bronilla war noch nicht
wieder hundertprozentig fit. Doch spielten einfach zu viele wichtige Spieler
unter ihren Möglichkeiten. T.J. Guidarelli beispielsweise erwischte einen
rabenschwarzen Tag. Für die Tölzer war es meist ein Leichtes, die Scheibe vom
eigenen Gehäuse wegzuhalten. Wobei die Verteidigung der Buam sehr umsichtig,
kompakt und ohne größere Fehler agierte.
Axel Kammerer freute sich verständlicherweise über den
ersten Erfolg seiner Truppe. „Wir haben aufopferungsvoll gekämpft und waren
toll organisiert. Ich bin stolz auf meine jungen Spieler, wie sie sich im Münchner
Hexenkessel präsentiert haben.“ Damit neigte der Löwen Coach freilich etwas
zur Übertreibung. Denn das Münchner Publikum ließ sich schnell von der
Leistung ihrer Mannschaft anstecken, zum Ende gab es sogar vermehrt Pfiffe.
Gary Prior bedauerte den Gegentreffer „gerade als wir nach nervösem Beginn
etwas besser in die Partie gefunden haben. Nach den respektablen Ergebnissen der
Vorwoche war in den Köpfen meiner Spieler wohl der Pflichtsieg zu sehr
verankert. Ich bin von einigen Spielern sehr enttäuscht. Es reicht nicht, die
Verantwortung immer auf den Nebenmann zu schieben. (orab)
Tore:
0:1 (15:06) Stevens (Hoad, Hecker)
0:2 (23:31) Kachur (5-4)
Strafminuten: München
8 -
Bad Tölz 22 plus 10 (Gulda)
Schiedsrichter: M. Langer (Zweibrücken) – Hofer, Smetana
Zuschauer: 1523
Spieler des Spiels: Peter Gulda