14 Tore am Pferdeturm

Spektakulärer
als die Partie zwischen den Hannover Indians und dem ESV Kaufbeuren, hätte das
Comeback von Joe West als Indians-Trainer nicht ausfallen können. 4:0, 4:6, 6:6
und letztendlich 6:8 lauteten die Zwischen-, bzw. Endergebnisse am gestrigen
Abend, in einem Spiel in der auch Hauptschiedsrichter Fischer eine mehr als
zweifelhafte Figur machte.
Spiel
Eins nach Craig Streu sah eine Indians-Mannschaft, die von der ersten Minute an
fightete und bereits in der ersten Minute drei Mal innerhalb nur weniger
Sekunden an Florian Hechenrieder im ESV-Tor scheiterte. Weitere Gelegenheiten
auf beiden Seiten blieben ohne Erfolg. Die Hausherren zeigten sich deutlich
verbessert und engagiert, hatten das Überraschungsteam der Liga unter
Kontrolle.
Das
gleiche Bild im Mittelabschnitt. Die Indians im Vorwärtsgang, und kamen nach 30
Minuten zum verdienten Erfolgserlebnis. Nach einem feinen Solo von D.J. Jelitto
vollendete P.J. Atherton vor dem Tor stehend zur Führung. Es war sowas wie die
Initialzündung für die West-Boys. Innerhalb von nur 173 Sekunden schossen die,
nun wie im Rausch spielenden, Pferdetürmler durch Jamie Chamberlain, Nick Martens
und Josh Olson drei weitere Treffer zur vermeintlichen 4:0 Vorentscheidung. Jedoch
machte man am Pferdeturm die Rechnung ohne den Wirt, der in dem Fall in der
Rolle von Hauptschiedsrichter Fischer steckte. Neun Mal in Folge schickte der
Hamburger einen Hannoveraner auf die Strafbank, in einer Partie, die bis zu
diesem Zeitpunkt alles andere als Hart oder Unfair zu bezeichnen war. Die Gäste
nutzten die sich bietenden Gelegenheiten zur Aufholjagd. Robert Paule (35.), Mats Lindmark (37.) und
Petr Sikora (39.) verkürzten noch im zweiten Durchgang, vor der aufgebrachten
Kulisse, auf 4:3 aus Sicht der Gastgeber.
Im
Schlussdrittel zunächst das gleiche Bild. Das Heimteam weiterhin in
Dauer-Unterzahl, die Gäste setzten den Torreigen fort. Die Tore von Jordan Webb
(43.), Emil Ekblad (44.) und Dominic Krabbat (50.) sorgten für eine 6:4 Führung
für den ESVK, doch der Wahnsinn am Pferdeturm fand eine Fortsetzung. Innerhalb
von nur 43 Sekunden kamen die Niedersachsen zurück in die Partie. Kyle Doyle (53.)
und Daniel Huhn (54.) glichen vor den 3426 nun endgültig fassungslosen Zuschauern
aus. Die Freude sollte aber nur 67 Sekunden währen. Nachdem eine Strafe für die
Gäste nicht geahndet wurde, traf im Konter Mike Wehrstedt zur erneuten Führung,
und ließ dabei Indians-Keeper Marek Mastic unglücklich aussehen. Mit diesem
Treffer war die Moral der Hannoveraner endgültig gebrochen. Wehrstedt´s (56.) zweites
Tor bedeutete die endgültige Entscheidung, in einer Partie die am Ende drohte
auszuarten.
Indians
Trainer Joe West, der nach der Partie wie sein Team frenetisch gefeiert wurde,
zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz gefasst. „Ich habe es heute
anders erwartet. Kein Vorwurf an meine Mannschaft, die Herz und Charakter
gezeigt hat. Die Jungs sind enttäuscht, sie brauchen ein Erfolgserlebnis. Wir
werden jeden Tag hart arbeiten und ich bitte dabei um Geduld. Wir kommen wieder
aus dem Keller raus“, so West. „Ich habe es in 18 Jahren Eishockey noch nie
erlebt, das ein Team nach einer 4:0 Führung so oft 3 gegen 5 Unterzahl spielen
musste, wie wir heute“, so der Indians-Coach weiter. Sein Gegenüber Ken Latta
freute sich das der Erfolgsweg eines Teams weitergeht: „Ich habe gewusst, dass
es ein Spiel mit großen Emotionen werden würde. Normal ist das Spiel nach einem
4:0 vorbei, aber ich habe eine Mannschaft mit viel Charakter. Ich bin froh und
stolz auf meine Mannschaft.“
Neben
der Niederlage müssen die Indians nun auch noch die Ausfälle von Stürmer Jamie
Chamberlain (Knochenprellung) und Torwart Marek Mastic (Innenbandriss)
hinnehmen.
Statistik: 1:0 (29:01)
Atherton (Saggau, Jelitto); 2:0 (30:07) Chamberlain (Anderson, Priebsch); 3:0
(30:23) Martens; 4:0 (31:54) Olson (Del Monte, Mizzi) 5-4; 4:1 (34:36) Paule
(Körner) 5-3; 4:2 (36:43) Lindmark (Körner, Webb) 5-4; 4:3 (38:05) Sikora
(Körner, Webb) 5-3; 4:4 (42:15) Webb (Lindmark, Sikora) 5-3; 4:5 (43:23) Ekblad
(Wehrstedt, Webb) 6-5; 4:6 (49:25) Krabbat (Saal); 5:6 (52:29) Doyle (Del
Monte, Atherton) 5-3; 6:6 (53:12) Huhn (Wagner, Bagu) 6-5; 6:7 (54:17)
Wehrstedt (Paule); 6:8 (55:15) Wehrstedt (Webb, Körner)
Strafminuten:
Hannover 32 + 10 für Bagu 5 + Spieldauer für Olson – Kaufbeuren 18
Schiedsrichter:
Fischer (Hamburg)
Zuschauer:
3426
Jens
Wilke