Zwischenbilanz - Straubing Tigers zur Saisonmitte im Soll

Straubing: Trew bleibt ein TigerStraubing: Trew bleibt ein Tiger
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Gemessen an den bescheidenen Zielen, mit denen Aufsteiger Straubing in die erste DEL-Saison gestartet ist, sind die Tigers jetzt zur Mitte der Spielzeit im Soll.

 

Nicht Letzter werden, das war das Motto, das Coach Erich Kühnhackl im September ausgegeben hatte. Nach 26 Spielen, exakt der Hälfte der Doppelrunde, liegen die vor Saisonbeginn als ausgesprochener Underdog gehandelten Gäubodenstädter auf einem gesicherten 13. Tabellenplatz, dabei haben sie sieben Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Duisburg und drei Zähler Rückstand auf den Zwölften Augsburg. Der von manchen Spielern erhoffte Play-off-Rang zehn ist mit aktuell 17 Punkten Respektsabstand aber nicht gerade greifbar.

 

Der Blick in das nackte Zahlenmaterial offenbart, dass die Straubing Tigers, am Anfang getragen von einer unglaublichen Euphorie, 13 ihrer bislang zwanzig Zähler im ersten Saisonviertel holten. In den letzten zehn Partien gab es gerade einmal noch einen Sieg bei insgesamt vier Punkten. Gebremst wurden die Tigers dabei auch durch eine Verletztenmisere, die im Oktober einsetzte und bis in den November hinein andauerte.

 

Mehr Konstanz notwendig

 

Im Ligaalltag angekommen, hofft Trainer Erich Kühnhackl nun für die zweite Hälfte der Saison auf mehr Konstanz. Ausrutscher wie die klaren Niederlagen vor dem treuen und geduldigen heimischen Publikum (Schnitt: 4.223 Zuschauer) mit jeweils sieben Gegentoren gegen Berlin, Ingolstadt und Frankfurt stoßen dem Mann an der Bande nämlich sauer auf: „Das geht nicht, man kann verlieren, aber nicht so.“ Er meint aber nunmehr, dass seine Truppe „ihre Lektion gelernt“ habe: „Wir sind in vielen Dingen viel, viel besser geworden. Die Mannschaft muss aber noch kompakter, klüger und schneller spielen, um immer mehr eine Chance zu haben.“

 

Diese Forderung des Trainers umzusetzen, wird für die nächsten 26 Partien die Aufgabenstellung an die Tiger sein, allein schon aufgrund dessen, dass Straubing erst elf Auswärtspartien bestritten hat und bislang zuhause viermal so viele Punkte (16) wie auswärts (4) holte. Damit stellt die zweite Saisonhälfte, in der die Niederbayern mehr auf Reisen sein werden, eine größere Herausforderung dar.

 

Starker Zweitligablock

 

Die Herausforderung DEL als solche konnten bislang gerade Spieler aus der Aufstiegsmannschaft mit Bravour meistern. Nicht die vermeintlichen Verstärkungen, sondern der ehemalige Zweitligablock mit Sepp Lehner und Calvin Elfring in der Verteidigung sowie Trevor Gallant, Bill Trew und Jason Dunham im Angriff war es, der nachhaltig auf sich aufmerksam machte, Klasse bewies und 23 der bisher 53 Tiger-Tore markierte.

 

Der schwer von der Scheibe zu trennende und flinke Trevor Gallant, ein heißer Kandidat für den Titel als Straubings "MVP", ist mit 18 Assists einer der besseren Vorlagengeber der gesamten Liga. Jason Dunham und Bill Trew sind nicht nur mit am treffsichersten, sondern auch die besten Bullyspieler des Teams. Sepp Lehner gehört zu den Top-Verteidigern der DEL und Calvin Elfring besticht mit einer guten Schusseffizienz und der einzigen positiven Plus-Minus-Statistik der Tigers.

 

Mike Bales als Rückhalt

 

In dieses Bild fügt sich auch Torhüter Mike Bales ein. Zwar fiel er mittlerweile in der DEL-Statistik aus den Top Ten, der Kanadier hatte aber an zwei Siegen (gegen Krefeld und Köln) den alles entscheidenden Anteil und ist ein unverzichtbarer Rückhalt, was sich vor allem dann zeigte, als er verletzungsbedingt ausfiel und ihn Sinisa Martinovic nicht adäquat ersetzen konnte.

 

Zu wenig Akzente gingen bislang von den ausländischen Neuzugängen der Tigers aus. Vor allem die Angreifer sorgen für zu wenig Torgefahr. David Lundbohm hatte in der Vorbereitung für die Kölner Haie viermal getroffen, in Straubing kommt er trotz immer wiederkehrender Großchancen bislang auf nur zwei Tore aus 25 Spielen. Cam Severson, der eine bemerkenswert profihafte Einstellung mitbringt, schießt bei den Tigers zwar am meisten, mehr als vier Tore kamen dabei aber bisher nicht heraus. Der im Oktober aufgrund seiner Goalgetter-Qualitäten verpflichtete Nathan Barrett sucht nach einer Verletzung noch den Anschluss und blieb bislang blass. Trotzdem meinte Erich Kühnhackl vor kurzem überzeugt: „Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“ Für neuen Schwung soll nun vor allem der frisch verpflichtete Eric Chouinard sorgen.

 

In der Defensive spielen Matt Kinch und Peter Casparsson einen weitestgehend soliden Part, während der von Erich Kühnhackl ob seines körperlichen Einsatzes geschätzte Christoffer Norgren daran arbeitet, seine Fehlerquote zu minimieren und damit seine schwache Plus-Minus-Statistik (-17) in den Griff zu bekommen.

 

Chance für deutsche Spieler

 

Ihre Chance bekommen bei Erich Kühnhackl die deutschen Spieler, die sich über mangelnde Spielpraxis nicht beklagen können. „Bei uns muss jeder alles machen“, stellt der Coach fest. Besonders positiv fällt dabei Youngster Thomas Wilhelm auf, der ebenso wie der anfangs angeschlagene junge Verteidiger Raphael Kapzan den Anschluss an das DEL-Niveau herstellte. Der zeitweise in die Abwehr beorderte Christian Retzer kommt in Straubing besser zur Geltung als noch in Nürnberg, heimste zuletzt sogar ein Sonderlob des Trainers ein.

 

Über ihren Kampfgeist fanden Routinier Günter Oswald und der hitzige Markus Jocher ihre Rolle bei den Tigers. Mit der Last der aus Zweitligatagen resultierenden hohen Erwartungen kämpft dagegen weiterhin Stefan Mann, der nach den bisherigen Leistungen nicht nur in der Statistik auf einer Stufe mit Peter Abstreiter steht.

 

Trotz der zuletzt zahlreichen Niederlagen scheint die Moral bei den Tigers nach wie vor intakt zu sein. „Die Mannschaft hat einen guten Charakter“, sagt Trainer Erich Kühnhackl. Sein Kapitän Sepp Lehner erklärt zur Stimmung im Team: „Wir sind in der glücklichen Lage, ein paar Spaßvögel in der Mannschaft zu haben.“ Dennoch sei es schwer, es wegzustecken, wenn man oft verliert.

 

Defensive Ausrichtung

 

Um wieder mehr Erfolgserlebnisse zu haben, werden die Straubinger offensichtlich an ihrer bisherigen, defensiv ausgerichteten Strategie festhalten wollen. Sepp Lehner unterstreicht: „Wenn wir kompakt gut stehen, haben wir eine Chance und viele Kontermöglichkeiten. Wenn wir dagegen versuchen mitzuspielen, dann scheppert’s hinten. Wir müssen über sechzig Minuten konzentriert spielen.“

 

Die Defensivarbeit mit mehr Durchschlagskraft in der Offensive zu verbinden, ist die Aufgabe, mit der sich die Tigers als abschlussschwächstes DEL-Team in der zweiten Saisonhälfte allem voran beschäftigen werden müssen. Dem stimmt auch Erich Kühnhackl zu: „Ich erwarte von der Mannschaft offensiv einen Fortschritt, auch wenn es für uns ungemein schwieriger ist, die Chancen zu verwerten. Wir sind aber auf einem guten Weg.“ Diesen weiterzuverfolgen gilt es, damit die Straubing Tigers auch nach 52 DEL-Partien sagen können, dass sie im Soll liegen.


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