Zwischen Eisfläche und Spielplatz - Christian Ehrhoff im Hockeyweb-Interview
Christian Ehrhoff spricht im Hockeyweb-Interview über seine Karriere in Nordamerika, wie er als stolzer Vater seine knappe Freizeit verbringt und verrät, dass die Deutsche Meisterschaft mit den Krefeld Pinguinen 2003 noch immer sein Karriere-Highligt ist.
Auch privat läuft es für den Abwehrspieler mehr als nur gut: Ehefrau Farina erwartet Ende April ihr zweites Kind: Junge oder Mädchen? Da möchte sich Familie Ehrhoff überraschen lassen. Doch es könnte eng werden, denn in rund drei Wochen beginnen in der National Hockey League (NHL) wieder die Play-offs und der Kampf um den begehrten Stanley-Cup.
Christian, für Dich und die Canucks ist es eine Top-Saison. Mit 105 Punkten seid Ihr aktueller NHL-Spitzenreiter? Was ist Euer Erfolgsgeheimnis?
Wir sind eine ausgeglichene Mannschaft und in allen Bereichen sehr gut besetzt: von den beiden Goalies über eine tief besetzte Verteidigung bis hin zum Sturm. Damit konnten wir die vielen Verletzungen ausgleichen und haben eine gute Saison gespielt.
Wie ist es, als „Favorit“ in die Play-offs zu starten? Welches Team siehst Du, neben Euch, als heißesten Stanley-Cup-Anwärter?
Die Ausgangsposition in den Play-offs ist völlig egal. Der Druck von außen ist genauso groß, wie der, den man sich selbst macht. Das ist eine superschwierige Aufgabe. Da gibt es keine einfachen Gegner, vor allem nicht im Westen. Und wenn du den Stanley-Cup gewinnen möchtest, musst du alle Teams schlagen. Zutrauen würde ich den Titel diese Saison aber vor allem San Jose, Detroit, Philadelphia oder Boston.
Ihr habt einen sehr engen Zeitplan: 82 Begegnungen während der regulären Saison, fast alle zwei Tage ein Spiel. Bleibt Dir da überhaupt noch genügend Freizeit?
An spielfreien Tagen haben wir erst Training und gegen Mittag kocht meine Frau etwas für mich. Ich verbringe dann den Tag zusammen mit meiner Tocher Leni, die im Mai zwei Jahre alt wird – entweder auf dem Spielplatz, wenn das Wetter passt, oder wir spielen etwas anderes zusammen. Meine freie Zeit gehört allein meiner Familie.
Wie ist denn Euer Verhältnis im Team untereinander? Trefft Ihr Euch auch privat?
Also in Vancouver weniger, da viele Spieler Kinder und ein Familienleben haben. Aber wenn wir auswärts unterwegs sind, unternehmen wir viel zusammen, gehen Essen oder ins Kino. Vor allem mit meinem Zimmerkollegen Aaron Rome und den Sedin-Zwillingen verbringe ich viel Zeit.
Hast Du noch regelmäßig Kontakt zu Marcel Goc und Marco Sturm?
Mit den Jungs telefoniere oder schreibe ich öfters. Wenn die Predators hier spielen, kommt Marcel zu mir oder wenn wir in Nashville sind, treffen wir uns bei ihm. Gegen Marco Sturm habe ich diese Saison leider noch nicht gespielt. Er war immer in den Teams, die gerade nicht auf dem Programm standen.
Das letzte Vorrundenspiel der Saison wird voraussichtlich Dein 500. NHL-Spiel sein. Wie war für Dich der Weg dorthin und was waren deine bisherigen Top-3-Highlights?
Also erstmal hoffe ich, dass bis zum letzten Spiel alles gesund bleibt. Acht Partien stehen noch an. Meine ersten Eishockey-Erfahrungen hatte ich schon im jungen Alter. Mit 19 Jahren war ich mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen dabei, dann habe ich für Krefeld viel gespielt. So kam ich gut voran und hab schnell den Sprung geschafft. Meine Karriere-Höhepunkte: 1. Deutsche Meisterschaft 2003 mit Krefeld, 2. Olympische Spiele 2002, 3. Mein erstes NHL-Spiel.
Letzten Mittwoch haben in der DEL die Play-offs begonnen. Verfolgst Du das Geschehen hierzulande?
Ja, vor allem interessiere ich mich für Krefeld, da es meine Heimat ist und ich dort lange gespielt habe. Auch mein Kumpel und ehemaliger Teamkollege Adrian Grygiel, der jetzt in Nürnberg spielt, ist über den Sommer in Krefeld. Von daher verfolge ich schon die Ergebnisse der Play-offs und drücke natürlich den Pinguinen die Daumen. Das erste Spiel lief ja schon mal gut.
Ende April beginnt die Eishockey-WM in der Slowakei: Wie schätzt Du die Chancen der deutschen Nationalmannschaft nach einem grandiosen vierten Rang im Vorjahr ein?
Es kommt auf die Konkurrenz an. Ich denke, nach der Überraschung vom letzten Jahr ist diesmal ein Platz unter den Top 8 realistisch. Uwe Krupp ist auch, neben Wayne Gretzky, nach wie vor ein Idol für mich, da er bislang als einziger Deutscher den Stanley Cup gewinnen konnte.
Zum Schluss noch ein Tipp für alle jungen deutschen Talente, die den Schritt nach Nordamerika wagen:
Jeder Spieler sollte seinem Traum nachgehen und die Chance nutzen. Man muss nur mental stark sein, mit Rückschlägen umgehen können, sich in der Minor League durchsetzen und an sich glauben. Wir brauchen noch mehr Deutsche hier.
Nach zwei Jahren in Vancouver läuft Ehrhoffs Vertrag mit den Canucks Ende der Saison aus, doch wie es weiter geht, weiß der Verteidiger selbst noch nicht.