Zum Glück gezwungen: Die Kölner Haie und der jugendliche ElanDEL-Teamcheck: Kölner Haie

Zwar hätte sich der langjährige Haie-Funktionär so wie jeder andere gewünscht, dass es ein Derby mit Zuschauern gewesen wäre – so wie es sich gehört – doch alleine die Tatsache, dass dieses Spiel in dieser Saison stattfinden kann, ist für den KEC ein Erfolg. Wochen- und monatelang hatten die Kölner gebangt: Werden die Haie in dieser Saison mitmachen können? Droht gar mehr Ungemach als nur eine verpasste Saison? Weil aber die Spieler massiv auf Geld verzichtet haben, weil die Sponsoren dem Club zur Seite stehen – und vor allem weil etliche Fans auf die Rückerstattung ihrer Dauerkarte verzichtet und/oder so genannte Immer-wigger-Tickets gekauft haben, kam so viel Geld beisammen, dass die Haie mitmachen können. Der KEC hatte immer wieder betont, dass die Fallhöhe in einer Arena für rund 18.700 Fans und bei einem deutlich fünfstelligen Zuschauerschnitt besonders hoch ist, wenn keiner zum Zuschauen kommen darf.
Das alles sorgt zudem dafür, dass die Vorbereitung, die Anfang Dezember erst begann, so kurz ausfiel wie noch nie zuvor. Das lässt sich an zwei Testspielextremen ablesen. Die Kölner Haie übten lediglich zweimal, siegten einmal mit 5:4 gegen Iserlohn, verloren im Rückspiel mit 1:3. Der EHC Red Bull München, als DEL-Hauptrundensieger 2020 der „Quasi-Meister“, trainiert seit September und hat satte 17 Testspiele einschließlich des Magenta-Sport-Cups hinter sich gebracht.
Dass ein Start möglich ist, heißt nicht, dass alles ist wie immer. Im Gegenteil. In den beiden Testspielen gegen Iserlohn liefen bis zu vier Spieler aus dem eigenen DNL-Team auf. Ein Nachteil? Wer weiß – möglicherweise zwingt die Corona-Pandemie die Haie zu ihrem Glück. Denn der Stammverein Kölner EC gilt als einer der besten Ausbildungsvereine des Landes. Nun können sich die Youngster im Profiteam beweisen und sammeln dabei gar wichtige Spielpraxis, da die DNL als Nicht-Profiliga vom Sportverbot betroffen ist. Mit etwas mehr als 16 Jahren und vier Monaten stellte Verteidiger Leo Hafenrichter im zweiten Test gegen die Roosters einen neuen Rekord als jüngster Spieler der ersten Mannschaft auf. Auch der 17-jährige Stürmer Robin van Calster fiel auf. Nominell Belgier, aber aus dem eigenen Nachwuchs stammend setzte ihn Haie-Trainer Uwe Krupp auch im Powerplay ein. „Die jungen Spieler werden in dieser Saison viel Verantwortung tragen müssen“, erklärte Krupp gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Neben den zahlreichen eigenen Nachwuchsspielern, die in der Vorbereitung getestet und auch lizenziert worden sind, fiel ein weiterer junger Spieler gerade im Heimspiel gegen Iserlohn besonders auf: So schloss sich der 19-jährige Marcel Barinka, ein Deutsch-Tscheche, den Kölnern an und war gleich ein „Energiezentrum“ im Spiel der Domstädter und erzielte auch bereits sein erstes Tor. Für ihn wird es die erste Profisaison sein. Daheim in Tschechien spielte er für Slezan Opava und Sparta Prag und ging nach einem Jahr in der Red Bull Hockey Akademie nach Kanada und spielte zwei Jahre lang für die Halifax Mooseheads in der renommierten Juniorenliga QMJHL.
So gut die Jungs auch sind – ein paar ältere Wegweiser in der Mannschaft sind wichtig. So sind Krupp und Co. froh über die Rückkehr von Mike Zalewski, der bereit war, für das „schmale Gehalt“, das in dieser Saison in Köln nur möglich ist, zu spielen und auf mehr in besseren Zeiten zu hoffen, wenn er sich nun als Kämpfer bewährt.
Es sind freilich auch noch einige arrivierte Spieler weiterhin Teil des Kaders: Jason Akeson, Marcel Müller, Jon Matsumoto, Marcel Müller, Alexander Oblinger, Freddie Tiffels, Sebastian Uvira, Moritz Müller, Maury Edwards, Kevin Gagné – und einige andere. Mit diesen Jungs kann man schon ordentlich Hockey spielen. Und möglicherweise reißen die Youngster mit ihrem Kampfwillen, ihrer Geschwindigkeit, ihrem Spaß am Eishockey und dem Willen, sich auch für eine „normale“ Haie-Saison nach Corona zu empfehlen, die älteren Spieler so mit, dass diesmal die Play-offs in Reichweite liegen. Schenk einem jungen Spieler dein Vertrauen – und er wird dich überraschen.
Nicht jung, aber auch ein Glücksgriff könnte Justin Pogge (34) sein. Der Torhüter kam von den Eisbären Berlin und lieferte in den beiden Testspielen wirklich gute Leistungen ab. Und mit Hannibal Weitzmann (25) ist ein junger Mann hinter oder besser neben ihm zu finden, der auch schon gezeigt hat, was in ihm steckt.
Der jugendliche Elan gepaart mit den erfahrenen Spielern könnte also ein Grund sein, sich in Köln auf diese DEL-Saison zu freuen. Aber das tun die Haie ohnehin schon. Und nicht nur Philipp Walter.