Zepp entnervt DEG
Es gibt Dinge im Sport, die nur schwer zu begreifen sind. So wie
die 1:3 (0:1/0:0/1:2)-Niederlage der Düsseldorfer EG gegen die Eisbären
Berlin. Trotz Chancen für vier Spiele und einem gefühlten Schussverhältnis
von 112:3 fuhren die Gastgeber nach der Schlusssirene ohne Punkte in die
Kabine zurück. "Das ist zwar sehr ärgerlich, aber wir waren eben in der
Chancenverwertung nicht so konsequent wie beim Erfolg in Berlin", sagte
Trainer Harold Kreis relativ gefasst. Sein Gegenüber Don Jackson hob
natürlich die Leistung des schier unüberwindbaren Torhüters Rob Zepp hervor,
zollte aber auch Verteidiger Richie Regehr ein Sonderlob.
Dass die Berliner die Niederlage vom Dienstag vergessen machen wollten, war
zunächst nur zu Beginn des ersten Drittels zu spüren und überdies der
gütigen Mithilfe von Jamie-Storr-Stellvertreter Jochen Reimer im Tor der DEG
zu verdanken, der in der 5. Minute einen an sich recht harmlosen
Distanzschuss von René Kramer passieren ließ. Doch damit war die Präsenz der
Gäste von der Spree vor dem gegnerischen Tor vorerst auch beendet. Die
Düsseldorfer machten fortan eminent viel Druck, dem die Eisbären oft nur mit
Regelwidrigkeiten begegnen konnten. So mussten André Rankel, Sven Felski und
Steve Walker auf die Strafbank und nur ihrem hervorragend aufgelegten
Schlussmann Rob Zepp hatten es die Eisbären in dieser Phase zu verdanken,
dass die Führung bestehen blieb. In einem stark verbesserten Überzahlspiel
hatten der quirlige Evan Kaufmann und Mittelstürmer Brandon Reid die besten
Einschussmöglichkeiten. Den Berlinern blieb bei den druckvollen, aber bis
zur ersten Drittelpause nicht von Erfolg gekrönten Angriffen der Hausherren
teilweise die Luft weg, was Jung-Nationalspieler Alexander Weiß nach einem
Treffer durch einen Schlagschuss von Andy Hedlund sogar wörtlich nehmen
musste.
Den 6200 Besuchern im Rather Dome bot sich auch im Mittelabschnitt das
gleiche Bild. Wie Lawinen rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Tor
der Hauptstädter, die sich aber in dem Moment in harmlosen Pulverschnee
auflösten, in dem sie auf Rob Zepp trafen, der dem Begriff der Berliner
Mauer an diesem Abend eine ganz neue Bedeutung gab. So rettete er unter
anderem gegen die frei vor ihm auftauchenden Rob Collins und Brandon Reid.
Kurioserweise hatten die von Ex-DEG-Coach Don Jackson betreuten Eisbären bei
einem ihrer wenigen Entlastungsangriffe die beste Möglichkeit des zweiten
Drittels, als Stefan Ustorf in der 34. Minute nur den Pfosten traf.
Kurz nachdem Schiedsrichter Roland Aumüller, der mit dem insgesamt fairen
Spiel keine Probleme hatte, den Puck zum dritten Drittel eingeworfen hatte,
hatten die DEG-Fans den Torschrei schon auf den Lippen. Doch Ryan Ramsay
schob die Scheibe nach einem schönen Zuspiel von Shane Joseph um
Haaresbreite am Kasten vorbei. Und da bekanntlich Pech hinzu kommt, wenn man
kein Glück hat, traf Denis Pederson nach einem Pass von Kapitän Steve Walker
im direkten Gegenzug zum 2:0 für die Eisbären, die für die DEG nun zum
Problembären wurden. Auch bei diesem Gegentreffer machte Jochen Reimer keine
sonderlich glückliche Figur, allerdings war der 23-jährige Mindelheimer
aufgrund seiner Beschäftigungslosigkeit auch nicht mehr richtig auf
Betriebstemperatur. Zwar gelang dem Team von Trainer Harold Kreis durch
Patrick Reimer der Anschlusstreffer (51.), doch nur 141 Sekunden später
machte Richie Regehr mit einem präzisen Schuss unter die Latte den mehr als
schmeichelhaften Erfolg der Berliner perfekt.
DEG - Berlin 1:3 (0:1/0:0/1:2)
Aufstellung DEG
Tor: Jochen Reimer (Linda)
Abwehr: Hedlund, Ratchuk - Harrington, Caldwell - Bazany, Holzer
Angriff: Patrick Reimer, Collins, Kreutzer - Joseph, Reid, Kaufmann -
Hinterstocker, Ramsay, Tutschek - Carciola, Boon
Aufstellung Berlin
Tor: Zepp (Ziffzer)
Abwehr: Roach, Regehr - Quint, Braun - Kramer, Hanusch
Angriff: Mulock, Alexander Weiß, Felski - Walker, Pederson, Rankel -
Robinson, Beaufait, Ustorf - Martens, Braun
Tore: 0:1 (4.29) Kramer (Beaufait); 0:2 (43.00) Pederson (Walker), 1:2
(50.51) P. Reimer (Kreutzer, Hedlund/5-4), 1:3 (53.12) Regehr (Ustorf)
Strafzeiten: DEG 9 + Matchstrafe (Caldwell) - Berlin 10
Schiedsrichter: Roland Aumüller (Planegg-Würmtal)
Zuschauer: 6200
Von Thomas Schulz