Zachs Spezl hat‘s gemachtMannheim – Köln 3:2 n.V.
Der von Hans Zach als Reaktion auf die Saison beendende Verletzung von Christoph Ullmann reaktivierte Kanadier Eric Schneider, sein erklärter Führungsspieler aus Hannoverschen Meistertagen, feierte einen Einstand nach Maß und das nicht nur wegen seines erzielten, Hans Zach möge die Wortwahl verzeihen, Game Winning Goals. Eric Schneider hat von seiner läuferischen Eleganz nichts eingebüßt, die Fähigkeit ein Spiel zu lesen und damit das Gespür zu haben, da zu sein, wo es gerade wichtig ist, kann man nicht verlernen, zumindest Eric Schneider nicht, irgendwie wirkte es, als ob er nie weg war.
„Wenn der noch ein bisschen mehr Spielpraxis hat, gehört er in eine Reihe mit Jochen Hecht und Kai Hospelt“, hörte man von einigen „altgedienten“ Eishockeyfans während und nach dem Spiel und dem ist nichts Verneinendes hinzuzufügen.
Es war auch das passende Spiel zu seinem Einstand, die Duelle der Adler Mannheim gegen die Kölner Haie sind immer etwas Besonderes, die mit 13.600 Zuschauern ausverkaufte SAP-Arena in Mannheim bot den entsprechenden Rahmen.
Für die vor der „Olympiapause“ ab und an schwächelnden Kölner war dieses Spiel genauso eine Standortbestimmung wie für die Mannheimer, für die Haie die Suche zu alter Spielstärke, für die Adler Stand der Stabilisierung bzw. Verinnerlichung der Zach‘schen Spielphilosophie, für beide Gradmesser in Richtung Play-off-Form.
Ein Spiel zumindest mit Play-off-Charakter war es allemal, Köln mit Vorteilen im spielerischen Bereich, Mannheim machte das mit Kampf und Einsatz wett, dazu brauchten sie aber eine Weile. Das erste Drittel ging klar an die Haie, sie schnürten die Adler durch aggressives Forechecking bereits in deren Drittel ein ums andere Mal ein und sorgten für viel Druck auf das von Dennis Endras ausgezeichnet gehütete Tor, für gefährliche Entlastungsangriffe sorgte im ersten Drittel fast nur die nominell erste Reihe um Kai Hospelt, Konditionswunder Ronny Arendt (er hatte auch Eiszeit in der Simon Gamache Reihe, als Entlastung für den wiedergenesenen Ken Magowan, der zur Wiedereingliederung erst mal alle zwei Wechsel Eiszeit bekam) und dem heute überragend aufspielenden Jochen Hecht. Puckbesitz und Überlegenheit ist kein Garant fürs Tore erzielen, diese zu einem früheren Zeitpunkt getroffene Aussage von Hans Zach, vor allem deren Richtigkeit, erlebten die Haie dann gegen Ende des ersten Drittels. Sie kassierten eine Strafe und ausgerechnet im sonst so erfolglosen Powerplay erzielten die Adler das 1:0 und stellten den bis dahin erfolgten Spielverlauf etwas auf den Kopf. Die Adler brauchten genau 18 Sekunden, da fälschte Jochen Hecht einen Schuss von Steve Wagner vor dem Tor ab, unhaltbar für den Haie Goalie Danny aus den Birken. „Da war schon etwas Glück dabei“, sagte Hans Zach nach dem Spiel. Fakt ist aber auch, dass Ken Magowan Danny aus den Birken komplett die Sicht nahm und Jochen Hecht für seine Aktion den nötigen Platz verschaffte.
Im zweiten Drittel wurden die Adler dann forscher, erkämpften sich mehr Spielanteile, es entwickelte ein verbissener Kampf um jeden Puck, manchmal zu Lasten des Spielflusses aber zu jeder Zeit hochspannend. Die Adler konnten dem Spiel nun vermehrt ihren Stempel aufdrücken, das Selbstbewusstsein in ihren Aktionen stieg, gipfelte manchmal aber auch in Euphorie und das spielt einer Mannschaft wie Köln natürlich in die Karten, die sich wie aus dem Nichts durch ein zwei Aktionen Top Chancen erspielen. So zum Beispiel in der 24. Minute. Vier Adlerspieler befanden sich bereits im Vorwärtsgang, Pascal Zerressen zwang Dominik Bittner hinter dem Adlertor in einen Zweikampf, den er gewann, seinen Pass auf den heranstürmenden Andreas Falk verwandelte dieser zum Ausgleich. In der 34. Minute sorgte dann die nominell vierte Reihe Um Marc El Sayed, Jon Rheault und Matthias Plachta für die erneute Führung. Die Drei arbeiteten den Puck ins Tor, Kölns Verteidigung war hier nicht konsequent genug, Marc El Sayed konnte im dritten Versuch vollstrecken. Ausgerechnet diese Reihe wurde dann aber Opfer ihrer eigenen Angriffseuphorie. Trotz eines schon lange dauernden Wechsels checkten sie tief im Kölner Drittel vor, hatten auch zwei-, dreimal die Chance der Puckeroberung, letztendlich behaupteten die Haie aber den Puck, leiteten einen Konter ein, den Daniel Tjärnqvist in der 52. Minute zum Ausgleich nutzte. Das weiterhin kämpferische Spiel bot noch einige Chancen auf beiden Seiten, letztendlich blieb es aber bei einem gerechten Unentschieden nach 60 Minuten, das bedeutete Verlängerung und den Auftritt von Neu Adler Eric Schneider. Er hatte schon bei den in der regulären Spielzeit abgegebenen sechs Schüssen gezeigt, dass er platziert schießen kann, in der Verlängerung rundete er seine gute Leistung ab. Erst schnappte er sich den Puck und lief alleine auf Danny aus den Birken zu, die Scheibe verrutschte etwas, den Schuss bekam der Kölner Torhüter auf den Körper. Fast in der nächsten Spielsituation spielte ihm Jamie Sifers den Puck zu, er nahm Maß und zimmerte die Hartgummischeibe in den Torwinkel, die Freude bei allen Adlern war entsprechend.
Uwe Krupp sagte nach dem Spiel, auf dieser Leistung könne man aufbauen, er sähe seine Mannschaft auf dem Weg. Hans Zach war mit dem Einsatz und der Leistung seiner Mannschaft ebenfalls sehr zufrieden, über das Zustandekommen des Ausgleichs sieht er Gesprächsbedarf. An diesen Sachen werde man arbeiten, dass das bis zu den Play Offs funktioniert und dann werde man sehen, wer was in der Hose hat und wer nicht. Er ist wohl schon in Play-off-Form.
Tore:
1:0 (18:04) Hecht (Wagner, Sifers/5-4)
1:1 (23:35) Falk (Zerressen, Minard)
2:1 (33:54) El Sayed (Plachta, Rheault)
2:2 (57:31) Tjärnqvist (Hagos, Collins)
3:2 (62:38) Schneider (Sifers)
Strafen: Mannheim 4, Köln 6
Schiedsrichter: Lenhart / Schimm
Zuschauer: 13.600