Wolfsburg und der Wunsch nach mehrTeamcheck: Grizzlys Wolfsburg

Das wird natürlich besonders schwierig in Zeiten wie in der aktuellen, in denen die Corona-Pandemie die Schlagzeilen beherrscht und die Wirtschaft in allen Facetten leiden muss. Für die Wolfsburger eine schwierige Zeit, denn der Hauptsponsor Volkwagen hat ein Sparprogramm angekündigt und da wird vermutlich auch bei den Grizzlys der Gürtel enger gesteckt. Jetzt kommt es daher auf die Künste von Manager Karl-Heinz „Charlie“ Fliegauf an, der mit den vorhandenen Mitteln eine Mannschaft aufstellen soll, die möglichst das Zeug für das Play-off-Halbfinale hat, wenn nicht auf mehr.
Wenn man nun den aktuellen Kader mit dem der letzten Saison vergleicht, dann fällt auf, dass das Team jünger, größer und kräftiger geworden ist. Besonders beim Alter wird dies augenscheinlich. Fast ein ganzes Jahr ist die Mannschaft jünger geworden, sank von 29,00 Jahre auf 28,04. Auch die Größe scheint wichtig bei der Spielerbestimmung gewesen zu sein. War das alte Team im Schnitt fast 1,82 Meter groß, so sind es jetzt 1,8336 Meter und beim Gewicht gab es 0,5 Kilogramm oben drauf. Jetzt sind es 85,96 Kilogramm.
Da stellt sich glatt die Frage, was für eine Mannschaft bieten die Niedersachsen auf? Zuerst fällt auf, dass sie sehr international angehaucht ist und das hat nicht nur mit Cracks aus Übersee zu tun. Bisher sind es 25 aus acht verschiedenen Nationen, wobei neben den Einheimischen natürlich die Kanadier die größte Fraktion mit fünf Spielern bilden. Dazu kommen noch ein US-Boy, je ein Spieler aus allen vier skandinavischen Ländern und ein Franzose. Und diese Equipe ist erfahren. Davon zeugen alleine fast 5300 DEL-Begegnungen. Aber auch 161 WM-Spiele, 756 Matches in Schweden, 392 Spiele in Finnland und neben 55 NHL-Matches auch noch 1324 in der dort zweitklassigen AHL. Diese vorhandenen 25 kann man auch als Fingerzeig sehen, weil man wegen Corona sparen musste. Immerhin standen in der letzten Saison noch 29 Aktive auf der Gehaltsliste. Einen qualitätsmäßigen Sprung nach vorne gab es wohl auf der Torhüterposition. Der erst von Mannheim ausgeliehene Leon Hungerecker hat jetzt einen festen Vertrag, ebenfalls wie Stammkeeper Chet Pickard. Für die abgewanderten Felix Brückmann (Mannheim) und Michel Weidekamp (Selb) kam der Schwenninger Stammkeeper Dustin Strahlmeier. Strahlmeier, im Schwarzwald auch international gefragt, kam in den letzten vier Jahren immer auf über 90 Prozent Fangquote. Das spricht für den 28-jährigen Gelsenkirchener.
Auch in der Defensive gingen einige Akteure, die man gerne lieber in den eigenen Reihen gesehen hätte. Wade Bergman ging via Krefeld zum Liga-Konkurrenten Augsburg, Chris Casto und Nick Jones sind noch auf Vereinssuche. Neu sind dafür der Kanadier Julien Melichiori, ein 29-jähriger Kanadier mit NHL-Erfahrung, Jannik Möser, ein 25-Jähriger aus der Mannheimer Schule, der zuletzt bei den Adlern und in Iserlohn tätig war und der Däne Phillip Bruggisser. Vor allem Letzterer könnte die Offensivkraft der Wolfsburger deutlich anheben. Wie stark der dänische Internationale ist, zeigen die 31 Punkte in Krefeld in 52 Spielen und eine Plus-Minus-Wertung von nur minus sieben. Im Abwehrgefüge geblieben sind Dominik Adam, Dominik Bittner, Ryan Button, Jeff Likens, Armin Wurm und Steven Raabe. Letzterer hat, um die Spielpraxis zu garantieren, zusammen mit seinem Sturmkollegen Noah Nijenhuis eine Förderlizenz zum Einsatz beim Oberligapartner Hannover Indians.
Auch die Abteilung Attacke musste einige Änderungen hinnehmen. Gleich vier rechte Stürmer verließen die Wolfsburger. Während der Däne Aagard nur ein Durchläufer war, jetzt für MODO zaubert, und der Schwede Alexander Johansson ebenfalls nicht überzeugen konnte, war der Abgang von Brent Aubin, der nach sieben Jahren ging, zu Iserlohn schon wichtiger. Noch länger, 13 Jahre, war Christoph Höhenleitner ein fester Bestandteil der Mannschaft, ging in 783 Spielen für die Grizzlys auf das Eis. Sein Fehlen wird man spüren. Mit Lucas Lessio wechselte ein vielseitiger Stürmer nach Krefeld, während Mike Sislo enttäuschte und Eric Valentin seinen nächsten Karriereschritt lieber in der DEL2 bei Kassel durchführen möchte. Für diese Abgänge und den verbliebenen Gerrit Fauser und Sebastian Furchner auf der linken Seite wurde aus Örebro (SHL) der Kanadier Jordan Boucher-Gould verpflichtet, dem hartes Arbeiten nachgesagt wird. Die gleichen Attribute gelten für Max Görtz, der in Färjestad, Malmö und Göteborg über 320 SHL-Spielen absolvierte. Auf der Center-Position sieht es quantitativ etwas mau, weil vier Spieler unter Vertrag stehen. Lediglich Gerrit Fauser kann noch neben seiner Position als linker Stürmer auch als Center eingesetzt werden. Nachteilig könnte sich auswirken, dass von diesen Akteuren lediglich Fabio Pfohl unter 30 Jahre alt ist. Auch die rechte Position ist mit nur vier Akteuren mäßig besetzt. Da kann man nur hoffen, dass sich niemand verletzt.