„Wir müssen reagieren!“ Hiobsbotschaft folgt Heimpleite
Nach vier Siegen in Folge verloren die Thomas Sabo Ice Tigers ihr Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg mit 1:3 (1:1; 0:2; 0:0). Im Tor der Franken: Philip Lehr, der den verletzten Andreas Jenike ersetzte. Doch wer wird in den nächsten Wochen zwischen den Nürnberger Pfosten stehen?
„Nacho“ durfte wieder ran. Nicht nur ein Drittel, wie gegen Krefeld. Oder einige Sekunden, wie zuletzt in München: Die komplette Partie über hütete Philip Lehr das Ice-Tigers-Tor. Doch wieso eigentlich „Nacho“? Was hat der Keeper mit einem Tortilla-Chip gemein? „Das war damals in Mannheim“, erzählt er. „Ich hatte noch keinen Spitznamen. Frank Mauer wollte sich einen überlegen. Irgendwann meinte er: ‚Nacho! Das passt zu dir’, da ich ein bisschen südländisch aussehe. Später hat mich dann sogar der Trainer so genannt. Seitdem bin ich Nacho.“ 60 Minuten stand „Nacho“ also am Sonntag im Kasten. Und sein Selbstvertrauen wächst. „Die Beine haben nicht mehr gezittert“, gewinnt der 22-Jährige zunehmend an Sicherheit. „Da war es schon gut, dass ich heute von Anfang an spielen durfte.“
Braucht Nürnberg mehr als Lehr?
Doch so erfreulich die Eiszeit für Lehr war, so unerfreulich war der Grund für seinen Einsatz: Keeper Andreas Jenike hatte sich am Freitag während des Spiels in München am Fuß verletzt. Diagnose: Anriss des Syndesmosebands. Vier bis sechs Wochen fällt er voraussichtlich aus. Eine Hiobsbotschaft! Erst Stammtorhüter Jochen Reimer, nun sein würdiger Vertreter – eine Situation, die Martin Jiranek immer im Hinterkopf hatte, auf die er aber gerne verzichtet hätte. Doch sie ist eingetreten und die Ice Tigers müssen handeln. Und so kann schon kommendes Wochenende ein neuer Torhüter zwischen den Nürnberger Pfosten stehen. Zwar habe Philip Lehr laut Jiranek gegen Wolfsburg solide gespielt. Ein längerfristiger Ersatz für Jenike ist er allerdings eher nicht. Und Jochen Reimer? Die eigentliche Nummer eins wird frühestens in zwei bis vier Wochen aufs Eis zurückkehren. Also sollte – zumindest vorübergehend – eine Verstärkung her. Doch wer soll die Ice Tigers im Tor unterstützen? Der Sportdirektor seufzt: „Das wird uns heute Abend und am Montag beschäftigen.“ Dabei wollen er und Cheftrainer Rob Wilson alle Optionen prüfen. Sicher ist: „Wir müssen reagieren und bald eine Entscheidung treffen.“
Schwachpunkt Überzahlspiel
Gegen die Grizzlys, die zuletzt Straubing mit 8:1 das Fürchten lehrten, ist diese bereits vor der zweiten Drittelpause gefallen. Gerade hatten die Nürnberger eine doppelte Unterzahl überstanden, als Mark Voakes im Nachschuss das 3:1 für die Gäste in Überzahl erzielte (36.). Ice Tiger Leo Pföderl hatte die Strafbank bereits verlassen. Kurtis Foster kühlte sich allerdings noch ab. Zu seiner kleinen Strafe bekam der Verteidiger – wieder einmal – eine zehnminütige Disziplinarstrafe aufgebrummt. Es war nicht die einzige Entscheidung, mit der die Unparteiischen das Nürnberger Publikum gegen sich aufbrachten.
Auch Martin Jiranek ärgert sich, jedoch nicht über die Schiedsrichter: „Wolfsburg hat sein Tor gemacht“, betont er – in Überzahl, was seiner Truppe nicht gelingen wollte. Möglichkeiten gab es, vor allem im Schlussabschnitt. Doch die Gastgeber konnten Felix Brückmann nach Leo Pföderls Führungstreffer (6.) nicht mehr überwinden. „Felix war sehr sicher und ruhig im Tor“, lobt Grizzlys-Cheftrainer Pavel Gross seinen Keeper, „dazu haben wir die Schüsse der Nürnberger gut geblockt.“ Standen die Niedersachsen den Franken nicht im Weg, flog die Hartgummischeibe über das Gästetor oder zischte daran vorbei. Eishockeyschläger zerbrachen in den Händen der Eistiger, die den Puck verfehlten. Pleiten, Pech und Pannen, aber kein Powerplay-Treffer. „Das Überzahlspiel war heute unser Schwachpunkt“, findet Jiranek. Der alleinige Grund für die Niederlage war es aber nicht. Allgemein habe die Offensive Philip Lehr zu wenig unterstützt. Denn abgesehen von den drei Gegentreffern: „Ein Tor zu Hause reicht nicht, um gegen Wolfsburg zu gewinnen.“
Fehlte dem Tabellendritten nach dem Derby von München die Kraft? 4:3 bezwangen die Franken am Freitag die Oberbayern nach Verlängerung in einem Vorzeige-Match. Und auch gegen Wolfsburg gingen die Nürnberger diese Saison immer als Sieger vom Platz (5:2; 6:3 in der Vorbereitung). Pavel Gross erinnert sich: „Die Ergebnisse sind klar gewesen. Aber wir haben gelernt, wie Nürnberg gegen uns Tore schießt“ – und nun zurückgeschlagen.
Das Spiel im Überblick:
Tore: 1:0 (6.) Pföderl (Joslin, Heatley); 1:1 (12.) Mayer (Hambly); 1:2 (22.) Mulock (Bina, Likens); 1:3 (PP1/Voakes, Likens)
Strafminuten: Nürnberg 22 (12 + 10), Wolfsburg 18
Schiedsrichter: Aicher, Hascher
Zuschauer: 4.062