"Wir müssen mit der Situation leben"Nürnberg – Krefeld 1:4
Pfiffe und Buhrufe ertönten von den Rängen der Arena Nürnberger Versicherung. "Aufhören", forderten die Fans von den Ice Tigers, während sie den Stars der Vizemeistersaison 1998/99, Sergio Momesso und Martin Jiranek, huldigten. Vom Geschehen auf dem Eis hatten viele der 4.272 Zuschauer die Nase voll.
Sie wären so wichtig gewesen, die drei Punkte im Kampf um die Play-off-Plätze. Doch statt die 2:4-Derby-Pleite vom Freitag gegen Ingolstadt gutzumachen, rutschte Nürnberg auf den neunten Tabellenrang ab. Die Luft nach unten wird dünner und dünner, während der Abstand auf die Top sechs immer größer wird.
„Ganz anders vorgestellt“
Dabei sah es vor der Länderspielpause nach den beiden Siegen gegen Augsburg (6:4) und Straubing (4:1) so aus, als würde es für das Team von Bengt-Ake Gustafsson aufwärts gehen. Doch nun hat die Franken die bittere Realität wieder eingeholt. Andreas Jenike ist enttäuscht: „Wir alle haben uns das am Anfang der Saison ganz anders vorgestellt. Aber es hilft nichts, mit der Situation müssen wir jetzt leben“, so der Back-up-Goalie, der im zweiten Drittel Tyler Weiman im Nürnberger Kasten ersetzte. Was ist los bei den „Eistigern“? Kaum scheint der Knoten geplatzt, grüßt kurz darauf mit der nächsten Pleite wieder das Murmeltier. Dabei geht es nicht nur darum, Niederlagen zu kassieren, sondern vor allem um die Art und Weise, wie diese zustande kommen.
„Reine Kopfsache“
Den Schwung aus den letzten zehn Minuten von Ingolstadt mit nach Nürnberg nehmen, wollte Coach Gustafsson. Kämpferisch traten die Ice Tigers im ersten Drittel zwar auch auf, versuchten, den Puck hinter KEV-Keeper Scott Langkow zu platzieren. Doch es war vergebens. Das Gästetor blieb leer. Auch die Krefelder hatten ihre Möglichkeiten, die sie im Gegensatz zu den Franken nutzten. Adam Courchaine war es, der die Pinguine in Führung schoss (6.). Nürnberg probierte es weiter: Connor James, Ryan Bayda, Yasin Ehliz, Jame Pollock und Dusan Frosch versuchten unter anderem ihr Glück – ohne Erfolg, Marco Nowak traf nur den Pfosten. Das effizientere Team blieb der KEV mit dem Treffer von Martin Schymainski (20.), so dass es zur Pause 2:0 für die Seidenstädter stand.
Im Mittelabschnitt war es dann soweit: Die Unsicherheit kehrte – wieder einmal – in das Nürnberger Team ein, während die Niederrheiner ihr fröhliches Toreschießen mit Andreas Driendls Treffer in der 26. Spielminute fortsetzten. Die Folge: Tyler Weiman verließ seinen Kasten, Andreas Jenike übernahm. Und siehe da: Als KEV-Stürmer Mark Voakes wegen Hakens in die Kühlbox musste, klappte es auf einmal auf Seiten der Ice Tigers mit einem Powerplay-Tor von Jame Pollock (30.). Allerdings sollte es bei dem Ehrentreffer bleiben, da sich die Gastgeber nach dem 4:1 für Krefeld durch Roland Verwey (33.) nun völlig zurückzogen. Es hatte den Anschein, als hätten sich die Franken aufgegeben. „Das ist reine Kopfsache“, erklärte Andreas Jenike das alte Muster, in das die Nürnberger erneut verfielen.
Krefeld als Vorbild?
Den Fans ist die Ursache für die immer wiederkehrenden „Aussetzer“ jedoch egal. Sie wollen ihre Ice Tigers kämpfen und siegen sehen! Verständlich. Jenike weiß nur: „Wir müssen jetzt halt versuchen, noch so viele wichtige Punkte mitzunehmen, wie wir können.“ Doch die Zeit läuft – und den Franken bald davon.
Die Pinguine dagegen sind nach ihrer Krise im Januar wieder obenauf und überraschen die Ligakonkurrenten weiter. „Zu Beginn der Saison war unser Ziel Platz zehn“, erinnert sich Schymainski, und jetzt? Nun, „wir haben noch sieben Spiele und mit gutem Eishockey werden wir versuchen, am Ende unter den Top sechs zu stehen.“ Doch warum so bescheiden? Aktuell liegen die Krefelder auf Rang drei. Dem ist sich auch der KEV-Stürmer bewusst. Daher will er mit seinen Kollegen die Chance nutzen, diesen Rang zu halten. Das Geheimrezept der Schwarz-Gelben: „Selbstvertrauen, Spaß, eine super Truppe und harte Arbeit.“ Vielleicht sollten sich die Ice Tigers ein paar Nachhilfestunden von den Pinguinen geben lassen – und das möglichst schnell! Denn bereits am Dienstag geht es weiter: Nürnberg muss bei Meister Berlin ran, Krefeld empfängt Straubing.