Wie im Märchen - Ersatztorwart Hipke rettet Panthern zwei Punkte
Das Vorbereitungsprogramm des ERC IngolstadtSelbst im Eishockey gibt es manchmal Märchen, wenn auch nicht zu allzu oft: Es war einmal ein Oberligatorwart, der in Neuwied recht und schlecht im Kasten stand. Danach versuchte er sein Glück in südlicheren Gefilden, erhielt jedoch keine Anstellung. So trainierte er beim EHC München mit und holte sich in einer Hobbymannschaft ein wenig Spielpraxis. Als man bei den Münchnern mit dem Ersatzgoalie nicht so recht zufrieden war, wurde der neue Torwart fest verpflichtet. Hier kam er sogar, als sich der Stammtorwart Vollmer verletzte, zu einigen Oberligaeinsätzen, ohne große Begeisterungsstürme zu entfachen. Vom DEL-Club Ingolstadt erhielt er vorsorglich eine Förderlizenz, ohne dass allerdings irgendjemand mit seinem Einsatz gerechnet hat. Der Torwart heißt Dennis Hipke.
Und dann trat bei den Panthern der „worst case“ ein: Stammgoalie Waite fiel länger aus, Ersatzmann Karg kam zum Einsatz und Hipke saß bei den DEL-Spielen auf der Bank. Freitagabend in Wolfsburg musste nun Karg bereits im ersten Drittel passen: Er erlitt eine Gehirnerschütterung und Hipke, ursprünglich Ersatztorwart in der Oberliga, kam zu seinem ersten DEL-Einsatz. Und den absolvierte er gar nicht so schlecht. Zwar verloren die Panther mit 4:6, aber Hipke erhielt trotzdem gute Kritiken. An den Gegentoren war er schuldlos.
Am Sonntag kam nun sein großer Tag: Gegen die Kassel Huskies stand er von Anfang an im Tor der Panther. Und dann wurde das moderne Märchen wahr: Dennis Hipke war der Held des Tages. Nicht nur, dass er vor 3777 Zuschauern in der Saturn-Arena fehlerlos hielt – die beiden Gegentore durch Valenti und Melanson waren kaum zu verhindern -, es gelang ihm sogar das Kunststück, im Penaltyschießen keinen einzigen Treffer zuzulassen. Während bei Ingolstadt lediglich Doug Ast ins Netz traf – Sturm und Mann verschossen kläglich, Oswald visierte den Pfosten an -, machte Hipke alle Strafschüsse der Gäste zunichte. Kein Wunder, dass er anschließend von den Fans gefeiert wurde.
Hipke selbst gab sich nach seiner überragenden Leistung sehr bescheiden: „Ich bin natürlich happy und hoffe, auch am Dienstag beim Pokalendspiel dabei zu sein.“ Zwar gebe es große Unterschiede zwischen der DEL („die schießen viel schneller und genauer, man sieht die Schüsse kaum“) und der Oberliga, er habe sich aber gleich daran gewöhnt. Möglicherweise sieht man Hipke bald öfter in einer höheren deutschen Spielklasse: „Ich strebe natürlich langfristig in die DE“, meinte er.
Neben der guten Leistung ihres zweiten Ersatzgoalies hatten die Pantherfans nicht viel zu bejubeln. Obwohl Ingolstadt im Sturm bis auf den Dauerverletzten McDonald (er kommt in dieser Woche wieder aus den USA zurück und wird nach seiner Gehirnerschütterung vielleicht doch wieder spielen) komplett antreten konnte, war viel Sand im Getriebe. Weder die Neuzugänge Langenbrunner, Harder und Verteidiger Ward, noch die Etablierten Sturm, Ast oder Mann konnten der Begegnung große Impulse verleihen. Zwar waren die Panther spielerisch überlegen und arbeiteten sich auch viele Chancen heraus, außer den beiden Toren von Oswald und Ficenec kam jedoch nichts Zählbares heraus.
Trotzdem war Panther-Coach Kennedy mit der Leistung seiner Mannen zufrieden: „Gratulation an Torwart Hipke. Wir haben gut gekämpft, aber Kassel machte es uns mit seiner Defensivarbeit sehr schwer.“ Wer am Dienstag das Tor hüten würde, konnte (oder wollte) Kennedy noch nicht sagen: „Wir spielen auf jeden Fall mit den beiden Münchnern Vollmer und Hipke. Karg und Waite werden frühestens am kommenden Wochenende wieder fit sein.“ Wer weiß, vielleicht wird Oberliga-Ersatztorwart Hipke sogar deutscher Pokalsieger? Das wäre dann das zweite Kapitel im Eishockeymärchen. (an)