Wie ich es sehe… Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Jetzt ist er endlich in die IIHF-Ruhmeshalle aufgenommen worden, der
Didi! Ich habe es ihm schon lange gegönnt, dass er auch sichtbar zu den Größten
gehört, die jemals unsere Sportart herausgebracht hat. Nur schade, dass er
quasi unter Nr. 160 läuft, denn genau so viele Akteure umfasst die Galerie, die
aus Vertretern von 22 Ländern besteht. Da ist der Didi aus Kaufbeuren nicht
gerade glänzend weggekommen. Zu seiner Glanzzeit wäre der Linksaußen mit der
Nummer 23 in keiner europäischen Mannschaft negativ aufgefallen, vielleicht mit
Ausnahme von ZSKA Moskau, aber nur vielleicht.
An unser erstes Treffen kann ich mich noch gut erinnern. Kaufbeuren
spielte damals in Duisburg, und wir hatten von der Nachwuchsabteilung eine
kleine Feier. Ich hatte Thekendienst. Ein junger stämmiger Bursche verlangte
neben Bier auch einen Schnaps. In Anbetracht der Tatsache, dass er
unzweifelhaft nicht nur zu den ESVK-Cracks gehörte, sondern auch noch verdammt
jung war, beschied ich seine Bitte recht kühl. „Frag doch erst Herrn
Medicus (Vater von Nationalspieler Dieter, der damals so etwas wie ein Chef de
Mission der Allgäuer war). Wenn er einverstanden ist, kannst du den Schnaps
bekommen.“
Ich kam mir ganz schön diplomatisch vor, hatte aber die Rechnung ohne
den jungen Wirt aus dem Allgäu gemacht. „Da brauch´ ich den Fritz nicht
zu fragen. Gib her, oder…!“ Er holte nur mit der Hand aus. Ich
verstand die internationale Zeichensprache, zog es vor, auf weitere
diplomatische Schritte zu verzichten, mich dem Stärkeren und 16 Jahre jüngeren
zu beugen und vor allen Dingen mit aller gebotenen Eile dem recht wild
blickenden Naturburschen das Hochprozentige zu verabreichen. Da war sein
Mannschaftskamerad Vladimir Martinec (Vater des jetzt bei Mannheim spielenden
Tomas) doch wesentlich kulanter. Er verabredete sich gegen Mitternacht für 4.00
Uhr morgens mit einer der weiblichen Bedienungen, kämpfte noch eine kleine
Weile gegen den Schlaf, der ihn anschließend rechtzeitig übermannte und ihn die
Verabredung verpassen ließ.
Klar, dass wir uns noch oft begegnet sind. Einmal saß ich auf der
Tribüne in Duisburg bei einem Zweitligaspiel. Didi Hegen war damals schon ein
ausgewachsener Star, spielte entweder bei Köln oder Düsseldorf, das weiß ich
nicht mehr. Jedenfalls stand sein Bruder Gerhard beim Gegner im Kasten, ich
weiß nicht mehr, bei welchem Verein. Er, dessen Heimspiel wohl schon nachmittags
stattfand, setzte sich neben mich, weil ich so ziemlich der einzige war, den er
aus Duisburg kannte. In der Drittelpause fragten mich einige Fans: „Sach
ma´, is´ dat nich´ der Hegen?“ „Na klar, dat isser!“ Dass
ausgerechnet Dieter Hegen ein mittelgroßes und langjähriges Kapitel in Duisburg
schreiben würde, hat damals wohl kein Mensch vermutet, auch nicht der größte
Optimist unter den Fans. Ich bin nur gespannt, ob er tatsächlich in Hamburg an
der Bande stehen und die Freezers bis zum Ende der laufenden Saison coachen
wird.
Die Vorfälle auf dem Eis in Straubing und Düsseldorf ließen mich an
einen Ausspruch meines Sohnes erinnern, der in den neunziger Jahren in einer
privaten Eishockeyschule in Tschechien als Co-Trainer angeheuert wurde.
„Wenn du sehen würdest, mit wieviel Liebe die Eismeister die Fläche
aufbereiten, würdest du nur staunen.“ Jetzt weiß ich wirklich nicht, ob
es tatsächlich an den Eismeistern lag, dass beide Spiele abgebrochen werden
mussten. Aber immerhn kann ich es mir sehr gut vorstellen.
Das Schicksal meinte es ohnehin nicht gut mit den Schützlingen von
Harold Kreis. Zuerst der Spielausfall beim deutlichen 4:0 nach zwei Dritteln
gegen Ingolstadt (deren Chefcoach Bob Manno sagte grinsend, dass ihm so etwas
in den ganzen 33 Jahren seiner Karriere noch nicht vorgekommen sei), dann die
späte Anreise nach Wolfsburg mit anschließender 1:3-Niederlage. Zeit und
Gelegenheit, in der Tabelle wieder Boden gutzumachen, haben die Rot-Gelben zur
Genüge. Zwar müssen sie in den nächsten Spielen auswärts auftreten, doch im
Januar laufen sie sage und schreibe siebenmal(!) in eigener Halle auf. Wie
heißt es in einem Karneval-Evergreen? „Wer soll das bezahlen?“
Ich hoffe jedenfalls, dass Sie, lieber Leser, alle Weihnachtsgeschenke
bezahlt haben und Sie es sich so langsam in den Feiertagen gemütlich machen.
Ein frohes Fest wünscht Ihnen
Werner Nieleck
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