Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Der Kreis hat sich gestern Nachmittag geschlossen. Mit der Vorstellung
des neuen Chefcoaches der Krefeld Pinguine,
dem 54-jährigen Kanadier Rick Adduono, haben die Schwarz-Gelben mit den Kölner
Haien quasi gleichgezogen.
Es war eine parallele Entwicklung, die die beiden rheinischen Rivalen
durchmachten und –litten. Sowohl die Dom- als auch die Seidenstädter
quittieren zu viele Niederlagen, um den hohen Ansprüchen ihres jeweiligen
Umfeldes gerecht zu werden. Bei den Pinguinen erwarteten vor der Saison nicht
wenige einen Vorstoß bis ins Halbfinale. „Die sportliche Leitung wird
daran gemessen“, tat beispielsweise der Krefelder Geschäftsführer
Wolfgang Schäfer seinerzeit kund. „Es liegt fast ausschließlich am
Trainer, ob sich der Erfolg einstellt oder nicht“, lehnte sich
Haie-Chefcoach Igor Pawlow so weit aus dem Fenster, dass man schon eine Erkältung
durch etwaige Zugluft befürchten musste.
Nun, der gebürtige Russe musste offenbar schnell einsehen, dass sein
(Kommando-)Ton nicht überall ankommt und dass Köln ein ganz anderes Pflaster
auf den Straßen hat als Krefeld. Denn normalerweise sind Vereinsführung und
Zuschauer in der Domstadt Siege gewohnt, und das Wort
„Meisterschaft“ kommt ihnen weit leichter über die Lippen als ein
paar Kilometer weiter nördlich. Pawlow hat nicht schnell genug bemerkt, dass
sein Krefelder Strickmuster nicht auf Köln zugeschnitten war und ist.
Der neue Haie-Chefcoach Bill Stewart, der in Mannheim immerhin
dreieinhalb Jahre verantwortlich an der Bande stand und dort mit vielen
Mätzchen für Aufsehen sorgte, hat sich offenbar zum Besseren gewandelt.
Zumindest lässt sich das aus einem Interview mit einer Kölner Tageszeitung
herauslesen. „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt“, ließ er vor
einigen Tagen verlauten. Auch er stand bereits in Krefeld an der Bande und
erwarb sich dort als Feuerwehrmann einen Namen. Man kann es drehen und wenden,
wie man will: Die Skandalnudel von einst hat bei den einst erfolgverwöhnten und
mittlerweile –entwöhnten Kölnern bisher ganze Arbeit geleistet. Bis zum
heutigen Match gegen Ingolstadt gewannen Mirko Lüdemann & Co. unter Stewart
sämtliche fünf Partien.
Gut zu sehen, dass im Team doch mehr Potenzial steckt, als zunächst
angenommen. Da bleibt natürlich die Frage offen, ob der geschasste
Sport-Manager Rodion Pauels nicht doch etwa eine gute Mannschaft
zusammengestellt hatte und sich vielleicht „nur“ in der Auswahl des
Trainers irrte.
Bei Krefeld verhielt sich die Sache ein wenig anders. Insider
munkelten, dass sich Pauels´ schwarz-gelber Kollege Jiri Ehrenberger eine
Nürnberg (frühere Arbeitsstätte)/Deggendorfer (Wohnort) Hausmacht aufbauen
wollte. Der gebürtigen Mährer stolperte nicht über zahlreiche Niederlagen (die
ihm wohl angesichts kaum vollzogener Fluktuation im Sommer kaum wegen
Verpflichtung verkehrter Spieler anzulasten waren), sondern über den
Ärztestreit und die Art, wie er sich, in welchem Auftrag auch immer, von den
Medizinern trennte.
„Wir machen keinen Schnellschuss, sondern prüfen in aller Ruhe,
ob der Trainer auch in unser Konzept passt“, ließ vorgenannter Schäfer
nach der Trennung von Chefcoach Martin Jiranek verlauten. Das Konzept hieß
vordringlich „Ausbildung und Förderung junger Spieler, verbunden mit
langfristigen Verträgen. Nun geht dem „Neuen“ nicht gerade der Ruf
voraus, genau dies zu praktizieren. Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner, der
Truppe Motivation zu vermitteln und ansonsten viel Intuition scheinen die
Pluspunkte jenes Mannes zu sein, der in der Saison 2007/08 die Iserlohner auf
einen hervorragenden fünften Rang nach der Punktrunde hievte. Im Viertelfinale
schieden sie gegen Frankfurt nach sieben Spielen aus, genau wie die Krefelder
ein Jahr später gegen Düsseldorf. Einige Akteure schwören jetzt noch Stein und
Bein, dass sie das Halbfinale erreicht hätten, wenn die Jungen weniger Eiszeit
in den Play-offs bekommen hätten. Man darf gespannt sein, ob Adduono (heute
spielfrei) ein gleich guter Start gelingen wird wie seinem Kölner Kollegen.
Das Sprichwort von den neuen Besen bewahrheitete sich in Köln. Fünf
Siege hintereinander wie Stewart, das wäre Balsam auf die Krefelder Wunden.