Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Da haben wir also den zweiten
Hinauswurf eines Managers in der laufenden Saison! Nach der blamablen
2:4-Heimniederlage gegen Iserlohn, bei welcher Teile des Teams in den
ersten 40 Minuten kaum anwesend waren, trennten sich die Krefeld Pinguine
von ihrem Sportlichen Leiter Jiri Ehrenberger. Dazu trat Wolfgang Schulz
von seinem Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrates zurück. Damit hat
die Entwicklung bei den Linksrheinischen einen brisanten Verlauf genommen.
Ich lernte Ehrenberger vor
rund 26 Jahren kennen, als er Schülertrainer in Deggendorf war. So
ganz hatten wir uns zwischenzeitlich nie aus den Augen verloren. Seine
Fachkompetenz ist über jeden Verdacht erhaben. In Krefeld durchlief
er eine Blitzkarriere. Mitten in der Saison 2005/06 als Assistenztrainer
von Teal Fowler verpflichtet, war er in der Spielzeit darauf Chefcoach
und Trainer des Jahres, ein weiteres Jahr später zusätzlich Sportlicher
Leiter. In der Vorsaison zum „Nur-Manager“ befördert, holte er
Igor Pawlow an die Bande, mit welchem der Klub Erfolge feierte.
Doch irgendwie, zumindest schien
es mir so, veränderte sich Ehrenberger in seiner Art. War er früher
mitteilsam und ein Freund klarer Worte, so kamen jetzt seine Informationen
schleppend. Jedes einzelne Zitat musste ihm abgerungen werden. Das alles
wäre vertretbar gewesen, wenn nicht die Sache mit den Ärzten passierte.
Die Art, wie dort von ihm und mit den damaligen Medizinern verfahren
wurde, war schlichtweg geschmack-, niveau- und grundlos. Und selbst
wenn der gebürtige Mährer nicht der spiritus rector der Aktion war,
hätte er sich zu einer solchen hingeben dürfen. Ehrenberger „fuhr
voll auf Schulz ab“, um im heutigen Jargon zu bleiben. Dass einer
der Geschäftsführenden Gesellschafter der damals angestrebten neuen
medizinischen Partner in Deggendorf beheimatet ist, wo auch Ehrenberger
seinen normalen Wohnsitz hat, verlieh der Sache ohnehin ein Geschmäckle,
ob Zufall oder nicht.
Persönlich wunderte ich mich
über Ehrenbergers Inaktivität in Sachen Herner Spieler. Die Verteidiger
Joel Keussen und Jan-Niklas Pietsch sind bekanntlich im Besitz einer
Förderlizenz und sollen überwiegend beim Drittligisten Herne die vielzitierte
Spielpraxis erhalten. Denkste, denn bis auf sporadische Einsätze tut
sich hier nichts. Die Pinguine, allen voran der Sportliche Leiter, ließen
sich vom dortigen Chefcoach Niklas Sundblad dem Vernehmen nach erklären,
dass diese regelmäßig Eiszeiten erhalten. Rosenheims Coach Franz Steer
wunderte sich nur: „Die sind Erster, die können doch ohne Angst die
Buam einsetzen!“
Übrigens, mit Ehrenbergers
Weggang hat sich die Informationspolitik des Vereins keineswegs verbessert.
Seit dem besagten Freitag habe ich, wie offenbar die Kollegen auch,
drei Pressemitteilungen erhalten. Die erste besagte, dass für Montag
zu einer Pressekonferenz mit Blick auf das heutige Spiel gegen Nürnberg
eingeladen wird. In der zweiten war von der Vertragsverlängerung Daniel
Piettas die Rede, und heute bekamen wir eine Notiz bezüglich Aktionen
zum Welt Aids Tag rund um die Partie gegen die Eisbären am kommenden
Sonntag. Quintessenzen von Pressekonferenzen (man hat ja nicht immer
Zeit), die Entlassung eines Mannes, der immerhin rund vier Jahre überwiegend
erfolgreiche Arbeit geleistet hat, und letztlich der Rücktritt eines
Verantwortlichen, der jahrelang nicht unerhebliche Mittel dem Verein
zur Verfügung stellt, finden keine schriftliche Darlegung.
Noch in einer der letzten Pressekonferenzen
bekannte Jiri Ehrenberger, dass Schulz sein „Sportchef“ ist und
er mit ihm alles abstimmt. Daher dürfen wir alle neugierig sein, wie
der neue Manager heißt und an wen er sich anlehnt, so sich denn wieder
ein starker Mann findet.
Ob sich nach Schulz´ Rücktritt
der Kreis der Gesellschafter tatsächlich erweitert und beispielsweise
die beiden Aspiranten, von denen seit Jahren die Rede ist, tatsächlich
aus ihrer Deckung kommen. Den auch finanziell angeschlagenen Pinguinen
würde dies sicherlich guttun. Und zum Schluss: Wir waren wieder einmal
Zeuge, welche Macht eine Mannschaft ausüben kann.