Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Haben Sie, lieber Leser, bereits an die kommende WM in unserem Land
gedacht? Denn die Generalprobe für das Turnier und die Olympischen Winterspiele
in Vancouver, der diesjährige Deutschland Cup, steht quasi vor der Tür. Am
ersten November-Wochenende trifft unser Nationalteam in München auf die
Schweiz, die Slowakei sowie die USA. Die Stärke der Gegner entsprechend in etwa
dem Niveau unserer Spieler, wenn sie in guter Form sind, und die Schweizer Fans
dürften diesmal zahlreicher erscheinen als in den letzten Jahren im von ihnen
weit entfernten Hannover. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Turnier diesmal
in der Isarmetropole ablaufen wird, vor allen Dingen, wie sich die Adlerträger
nach der für uns alle furchtbaren WM in der Schweiz diesmal schlagen werden.
München? War da nicht ´mal was? Oh, ja, und nur die wenigsten wollen
oder können sich an diesen Flop in Bayern Landeshauptstadt erinnern. Das
Turnier war so miserabel organisiert, dass es zeitweise gar aus den Annalen
verschwand! Was muss damals Chris Herperger, jetzt in Diensten der Hannover
Scorpions, für einen Eindruck gehabt haben, als er mit Team Kanada vor gähnend
leeren Rängen in Füssen und eben München spielte?
In dieser Mannschaft standen übrigens auch mit Rich Chernomaz und Stéphane
Richer zwei Akteure, die jetzt Trainerposten in der DEL bekleiden. Deren Jobs
sind zumindest für die nahe Zukunft gesichert, obgleich es einige Anzeichen
gibt, dass der erste Hinauswurf vor der Tür steht. Zu den Anwärtern auf diese
Maßnahme zählen auch die Krefeld Pinguine. Denn mit dem
„Ärzte-Skandal“ geht in der Seidenstadt seit kurzer Zeit der
sportliche Misserfolg einher. Einige Optimisten (und das sind am linken
Niederrhein nicht wenige) hatten als Ziel gar das Erreichen des Halbfinals auf
die Fahne geschrieben. Davon sind die Schwarz-Gelben genauso weit entfernt wie der
Fußballklub TSV 1860 München auf den Aufstieg. Da scheint der Automatismus auch
beim ehemaligen Nürnberger Urgestein, dem sympathischen Novizen Martin Jiranek,
zu greifen. Momentan liegen die bedauernswerten Pinguine auf Rang 13 und
blicken nur noch auf die Hamburger und die Straubinger hinunter. Dass darüber
hinaus die Übungsleiter-Sitzmöbel vorgenannter zwei Vereine ebenfalls wackeln,
ist nur normal. Doch während man den Straubing Tigers ohnehin keine
erfolgreiche Saison voraussagte, liegt die Sache in Hamburg (wieder einmal)
anders. Zu den Zahlungskräftigsten der Liga zählend, sind die Hanseaten mit
ihrer „Millionentruppe“ auf Grund gelaufen. Auf der anderen Seite
stehen, man freue sich und staune, mit Wolfsburg, Augsburg und Iserlohn drei
Teams auf einem Platz, der die direkte Play-off-Teilnahme bedeutet.
Stichwort Trainer: Wie bekannt, wird Ralph Krueger die Mannschaft der
Eidgenossen verlassen und seinem Nachfolger Sean Simpson Platz machen. Wie
sagte er mir noch im Jahre 1977, als er als Achtzehnjähriger über den großen
Teich kam und in Duisburg sein Debüt in Europa gab? „Ich schaue mir das
hier eine Saison an und werde dann wieder nach Kanada zurückkehren. Das ist
mein Land.“ Nun, es sind 32 Jahre geworden, in denen sich der eloquente
Deutsch-Kanadier auf dem alten Kontinent aufhielt. Und wer weiß, wie viele
Jahre es noch werden!
Zum Schluss: Ich hatte vor einigen Tagen ein Jubiläum vergessen, und
war das des Düsseldorfer Stadionsprechers Volker Boix. Der Ratinger trat vor rund
20 Jahren seinen Job an der Brehmstraße
an. Ich lernte ihn schon früher kennen, als er als Jugendobmann der Ratinger
Löwen die Partien des dortigen Nachwuchses zunächst am Mikrofon begleitete.
„Und die wunderbare Vorlage kam von Manfred Kainz“, kam es da,
ungewohnt für die Zuschauer, über den Lautsprecher. Zunächst dachte ich:
„Was ist das für ein Schwätzer, der da die Ansagen macht?“ Volker
Boix hat seinen Stil nicht geändert. Geändert haben sich lediglich die Zeiten.
Deswegen gehört er schon lange zu den ruhigen, pragmatischen, deeskalierenden
Sprechern. Wenn er zuweilen auch Probleme mit der Aussprache einer
fremdländischer Namen hat, so unterscheidet er sich wohltuend von manchen
Schreihälsen, denen von nirgendwo Einhalt geboten wird.