Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Hat es das schon einmal gegeben, was in diesen Tagen und Wochen in
Krefeld geschah? Da werden zwei Ärzte entlassen, von denen einer sich rund 18
Jahre um die Mannschaft (und einen Teil ihrer Verwandten) gekümmert, mitunter
sogar seinen Urlaub geopfert und sich stets großer Beliebtheit und Anerkennung
sowohl bei den Cracks als auch bei deren Umfeld erfreut hatte?
Schlimm genug, dass sich die Verantwortlichen überhaupt zu einem
solchen Schritt entschlossen haben. Die Art, wie dabei vorgegangen wurde,
unterstreicht erneut, dass sich bei den Pinguinen mitunter völlig niveaulos
benommen wird. Nach einem Heimspiel unterrichtete Manager Jiri Ehrenberger Dr.
Martin Wazinski (Chefarzt Anästhesie eines Krefelder Krankenhauses), dass man
fortan auf die Dienste und die seines Kollegen verzichten würde. Auf die Frage
des völlig entgeisterten Mediziners nach dem Grund der Trennung, soll
Ehrenberger laut Dr. Wazinski geantwortet haben, dass es „am Handling bei
zwei verletzten Spielern“ gelegen habe.
Ich erfuhr, dass eine E-Mail mit der Anrede „Sehr geehrter Herr
Schulz (Vorsitzender des Aufsichtsrates der Krefeld Pinguine GmbH), lieber
Jiri“ von einer Person verschickt wurde, die in einem therapeutischen
Unternehmen arbeitet. Bei dem Inhalt soll es sich um Kritik an der Arbeitsweise
Wazinskis gehandelt haben. „Sie ist medizinischer Laie und kann
sicherlich die Fälle nicht beurteilen“, so Dr. Wazinski zu mir vor Tagen
am Telefon. Dass sich das Team geschlossen hinter die alte Crew stellte und
dies auch schriftlich darlegte, wobei zwei Cracks gesondert eine Ehrenerklärung
abgaben, war fast logisch.
Am letzten Donnerstag wurde eine Pressekonferenz von Wolfgang Schulz
einberufen, die jedoch nicht alle Medienvertreter (darunter auch mich, der in
zwei Eishockeymedien involviert ist, sowie die eigenen Pressesprecher)
erreichte, aus welchen Gründen auch immer. Doch geklärt wurde bei dieser PK
nichts, im Gegenteil, es wurde noch viel schlimmer gemacht.
„Einstimmig“ sei die Entscheidung bei Aufsichtsrat und Gesellschaftern
gefallen. Den Eindruck hatten die Medienvertreter überhaupt nicht. „Das
ist im Prinzip so, als wenn jemand was geklaut hat und fristlos rausgeschmissen
wird“, so Rechtsanwalt Wilfrid Fabel, der nach wie vor Einfluss in der
GmbH hat. Einen anderen Aspekt bringt der Vorsitzende des Stadtsportbundes auf
das Tablett. „Damit legt man die Säge an die Wurzeln aller Vereine in
Krefeld, die ehrenamtliche Mitarbeiter brauchen.“
Ob Ehrenberger, bei dessen Namensnennung während der Teamvorstellung
zahlreiche Fans ein Pfeifkonzert anstimmen, gut beraten war, in dieser Form als
„reitender Bote“ zu agieren? Die Art der Anrede vorgenannter E-Mail
scheint zu verdeutlichen, wer die Adressaten waren. Vehement bestreitet
Geschäftsführer Wolfgang Schäfer die Mitteilung, gleichzeitig mit Ehrenberger
von der ganzen Sache gewusst zu haben.
Vorläufiges Ende der hoffentlich nicht unendlichen Geschichte: Beim
letzten Heimspiel der Pinguine gegen Hannover waren die Herren Doktores des
neuen Partners nicht an der Spielerbande zugegen. Auch beim nächsten Match gegen
Düsseldorf werden sie durch Abwesenheit „glänzen“. Übrigens wurden
und werden sie vom Iserlohner Mannschaftsarzt vertreten. „Machen wir
selbstverständlich, ist doch klar!“ sagte gestern Rooster-Manager Karsten
Mende im Brustton der Überzeugung zu mir. Ob der ehemalige Nationalverteidiger
wegen der Krefelder Zustände dabei (hämisch) gegrinst hat, kann ich nicht
beurteilen. Ich habe nämlich mit ihm nur telefonisch geredet.
Aus Krefelder Sicht bleibt nur zu hoffen, dass sich die Pinguine nicht
zwischen sämtliche Stühle gesetzt haben und ihnen die neuen Partner nicht wegen
der Negativschlagzeilen „von der Fahne“ gehen.