Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Zehn Spieltage sind absolviert. Somit dürften die Wegweiser für den „Rest der Saison“ aufgestellt sein. Zumindest äußern sich zahlreiche Experten in dieser Weise. Auffällig sind im negativen Sinn mit Ingolstadt, Krefeld und vor allen Dingen Hamburg drei Vereine, die vor der endlos langen Punktrunde anderer Tabellenplätze im Auge hatten, als sie derzeit belegen. Selbstverständlich noch in Reichweite lukrativerer Ränge, bieten sie trotz allem schon in der Frühphase der Spielzeit Grund für Stirnrunzeln bei den Verantwortlichen und teilweise Wut und Enttäuschung bei den Fans.
Krefeld als Überraschungsteam der letzten Saison hat mit seinem neuen Trainer Martin Jiranek genug Probleme, dieses Husarenstück zu wiederholen. Hier wiegt der Langzeitausfall des Defender-Strategen Dusan Milo angesichts zahlreicher junger Akteure in der Truppe besonders schwer. Auf der anderen Seite experimentiert der Ex-Nürnberger immer noch an zwei Sturmreihen. Am Wochenende wurden erneut neue Formationen in Reihe zwei und drei aufs Eis geschickt. Diese Entscheidungen sind nur sehr schwer zu begreifen. Dabei steht Krefeld ohnehin vor einer großen Bewährungsprobe. Denn alle vier bayerischen Vereine sind an den jetzt folgenden vier Sonntagen Auswärtsgegner der Schwarz-Gelben. Erst am 29. November(!) dürfen sie wieder am Sonntag in eigener Halle auflaufen.
Die „Pizza-Connection“ in Ingolstadt wartet mit ihrem vollkommen neuen Team (dies im Gegensatz zu Krefeld, wo die Truppe beieinander blieb) ebenfalls auf Erfolge. Giacinto Boni als Manager und Bob Manno als Chefcoach scheint ein dorniger Weg bevorzustehen. Sorgte der einzige oberbayerische Klub der Liga am Freitag noch für ein sensationelles 7:2 bei der bisherigen Sensationsmannschaft Augsburger Panther, so quittierte er ein destatröses 2:3 in der immerhin zu drei Viertel gefüllten Halle (die zweitkleinste der Liga) gegen Schlusslicht Straubing.
Und wenn ich schon von Negativem schreibe, soll ich auch das erfreuliche Beispiel Wolfsburg mit seiner deutschen Leitung Fliegauf/Krinner nicht vergessen. Der „Charly“, wie Fliegauf nicht nur von seinen Freunden genannt wird, hat nach seiner Zwischenstation in Frankfurt, wo er offensichtlich nicht in das Umfeld passte, in Niedersachsen ein gutes Betätigungsfeld gefunden. Schade nur, dass die mit einem Fassungsvermögen von rund 4.500 Zuschauern ohnehin kleinste DEL-Halle im Durchschnitt nicht einmal zur Hälfte ausgelastet ist.
Zum Schluss noch ein Schlenker Richtung Hamburg, wo Borko Capla nach vielen Jahren des Unmuts bei Fans und Umfeld vor einer Woche gefeuert wurde. Da soll noch einer sagen, die US-Amerikaner wären schnell dabei mit „hire and fire“! Haben sie nicht jahrelang Geduld mit dem gebürtigen Slowaken bewiesen? Haben sie nicht jahrelang den Fans (die ja nicht denken können und bitteschön die Drehkreuze passieren sollen, nachdem sie teure Karten gekauft haben) und ihrer oft genug hinausposaunter Wut gegenüber die Ohren verschlossen? Haben sie nicht jahrelang die Augen davor verschlossen, dass ihr Manager in dessen Vergangenheit so gut wie keine Erfolge aufwies? Ich denke nur an verschiedene Flops mit Chemnitz/ Weißwasser, wo das Team in zwei räumlich weit voneinander getrennten Eissporthallen seine Heimpartien austragen sollte (was bekanntlich überhaupt nicht klappte), mit den ehemaligen Berliner Preussen, bei denen Caplas Namensänderungen für Erheiterung beim Umfeld sorgten, und letztlich mit Hamburg und seinen zunächst treuen Zuschauer, die aus dem Nichts heraus eine teure Mannschaft unterstützten, die trotz Riesenetats mit einer Ausnahme stets im Viertelfinale scheiterten.
Über seine Zukunft braucht sich der Sohn der ehemaligen Trainerlegende „Jojo“ keine Sorgen zu machen. Neben seiner Abfindung wird sich irgendein Verein schon finden, der ihn einstellt.