Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Na, also, da wird es ja doch noch ´was mit hitzigen Diskussionen an
diversen Tresen und bei Fan- und anderen Expertentreffen! Denn hielten sich die
Überraschungen (die Sensationen erst recht) am ersten Wochenende noch im
Bereich des Überschaubaren, so forderten einige Ergebnisse der Spieltage 3 und
4 nicht nur Stirnrunzeln, sondern mitunter auch hämisch- schenkelklopfendes
Gelächter heraus. Besonders die Adler aus Mannheim und ihr Chefcoach Doug Mason
haben wohl noch nicht ihren richtigen Horst bzw. die richtige Flughöhe gefunden.
Eine Niederlage in Verlängerung (n a c h
Verlängerung ist unlogisch, denn die Niederlage wurde ja in dieser Zeit
eingefahren, während es beim Penaltyschießen korrekt n a c h
Penaltyschießen heißen muss) bei den Augsburger Panthern und null Zähler
ausgerechnet gegen die Scorpions, denen daheim erst zwei Treffer in ebenso
vielen Partien gelangen, das muss erst einmal weggesteckt werden.
Und die rheinischen Rivalen, die sich am Freitag zum ersten Mal in
dieser Saison gegenüber stehen, haben sich einerseits (Düsseldorf) nicht gerade
mit Ruhm bekleckert und andererseits (Köln) eine Menge Dusel gehabt. Düsseldorf
spielte und spielte und spielte, traf aber nicht die Hundehütte bzw. das Tor
der Huskies, die aufopferungsvoll und mit viel Einsatz die knappste aller
Führungen fast 40 Minuten erfolgreich bis zum Ertönen der Schlusssirene verteidigten.
Dazu hatten die Nordhessen noch das Glück, dass mit Marcus Brill, dem Jüngsten
der schwarz-weißen Gilde, ein Unparteiischer die Partie leitete, der sich
nichts aus wütenden Pfeifkonzerten der Zuschauer machte und nicht nach
Dezibelzahlen pfiff. Manch einer seiner Zunftgenossen wäre ob des Lärms von den
Rängen eingeknickt. Nicht so der Mann aus Zweibrücken, der sich meist mit Erfolg
bemühte, Härte von Unfairness zu unterscheiden, und dessen Vater schon die
Pfeife schwang.
Die Düsseldorfer Erzrivalen aus Köln haben genau 1.688 Tage gebraucht,
um wieder an die Tabellenspitze unserer höchsten Liga zu gelangen. Das ist doch
einen Tusch für den Verein, der die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
beherrschte und in jener Zeit vier Titel einheimste, wert. Und da gemäß der
rheinischen Mentalität „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ auch
schon das Wort „Titelgewinn“ bei Superoptimisten die Runde macht,
kann man gar nicht vorsichtig genug bei der Analyse der Kölner Erfolge zu Werke
gehen. Beim näheren Hinschauen offenbaren sich nämlich (noch) unübersehbare
Mängel in der von Igor Pawlow trainierten Mannschaft. Von vier absolvierten Partien
haben die Domstädter lediglich einen „Dreier“ eingefahren, jeweils
ein Match nach Penaltyschießen und in Verlängerung gewonnen sowie eines in der
zusätzlichen Spielzeit verloren. Das heißt im Klartext, nach 60 Minuten einmal
gewonnen, dreimal remis. Und weiter heißt es, dass diese Siege gegen
Außenseiter (neuhochdeutsch „Underdogs“) zu Stande kamen.
Pawlow wird sich seinen Teil gedacht, als er mitansehen musste, wie
sogar die als harmlos geltenden Straubing seine Verteidiger umkurvt haben wie
die berühmten Slalomstangen. Und hätten die Männer aus der Gäubodenstadt nicht
zweimal statt Metall das Netz getroffen, wer weiß, ob die Kölner tatsächlich
die Tabellenspitze erklommen hätten. Nun ja, angesichts der ellenlangen
Punktrunde (dafür wurden die Play-off-Runden, in denen es „nur“ um
die Entscheidung geht, verkürzt) haben alle Teams und Trainer noch genügend
Zeit, sich den diversen Herausforderungen zu stellen.
Und zum Schluss: Sarkastisch reagierte DEG-Chefcoach Harold Kreis nach
dem Match bei den Iserlohn Roosters, das seine Truppe mit 3:1 nach Hause fuhr.
Dem Sinne nach sagte der in Kanada geborene Deutsche: „Sagt bitte dem
Hausmeister, dass er jetzt die Heizung wieder ausmachen kann.“ In der
Kabine der Gäste aus Düsseldorf dürfte eine Bullenhitze geherrscht haben.