Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Na, also, da wird es ja doch noch ´was mit hitzigen Diskussionen an

diversen Tresen und bei Fan- und anderen Expertentreffen! Denn hielten sich die

Überraschungen (die Sensationen erst recht) am ersten Wochenende noch im

Bereich des Überschaubaren, so forderten einige Ergebnisse der Spieltage 3 und

4 nicht nur Stirnrunzeln, sondern mitunter auch hämisch- schenkelklopfendes

Gelächter heraus. Besonders die Adler aus Mannheim und ihr Chefcoach Doug Mason

haben wohl noch nicht ihren richtigen Horst bzw. die richtige Flughöhe gefunden.

Eine Niederlage in Verlängerung (n a c h  

Verlängerung ist unlogisch, denn die Niederlage wurde ja in dieser Zeit

eingefahren, während es beim Penaltyschießen korrekt  n a c h  

Penaltyschießen heißen muss) bei den Augsburger Panthern und null Zähler

ausgerechnet gegen die Scorpions, denen daheim erst zwei Treffer in ebenso

vielen Partien gelangen, das muss erst einmal weggesteckt werden.

Und die rheinischen Rivalen, die sich am Freitag zum ersten Mal in

dieser Saison gegenüber stehen, haben sich einerseits (Düsseldorf) nicht gerade

mit Ruhm bekleckert und andererseits (Köln) eine Menge Dusel gehabt. Düsseldorf

spielte und spielte und spielte, traf aber nicht die Hundehütte bzw. das Tor

der Huskies, die aufopferungsvoll und mit viel Einsatz die knappste aller

Führungen fast 40 Minuten erfolgreich bis zum Ertönen der Schlusssirene verteidigten.

Dazu hatten die Nordhessen noch das Glück, dass mit Marcus Brill, dem Jüngsten

der schwarz-weißen Gilde, ein Unparteiischer die Partie leitete, der sich

nichts aus wütenden Pfeifkonzerten der Zuschauer machte und nicht nach

Dezibelzahlen pfiff. Manch einer seiner Zunftgenossen wäre ob des Lärms von den

Rängen eingeknickt. Nicht so der Mann aus Zweibrücken, der sich meist mit Erfolg

bemühte, Härte von Unfairness zu unterscheiden, und dessen Vater schon die

Pfeife schwang.

Die Düsseldorfer Erzrivalen aus Köln haben genau 1.688 Tage gebraucht,

um wieder an die Tabellenspitze unserer höchsten Liga zu gelangen. Das ist doch

einen Tusch für den Verein, der die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts

beherrschte und in jener Zeit vier Titel einheimste, wert. Und da gemäß der

rheinischen Mentalität „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ auch

schon das Wort „Titelgewinn“ bei Superoptimisten die Runde macht,

kann man gar nicht vorsichtig genug bei der Analyse der Kölner Erfolge zu Werke

gehen. Beim näheren Hinschauen offenbaren sich nämlich (noch) unübersehbare

Mängel in der von Igor Pawlow trainierten Mannschaft. Von vier absolvierten Partien

haben die Domstädter lediglich einen „Dreier“ eingefahren, jeweils

ein Match nach Penaltyschießen und in Verlängerung gewonnen sowie eines in der

zusätzlichen Spielzeit verloren. Das heißt im Klartext, nach 60 Minuten einmal

gewonnen, dreimal remis. Und weiter heißt es, dass diese Siege gegen

Außenseiter (neuhochdeutsch „Underdogs“) zu Stande kamen.

Pawlow wird sich seinen Teil gedacht, als er mitansehen musste, wie

sogar die als harmlos geltenden Straubing seine Verteidiger umkurvt haben wie

die berühmten Slalomstangen. Und hätten die Männer aus der Gäubodenstadt nicht

zweimal statt Metall das Netz getroffen, wer weiß, ob die Kölner tatsächlich

die Tabellenspitze erklommen hätten. Nun ja, angesichts der ellenlangen

Punktrunde (dafür wurden die Play-off-Runden, in denen es „nur“ um

die Entscheidung geht, verkürzt) haben alle Teams und Trainer noch genügend

Zeit, sich den diversen Herausforderungen zu stellen.

­

­Und zum Schluss: Sarkastisch reagierte DEG-Chefcoach Harold Kreis nach

dem Match bei den Iserlohn Roosters, das seine Truppe mit 3:1 nach Hause fuhr.

Dem Sinne nach sagte der in Kanada geborene Deutsche: „Sagt bitte dem

Hausmeister, dass er jetzt die Heizung wieder ausmachen kann.“ In der

Kabine der Gäste aus Düsseldorf dürfte eine Bullenhitze geherrscht haben.  


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