Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Vor einigen Tagen war ich Gast bei einem

Turnier im polnischen Sosnowiec. Dass ich nach einer Pause von neun Jahren

wieder dorthin fuhr, hatte zwei Gründe. Erstens waren die Krefeld Pinguine

beteiligt, zu denen ich eine besondere Beziehung habe, und zweitens wollte ich

sehen, wie es in jener Stadt und deren Umgebung aussieht, die zweimal uns

(West-) Deutschen Glück und Erfolg brachte.

 Es ist selten genug, dass eine DEL-Truppe

in unserem östlichen Nachbarland als Turnier-Teilnehmer auftritt. Schon allein

deswegen lohnte sich schon der Besuch. In Sosnowiec, was nicht zum historischen

Schlesien gehört und somit ganz scharf von Kattowitz abgegrenzt werden muss,

spielten jeweils zwei ungarische und slowakische Teams, eines jeweils aus Lettland

und Schweden sowie die schon genannten Krefeld Pinguine und der Gastgeber

Zaglebie Sosnowiec.

 Ein Zuschauer aus Krefeld fragte mich, ob

vor 20 Jahren in Kattowitz (die Metropole Schlesiens ist keine zehn Kilometer

von Sosnowiec entfernt) die letzte A-WM stattfand. „Nein“, widersprach ich,

„das ist jetzt mittlerweile 33 Jahre her.“ Ich kann mich noch genau an jenes

Turnier erinnern, weil ich zum erstenmal im Ausland eine WM besuchte und weil

unser Team wenige Sekunden vor Schluss das 2:1 gegen den Gastgeber erzielte und

so den Klassenerhalt sicherte. Polen und die DDR mussten damals den bitteren

Gang in die B-Gruppe vollziehen.

 Dabei stiegen die Polen mit einem

historischen Sieg in das Rendezvous der acht (ja, damals waren nur acht

Mannschaften beteiligt!) Besten ein. Die Sowjetunion wurde geschlagen, und ein

schmaler junger Mann aus Siedlce (weiß Gott nicht die Wiege des polnischen

Eishockeys, geschweige denn des Welteishockeys) machte das Match seines Lebens.

Quasi im Alleingang besiegte der Mann, der aus sportlichen Gründen von Siedlce

(80 km östlich Warschau) nach Kattowitz übersiedelte, durch seine Tore den

großen Bruder. Zwei Jahre später wechselte er nach Sosnowiec, wo er sieben

Jahre spielte. „Das ist so, als würdest du von Düsseldorf nach Köln wechseln.

Ich wurde lange als Verräter beschimpft.“ Dieser „Verräter“ hieß Wieslaw

Jobczyk und war ab 1985 Lokalheld beim Zweitligisten Duisburg. Später ließ er

in Ratingen seine Karriere ausklingen.

 Ausgerechnet dieser Wieslaw Jobczyk lief

mir über den Weg. Die Wiedersehensfreude war groß. Jobczyk, auch als

Mittfünfziger rank und schlank wie ehedem, ist gefragter Experte beim

polnischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mit der neuen Regelauslegung kann

sich der alte Recke jedoch nicht so richtig anfreunden. „Zum Eishockey gehört

Kampf, manchmal auch ein  bisschen

Haken, Halten oder Behindern“, verkündet er augenzwinkernd. „Wie sie jetzt

spielen, tut mir weh.“ Abgepfiffen ist längst nicht seine Karriere als gutsituierter

Vertreter von Industrie-Armaturen.

 Krefeld  bekleckerte sich übrigens nicht mit Ruhm. In diesem nicht

gerade mit Spitzenklubs gespickten Turnier belegten die Linksrheinischen

lediglich den dritten Platz und hatten noch Dusel, dass ihr Torwart Danijel

Kovacic eine(!) Sekunde vor Schluss im Spiel um Platz drei gegen den Gastgeber

einen Alleingang stoppte und seinen Teamgefährten so das Penaltyschießen

ermöglichte.

 Ach ja, das zweite Mal hatten wir

Deutschen im Jahre 2000 Glück. Bundestrainer Hans Zach schaffte mit seinem Team

beim B-Turnier in Kattowitz trotz einer Niederlage gegen Gastgeber Polen den

sportlichen Aufstieg. Somit musste er sich nicht vorwerfen lassen, dass er sein

Mitwirken bei der folgenden A-WM nur dem Umstand verdanken dürfe, weil sie in

Deutschland stattfand.

 Das sieht in diesen Jahren leider genau

entgegengesetzt aus. Die Adlerträger stiegen heuer sportlich ab, sind aber für

die kommende WM als Gastgeber qualifiziert. Geschichte wiederholt sich also

doch nicht immer.


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