Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Mitte August: Es ist die hohe Zeit der
Vorbereitung. Die ersten Spiele sind absolviert, die ersten Fazits werden, ob
sachlich oder unsachlich, gezogen. So mancher Übereifriger mit prophetischer
Gabe schließt vom allerersten Drittel auf den ganzen Saisonverlauf.
So ein bisschen beobachtete ich die
Schiedsrichter, wie sie sich den alljährlichen Tests im Bundesleistungszentrum
Füssen unterzogen. Fitness, Regelkunde, Fallbeispiele, all das stand wieder im
Vordergrund des Beisammenseins. Da werden beispielsweise ähnlich wie beim
Slalom die Abstände zwischen den einzelnen Pylonen genau abgesteckt. Ich hätte
da einen weiteren Vorschlag, wie man die Unparteiischen praxisnah auf die
anstehenden Partien vorbereiten könnte. Schiedsrichter sollten, ähnlich wie
Pferde, eine große Zuschauerkulisse simuliert bekommen. In unserer Zeit, in der
ohnehin vieles auf visuellem Wege simuliert werden kann und wird, dürfte dies
keine Probleme für die Organisatoren bedeuten. Wenn schon bei einigen Tests mit
Maßbändern vorgegangen wird („das ist vom Weltverband vorgegeben“, so Lars
Brüggemann, einer der aufgehenden Sterne am Schiedsrichter-Himmel), so sollte auch ein
richtiges Spiel mit dröhnender Zuschauerkulisse simuliert werden. Sie, lieber
Leser, wissen selbst aus eigener Erfahrung, wie es bei aufgeheizter Stimmung
mitunter zugeht.
Da geschieht oft folgendes: Ein
Schiedsrichter beobachtet einen fulminanten, aber fairen Check eines Spielers
der Gastmannschaft, der einen Akteur der Gastgeber malerisch bis spektakulär
Bekanntschaft mit der glatten Fläche machen lässt, pfeift richtigerweise
nicht. Falls sich diese Aktion in
kurzer Zeit ein- oder sogar zweimal wiederholt, hat der Gastgeber alle
„Chancen“, dass der mutige Unparteiische einknickt, sich dem „Volkswillen“
unterwirft und den Checker unter dem frenetischen Beifall der Mehrheit des
Publikums in die Kühlbox beordert. Vielleicht wird der Schiedsrichter
resistenter gegen solche Dezibelzahlen gemacht, wenn er dies quasi übt.
Neulich las ich in einer Tageszeitung
einen Beitrag mit der Überschrift „Drei Titel in Europa – wie war das
möglich?“. Er berichtete über den Erfolg unserer Nachwuchs-Nationalteams im
Fußball, die immerhin mit der U17, U19 und U21 Europameister wurden.
DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus führte diese erfreuliche Tatsache darauf
zurück, dass seit 2002 für jeden Profiklub Jugend-Leistungszentren
vorgeschrieben sind. Zwar gibt es auch dort schwarze Schafe (14 Vereine der
ersten und zweiten Liga bekamen in der Bewertung keinen Stern, sieben Klubs
dagegen heimsten deren drei ein), aber im großen und ganzen hat diese Anordnung
Früchte getragen.
In unserer Sportart hoffen die
Verantwortlichen, die sich mit der Nachwuchsarbeit beschäftigen, dass ab 2012
die beschlossenen Vorschriften umgesetzt werden. Es handelt sich hierbei um
eine Verstärkung der Nachwuchsarbeit der einzelnen DEL-Vereine. „Wenn man
sieht, was beispielsweise Hamburg, Hannover oder Wolfsburg von der
Nachwuchsarbeit halten, weiß man, wie wenig sich bisher um die ganze Sache
gekümmert wurde“, so ein hoher DEB-Funktionär, der seinen Namen an dieser
Stelle nicht wiederlesen möchte. „Es wird viel zu schlecht über uns geredet und
geschrieben. Viele, die darüber schreiben, wissen gar nichts von unseren
Problemen, haben nie ein Nachwuchsspiel gesehen“, so der Mann weiter, der
darauf hinweist, dass unsere Nachwuchsteams in der Welt wesentlich höher
eingestuft werden als unsere A-Nationalmannschaft. „Wenn du keine Spieler hast
und auf ein paar Vereine angewiesen bist, kannst du einfach nichts machen. Jetzt
hoffe ich auf die Umsetzung der Beschlüsse.“
Und ich hoffe, dass es nicht wieder
diverse Ausnahmeregelungen gibt, sondern dem betreffenden Verein, pardon, der
betreffenden GmbH, die begehrte Lizenz wirklich verweigert wird.