Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Heute möchte ich diese Rubrik mit einem Märchen beginnen. Ich betone
ausdrücklich, dass diese Geschichte nichts mit der Wirklichkeit gemein hat,
denn ich habe keine Lust ins Kreuzfeuer von Leuten zu geraten, die
keinen Spaß verstehen können.
Also, es war einmal ein Redakteur eines Stadionheftes. Dieser Redakteur
war auch über die Stadtmauern dieses Vereins bekannt und heimste einige
Auszeichnungen ein. Während einer Pressekonferenz stellte er zwei an und für
sich harmlose Fragen. Die eine Frage hatte etwas mit der Trennung eines Mannes
aus dem Umfeld zu tun. Mit der zweiten Frage äußerte sich der Kollege kritisch
über einen Mannschaftsteil, der zur anstehenden Saison nicht nachgebessert wurde.
Viele, darunter auch ich, fanden die Fragen weiß Gott nicht aufregend.
Für die Verantwortlichen reichten die beiden Fragen jedoch, um sich von
diesem Redakteur zu trennen. Der Pressesprecher wurde beauftragt, die
unangenehme Sache dem Redakteur, der aus allen Wolken fiel, mitzuteilen. Aus
lauter Solidarität quittierten auch die beiden anderen Mitarbeiter ihren
(ohnehin nicht lukrativen) Job. So etwas gibt es also auch noch!
Ein anderer Kollege nahm in einer ironischen und satirischen Vorschau
eine Person richtig aufs Korn und ließ sie schlecht wegkommen, wie es sich halt
für eine Satire „gehört“. Er hatte die Rechnung jedoch ohne den
Wirt, besser gesagt, Rechtsanwalt gemacht. Er drohte ihm eine Klage an, falls
er diesen Angriff nicht zurücknähme. Der Kollege konsultierte ebenfalls einen
Juristen, der ihm umgehend riet, klein beizugeben und die anstehenden Kosten zu
bezahlen, damit die Sache keinen größeren Umfang annimmt. Man sieht,
Meinungsfreiheit bedeutet längst nicht Meinungsfreiheit, auch wenn es um eine
klar gekennzeichnete Satire geht.
Gut, dass es sich in beiden Fällen nur um Märchen handelte. In diesem
Zusammenhang mögen Sie sich lieber Leser, selbst Ihre Meinung über Kollegen
bilden, die sich in offiziellen Kleidungsstücken des jeweiligen Vereins auf der
Pressetribüne niederlassen.
Das Thema „Meinungsfreiheit“ kann jedoch auch anders
ausgelegt werden. Ich erinnere mich gut an die achtziger Jahre, als der
damalige KEV-Chef Hans-Ulrich Urban ins Kreuzfeuer der (Fan-)Kritik geriet. Stein
des Anstoßes war damals mit dem stämmigen Verteidiger Vic Stanfield die
Krefelder Ikone schlechthin. Urban verlängerte den Vertrag mit dem in die Jahre
(und Pfunde) gekommenen Defender nicht. Als einige Besucher mit einem
Transparent, dessen Aufschrift sehr explizit gegen Urban gerichtet war, das
Stadiontor passieren wollten, wurden sie von übereifrigen Ordnern am Betreten
gehindert. Flugs war Urban zur Stelle und erlaubte den Fans, die Halle zu
betreten und auch das Transparent zu entfalten. „Wir haben in Deutschland
Meinungsfreiheit“, erklärte der aus der ehemaligen DDR stammende
„Chef“.
Mir ging es ähnlich wie den Krefelder Fans. Auch ich machte gute
Erfahrungen mit der vielzitierten, aber in der Praxis mitunter nicht
durchzusetzenden Meinungsfreiheit. Als ich während der Zeit der Salzburger
Bemühungen, in der DEL unterzukommen, als Denkmodell vier Gruppen à vier Teams
(ohne Duisburg, jedoch mit Salzburg) konzipierte, prallte ich heftig mit
Duisburgs „Alleinunterhalter“ Ralf Pape und seinem Pressesprecher
Bülent Aksen zusammen. „Was willst du hier in Duisburg?“, schnauzte
Pape vor der wöchentlichen Pressekonferenz mich an. „Geh´ doch nach
Salzburg. Da bist du besser aufgehoben.“ Nach Austausch unserer
gegenseitigen Standpunkte gingen wir zwar nicht Arm in Arm zur Pressekonferenz,
hatten jedoch unsere Meinungsverschiedenheiten geklärt. Mein Kontakt zu diesem
Duo war und ist so gut wie eh und je.