Wie ich es sehe.... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Die Woche hatte es in sich, zumindest, was unsere Sportart betrifft. Zwei Meldungen haben sogar in Tageszeitungen Beachtung gefunden, was an sich schon selten genug ist.
Da ist zunächst der Fall Busch, der tatsächlich zu einem Fall geworden ist. Hat es Ihnen, lieber Fan, beim Lesen des CAS-Urteils genauso die Sprache verschlagen wie mir? Fast anderthalb Jahre nach dem Vorfall, der eher einem Dummenjungenstreich glich, wird dem Eisbären-Crack für zwei Jahre die Arbeitserlaubnis entzogen. Jetzt hoffe ich nicht, dass einige unserer Nationalspieler angesichts dieses lächerlichen Urteils kalte Füße bekommen. Nicht, dass sie wie der Hannoveraner Verteidiger Sascha Goc, die Nase vom mitunter schwer zu überschauendem Procedere der Dopingkontrollen voll haben und der Mannschaft, die den Bundesadler auf dem Trikot hat, „Tschö“, „Bye bye“ oder etwas Ähnliches sagen. Von einem Fall weiß ich aus erster Hand, dass der Junge wirklich überlegt, ob er weiterhin zum Kader gehören will.
Für mich ist nur eine Frage wirklich wichtig. Kann man innerhalb einer oder zwei Stunden den Körper total von verbotenen Substanzen befreien, sodass eine Einnahme von Dopingmitteln später nicht mehr nachgewiesen werden kann? Hierüber streiten sich ohnehin die Gelehrten, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich würde es im Fall Busch im übertragenden Sinn mit Adenauer halten, der Anfang der sechziger Jahre für die Beschmierer von Gräbern jüdischer Mitbürger Ohrfeigen als geeignetste Strafe vorschlug. Aber heutzutage würde bestimmt eine Horde von Rechtsanwälten auf den Plan gerufen werden. Dem gebürtigen Oberbayern soll eine saftige Geldstrafe für seine Dämlichkeit aufgebrummt werden, und basta! Ihm dürfte in der Zwischenzeit ohnehin der Hintern auf Grundeis gegangen sein.
Eine Meldung der „FAZ“ wurde in der letzten Woche verbreitet, nach welcher sich DEB-Multifunktionär Franz Reindl dahingehend äußerte, dass der Mannschaft bei der letzten (Katastrophen)-WM lediglich das Schussglück fehlte. Reindls „Chef“, DEB-Boss Uwe Harnos, wurde da schon deutlicher und sprach von Fehlern, die es abzustellen gilt. Friede, Freude, Eierkuchen sehen anders aus. Und dazu kommt auch noch, dass ein Termin, an dem Vertreter sowohl der DEL als auch des DEB teilnehmen sollten, derweil platzte. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Parteien nicht dermaßen entzweien und jede eine Mannschaft ins Rennen schickt wie weiland die US-Amerikaner bei der 1947-er WM in Prag. Als sicher scheint, dass Uwe Krupp mit seinem neuen Wohnsitz Köln weiterhin Bundestrainer bleiben wird. Zumindest die Lächerlichkeit, dass ein Trainer wie bei einer Hobbymannschaft nur erscheint, wenn ein Turnier ansteht, sind wir los. Vielleicht gehören jetzt auch die DEB-Pressemitteilungen der Vergangenheit an, die vom schier kaum zu bewältigenden Terminplan des Bundestrainers fabulieren.
Und dann gibt es noch den Fußball… Ist Ihnen aufgefallen, dass in einem Spiel der U21-EM neun(!) Akteure unserer Startelf Wurzeln im Ausland haben? Ich bin weit davon entfernt, diese Jungen zu diskriminieren, im Gegenteil; sie werden es sicher verdient haben, für Deutschland aufzulaufen. Ich bin mir sogar sicher, dass sie, im Gegensatz zu manchem „echten“ Deutschen, stolz darauf sind, das Trikot mit dem Adler zu tragen. Oft denke ich in diesem Zusammenhang an das übertriebene, aber hin und wieder zutreffende Zitat des längst verstorbenen Nachwuchs-Bundestrainer Hans Rampf. „Ein deutscher Junge lässt Sport treiben.“ Wussten Sie übrigens, dass sich zur Inline-WM der Frauen in Mailand zu wenige Mädchen bereit erklärt haben, für Deutschland zu spielen? Die ganze Chose hatte die jungen Damen jeweils rund 200 Euro gekostet. Ließ sich eine der Auserwählten enttäuscht vernehmen: „Mensch, zehn Tage Mailand für nur 200 Piepen! Wäre doch toll gewesen!“ Die „riesige“ Geldausgabe war den allermeisten der Talente wohl nicht zuzumuten. Hapert es da mit dem Nationalstolz oder der Motivation oder mit irgend etwas anderem, was kaum nachzuvollziehen ist?