Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, lieber Fan. Aber ich kann die WM
einfach nicht so schnell in die Schublade „Geschichte“ verbannen.
Der Auftritt unserer Truppe war so ungeordnet schlecht, dass er bei mir (und
bestimmt auch bei vielen anderen) Langzeitwirkung hinterlassen hat. Ein Spötter
behauptete dieser Tage, dass jeder deutsche WM-Besucher, so er denn zuvörderst
der Adlerträger wegen angereist war, eine Tapfermedaille verdient hätte.
Die Fakten sind niederschmetternd für eine Nation, die sich, zumindest
wie Optimisten seit dem Aufstieg von Amiens behaupten, auf dem Wege der
Besserung befand. Sie sind schnell aufgezählt: 15. Platz und somit sportlich
abgestiegen, in der Weltrangliste von Platz elf auf zwölf mit
„Körperkontakt“ zu Dänemark als dem 13. zurückgefallen, jedes Spiel
mit Ausnahme desjenigen gegen Zwerg und Aufsteiger Ungarn verloren. Dabei
hatten die Gegner unter anderem so „klangvolle“ Namen wie
Österreich, Frankreich und Dänemark. Geht es noch weiter hinunter, vielleicht
schon bei der nächsten WM in unserem eigenen Land? Da warten die Gruppengegner
Finnland, USA und Dänemark auf den Gastgeber, was nicht gerade Gutes verheißt.
Und ob die Aufsteiger Kasachstan und Italien tatsächlich schwächer sind als die
beiden heurigen Absteiger Österreich und Ungarn, wird sich erst (hoffentlich
nicht gegen die Unsrigen) zeigen.
Da ich den letzten beiden WM-Turnieren aus verschiedenen Gründen
ferngeblieben war, konnte ich das spielerische und kämpferische Niveau unserer
Nationalmannschaft nicht so recht einordnen. Ein kompetenter Kollege, der
sowohl in Russland als auch in Halifax vor Ort war, sagte, dass das Team unter
Bundestrainer Krupp nur ein schlechtes Spiel hingelegt hätte, und zwar im
vorigen Jahr in der Qualifikationsrunde gegen Gastgeber Kanada, das mit 10:1 an
die Ahornblätter ging. Das Vorrundenmatch gegen Norwegen (3:2 für die
Skandinavier) müsste man wegen der ungewöhnlichen Umstände (die
„Fälle“ Holland und Busch) ausklammern. Deswegen sollte man nicht
auf Krupp schimpfen. „Das Spiel gegen Frankreich war aber auch nicht
gut“, wandte ich ein. „Ja, stimmt, das war das zweite schlechte
Spiel.“ Nach den grauenvollen Partien gegen Dänemark, Österreich und
Ungarn sah ich ihn nur noch fragend an, sprachlos, genau wie er.
Schade nur, dass jetzt wieder die Ausländer an der ganzen Misere schuld
sind oder, besser gesagt, sein müssen. Sie müssen stets herhalten, wenn es mit
dem Nationalteam nicht richtig läuft. Dabei ist die Anzahl der
Kontingentspieler in den letzten Jahren reduziert worden. Krupps Vorgänger hatten es wesentlich schwerer
in bezug auf Konkurrenz mit denjenigen Cracks, die nicht innerhalb der
deutschen Grenzen geboren wurden bzw. unter das Ausländerkontingent fielen.
Ich wiederhole: Es ist dabei doch erstaunlich, dass unser Team nach
seinem sportlichen Aufstieg vor neun Jahren in Kattowitz selbst unter
schwierigeren Bedingungen auf Anhieb dreimal hintereinander das Viertelfinale erreicht
hatte, im finnischen Turku in der Runde der letzten Acht nur hauchdünn gegen
Kanada gescheitert war, und unter Zach lediglich bei dessen letztem Turnier vor
fünf Jahren in Prag die Segel vorzeitig streichen musste. Ich fragte
DEB-Präsident Uwe Harnos, ob er glaube, dass dies ein Zufall gewesen sei.
„Nein!“ knurrte der Kaufbeurer nur. Dieses eine Wort sagt doch
eigentlich alles, oder?