Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Die Meldung, dass Ex-Alpenvulkan Hans Zach zumindest für ein Jahr
aussetzt, trat angesichts der bevorstehenden Play-offs ein bisschen in den
Hintergrund. Dabei ist das deutsche Eishockey ohne den bald 60-Jährigen
gebürtigen Bad Tölzer kaum vorstellbar. Ich weiß noch genau, wie stolz der
Ex-Nationalstürmer war, als er sich, damals noch im beschaulichen Ratingen, als
erster Bandenchef im Eishockey Diplom-Trainer nennen durfte. Eine Stippvisite
in Bayreuth schloss sich an, bevor er mit der Düsseldorfer EG Anfang der
neunziger Jahre in der Bundesliga drei Meistertitel einheimste. „Was
verstehst du unter Erfolg?“ fragte er mich bei der WM 1990 in Bern, als
beim deutschen Team wegen der Krankheit Xaver Unsinns alles drunter und drüber
ging und Zach seine erste Rolle als Co-Kommentator (Günter-Peter Ploog:
„Hat der Zach einen Spitznamen, oder wie muss ich ihn anreden?“) beim
ZDF spielte. „Ist es Erfolg, wenn ich viele junge Burschen zu
Bundesligaspielern ausbilde? Oder zählen nur Titel als Erfolg?“ In der
DEL kam Hans Zach (noch) nicht zu Meisterehren.
Über die Zwischenstationen Bern, Kassel und Düsseldorf war Hans Zach in
Kassel wieder langfristig tätig. Vier Jahre lang prägte er das Image der Nordhessen,
ebenfalls genauso lange war er in Köln, wo jeder die Meisterschaft auf der
Rechnung hatte, verantwortlich an der Bande. Pech für ihn, dass die Domstädter
gerade Meister unter Interimstrainer Rich Chernomaz wurden, Zach mit den
Rheinländern zwar ins Finale vorstieß, den Titel jedoch nicht erfolgreich
verteidigen konnte. In Hannover, wohin er vor drei Jahren wechselte, war bisher
bereits im Viertelfinale bzw. im letzten Jahr sogar schon in der Qualifikation
Schluss.
Vielmehr machte er auf internationaler Bühne von sich reden. Ich
erinnere mich noch gut an sein erstes Auftreten in Sloweniens Hauptstadt
Laibach, wo er mit seinem Team in die Qualifikation zur A-Gruppe musste, an
dieser jedoch scheiterte. Noch heute sehe ich ihn nach dem letzten Match
wutentbrannt und mit hochrotem Kopf in der Türe zum Presseraum stehen. Die
Pressekonferenz hatte bereits begonnen, und er fragte auf gut Bayrisch, ob es
denn normal sei, ohne den Trainer einer der beteiligten Mannschaften schon
anzufangen. Wir deutschen Pressevertreter trauten uns wegen
„Eruptionsgefahr“ nicht, ihm zu sagen, dass wir der Moderatorin,
die uns vorher fragte, die entsprechende Erlaubnis gaben. Doch nach dem
anschließenden schmählichen vierten Platz bei der B-WM ging es aufwärts mit den
Buben des engagierten Oberbayern. Erster bei der nächsten B-WM, Erreichen des
Viertelfinals als Aufsteiger sowie bei den beiden darauffolgenden A-Turnieren
(was keinem seiner Nachfolger bisher gelungen ist) waren die Höhepunkte in der
internationalen Karriere des Mannes, der längst nicht der ewig schreiende Coach
ist, wie er gern präsentiert wird.
Ich jedenfalls bin gespannt, was Hans Zach für den Rest der Saison noch
alles in petto hat. Für mich ist es durchaus vorstellbar, dass er alles
dransetzen wird, um noch einmal zu einem großen Wurf auszuholen.
Doch jetzt sollten wir uns erst einmal auf die Viertelfinalserien
freuen, bei denen das rheinische Derby Düsseldorf gegen Krefeld und gerade das Nordduell
Hannover mit Hans Zach an der Bande gegen Wolfsburg mit seinem Bad Tölzer
Landsmann Toni Krinner (was ja auch eine Neuauflage des Pokalendspieles ist)
von besonderer Pikanterie sind.
Und zum Schluss das leidige Thema Doping. Da wurden sicher bei uns
Eishockeymenschen Stimmen laut, die unsere Sportart beim „Fall
Hoffenheim“ gegenüber dem Fußball im Nachteil sahen. Doch allzu schnell
sollten wir hier nicht urteilen. Tatsache ist (so es sich denn in beschriebener
Form abgespielt hat), dass der Hoffenheimer Dopingbeauftragte Peter Geigle die
Benachrichtigung der Spieler vor lauter Torjubel schlicht vergessen habe. Ob es
sich hierbei um ein Bauernopfer handelte, wie böse Zungen behaupten, kann wohl
kaum noch nachgeprüft werden. Beim „Fall Busch“ lag die Sache, wie
bekannt, ein bisschen anders. Da wurde der Akteur selbst angesprochen und hat
(zunächst) die Prozedur verweigert.