Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Mein lieber Scholli, war das ein Finale in der Punktrunde! Erst beim
Ertönen diverser Schlusssirenen stand fest, wer gegen wen (und vor allen
Dingen, wo) in der nächsten Runde antritt, bzw. die Qualifikation vermieden
hatte.
Leid tun können einem dabei die Frankfurt Lions. Der Verlierer des
letzten Spieltags ist in den ominösen 60 Minuten von Rang fünf und der Aussicht
auf lukrative Duelle gegen den Erzfeind Mannheim auf den neunten Platz
abgestürzt und muss jetzt in die „Quali“, wo die Mainstädter in den
beiden ersten Spielen nicht einmal Heimvorteil genießen und die qualierprobten
(wenn es ein solches Wort überhaupt gibt) Hamburg Freezers auf die Schützlinge
von Rich Chernomaz warten. Die Hansestädter sind übrigens der einzige Verein,
der alle drei Qualifikationen mitmacht(e).
Als Gewinner dürfen sich zuvörderst die Nürnberger sowie die Krefelder
fühlen. Nürnberg, krisengeschüttelt seit Wochen, ließ die Probleme in der
Kabine und gewann ausgerechnet gegen die Lions. Damit sind die fränkischen
Fabeltiere zum neunten(!) Male in Folge im Viertelfinale dabei. Glückwunsch an
Andy Brockmann, dem Senkrechtstarter unter den Trainern und ehemaligen
Sturmpartner des schon legendären DEG-Duos Peter John Lee und Chris Valentine!
Krefeld entkam um ein Haar dem totalen Absturz (falls man überhaupt von Absturz
beim Überraschungsteam der Liga sprechen kann) und rettete sich um Brustbreite
mit dem zweiten Sieg überhaupt nach der Länderspielpause ins Ziel.
Saisongewinner sind auch die Grizzly Adams Wolfsburg, die zum ersten
Mal in ihrer Vereinsgeschichte beim „positiven Nachschlag“ (der
negative wäre die Teilnahme an den Play-downs, aber sie sind ja abgeschafft
worden) dabei sind. Gratulation dieserhalb an Charly Fliegauf, den ich schon
als Spieler gut kannte, sowie Chefcoach Toni Krinner aus der deutschen
Trainerhochburg Bad Tölz. Und keinesfalls vergessen sollte man die Augsburger
Panther. Auch sie wurden vor der Saison nicht hoch gehandelt und hätten unter
„ferner liefen“ die Spielzeit beenden müssen, wäre es nach Wunsch
und Wille der Mehrzahl der Experten gegangen. Daher ebenso Glückwunsch an den
eigenbrötlerisch wirkenden, aber im privaten Bereich lustigen Manager Max
Fedra, Larry Mitchell als „Trainer des Jahres“ & Co.
Dabei überstand bisher nur ein einziges Mal ein
Qualifikationsteilnehmer die Runde der letzten Acht, das jedoch spektakulär.
Vor einem Jahr schaffte das Kunststück die Düsseldorfer EG. Als Nummer neun der
Punktrunde schlugen die Rheinländer Hannover als Achten und warfen anschließend
Nürnberg als Punktbesten(!) aus dem Rennen. Im Halbfinale scheiterten die
Schützlinge von Lance Nethery, der als Manager den Job des geschassten Slavomir
Lener in der Saison zusätzlich übernahm, am späteren Deutschen Meister Eisbären
Berlin mit dem ehemaligen DEG-Chefcoach Don Jackson an der Bande.
In den nächsten Tagen wird sich wieder eine Gretchenfrage stellen. Was
ist besser? Spielt man durch und bleibt
im Rhythmus oder macht man eine Pause, um die Kräfte neu zu bündeln? Ich wette
schon jetzt mit Ihnen, lieber Fan, was die Trainer sagen. Gewinnen die
Qualifikanten in den Viertelfinals, blieben sie im Rhythmus, verlieren sie, war
der Kräfteverlust zumindest teilweise schuld am Abflug.
Apropos Traineraussagen… Bernd Haake, Co-Trainer der Iserlohn
Roosters und Weltenbummler par
excellence, bekam geregelte Probleme im Verein, als er Torwart Norm Maracle
derbe in die Pfanne haute bzw. negativ kritisierte. Unter anderem war vom
„am schlechtesten trainierten Akteur, den man nicht hätte verpflichten
dürfen“ die Rede. Dabei hatte jeder Fan gesehen, wie es um den
„Dicken“, wie er zunächst im Sauerland liebevoll genannt wurde,
bestellt war. Haake heute am Telefon: „Es gibt wohl einen Ehrenkodex
unter den Trainern, dass höchstens zwischen den Zeilen etwas gesagt werden
darf.“ Ich frage mich, was denn besser ist, den Leuten zu sagen, was los
ist, oder so drumherum zu reden, dass sich der Zuschauer oder –hörer
veralbert vorkommt.
Wie gesagt: Man darf abwarten, wie sich die Trainer nach den
Viertelfinals äußern. Jedenfalls wünsche ich Ihnen spannende und vor allen
Dingen faire Spiele.