Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
„Mensch, benehmt euch doch! Wir sind doch nicht in
Weißwasser!“ So oder ähnlich war vor rund 20 Jahren der damalige
Stadionsprecher im Sportforum Berlin, Hans „Hanne“ Frenzel, zu vernehmen.
Irgendetwas war dem Oldtimer, der in der nächsten Woche stolze „80“ wird, sauer
aufgestoßen. Wahrscheinlich waren ein paar Fans zu laut für die Ohren der
Oberen. Eishockey war in der damaligen Hauptstadt der DDR beim Vorzeigeverein
Dynamo nicht in, verächtliche Kommentare, besonders wenn es gegen den Namensvetter
aus Moskau ging, schon gar nicht.
An all diese Vorkommnisse musste ich denken, als ich am
letzten Sonntag zum ersten Mal in der O2 World in unserer Hauptstadt war. Von
ein paar Unentwegten, die sich beim traditionellen Sommerturnier in der Eissporthalle
verliefen und einmal sogar von Frenzel persönlich über Mikrofon begrüßt wurden
(„und da sind auch noch zwei Gäste aus dem Westen“, wie er launig bemerkte),
bis hin zur modernen Multifunktionsarena, die auch gut gefüllt ist, wenn
Nobodies wie Kassel (man möge mir den Ausdruck in Nordhessen und Waldeck
verzeihen) den Eisbären ihre Aufwartung machen, war es ein langer Weg.
Im Eishockey ist Berlin wiedervereinigt, darüber gibt es
keinen Zweifel. „Hoffentlich kommen die Wessis auch“, bemerkte mein alter
Kollege Lothar Zoller während der letzten Finalrunde zwischen den Eisbären und
Köln (ja, so gut waren die Haie noch vor ein paar Monaten!). Denn in den
Wellblechpalast strömten so gut wie ausschließlich Fans aus dem Osten der
Hauptstadt. Ein paar Meter vom „West“-Berliner Stadtteil Kreuzberg entfernt und
direkt an einem Bahnhof gelegen, hat die neue Heimstätte der Eisbären schon
geografisch unübersehbare Vorteile gegenüber dem „Welli“. Und von daher ist es
auch gar nicht verwunderlich, dass ein Gutteil der Fans zwischen Spandau,
Zehlendorf und Reinickendorf beheimatet ist. Und dass die Stimmung in solch
großen Arenen nicht mitreißend ist, muss jeder verneinen, der schon einmal (und
nicht nur dort) seinen Fuß in die O2 World hineinsetzte.
Nebenbei bemerkt: Dass die Medienvertreter fast unter dem
Dach sitzen und die Spieler schon gut kennen müssen, wenn sie sie e r kennen wollen, ist ein Manko. Die ältere
Anschutz-Halle in Hamburg bietet der „Journaille“ den gleichen „Komfort“. Ob
Herr Anschutz generell etwas gegen diesen Berufszweig hat, weiß ich nicht.
Apropos Berlin… Da spielt auch ein gewisser Florian Busch mit
und das weiß Gott nicht schlecht, womit wir wieder beim Thema sind. Wir
erinnern uns, wie der gebürtige Tegernseer auf offensichtlich schnoddrige Art
die Tester abwies. Auch andere Fälle von Nachlässigkeiten der zu testenden
Akteure sind bekannt geworden. Im Zusammenhang mit den positiven Proben eines
Zweitligaspiels produzierte am Wochenende eine angesehene, eigentlich seriöse
Zeitung im Westen unserer Republik das Zitat „Das deutsche Eishockey bekommt
sein Doping-Problem nicht in den Griff.“ Offensichtlich hat die Chefetage
dieser Zeitung ihre Mitarbeiter nicht im Griff, denn sonst würden sie kaum so
einen aufgebauschten Blödsinn schreiben.
Und wenn sich der Ausdruck „Doping-Problem“ noch so
populistisch liest: Es besteht nach wie vor ein großer Unterschied zwischen
tatsächlichen Doping-Sündern, wie sie manche Sportarten (Beim Handball nimmt
man, wie mir berichtet wurde, Tabletten ein, um das Schmerzempfinden zu
lindern. Diese Pillen stehen merkwürdigerweise nicht auf der „Liste“.) reihenweise
hervorbringen, und solchen Personen, die schlampig mit den Vorschriften
umgehen, aber nie positiv getestet wurden. Das sollte man sich, meine ich,
stets vor Augen halten.